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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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schwächer, es wurde rasch kälter. Johann blieb vor einem großen Torbogen stehen, blickte hinein: Iim Innenhof war ein schiefwinkeliges kleines Haus mit eingedrücktem Strohdach, das an der Mauer eines mehrstöckigen Gebäudes zu lehnen schien, als müsste es verschnaufen.
    Johann und Elisabeth betraten den Innenhof. Sie blickten durch die kleinen Fenster des maroden Häuschens, aber es schien niemand daheim zu sein, nur die eingepferchten Hühner in den Kisten an der Hauswand.
    Plötzlich wurde ein Fenster im ersten Stock des Innenhofs aufgerissen, die Hühner begannen aufgeregt zu gackern. Johann blickte hinauf, ein dralles Weib beugte sich heraus. Die Haare klebten im verschwitzten Gesicht, sie hatte einen Holzkübel fest im Griff.
    „Was sucht ihr denn ihr da?“, keifte sie herunter.
    Johann wurde schlagartig bewusst, dass er nicht einmal den richtigen Namen des Preußen kannte.
    Egal.
    „Den Preußen und seine Frau suchen wir!“
    „Wen?“, kreischte sie
    „Den Preußen und –“
    „Ach so, den !“ Die Stimme der alten Frau war noch schriller geworden. Sie stellte den Eimer auf dem Fenstersims ab und wischte sich mit der schmutzigen Hand über das verschwitzte Gesicht. „Der ist im Moment dort, wo einer wie er hingehört!“ Sie machte eine kurze Pause. „Im Narrenkötterl vor der Schranne am Hohen Markt ist er! Und jetzt Grüß Gott!“
    Sie kippte den Eimer auf den Lehmboden hinunter, faulige Essensreste und die Notdurft. spritzten nach allen Seiten.
    Johann sprang zur Seite, um nicht getroffen zu werden, Elisabeth hielt sich angeekelt den Arm vor die Nase.
    „Vielen Dank, gnädige Frau!“, sagte Johann ätzend.
    „Ach, geht doch zum Teufel“, kreischte die Frau und schlug krachend das Fenster zu.
    Johann nahm Elisabeth am Arm. Sie zeigte naserümpfend auf den Abfall. „Von wegen, wir Bauern sind dreckig.“
    Die beiden verließen den Innenhof.
    Sie gingen durch die Schulter Gasse bis Unter die Tuchlauben und erspähten von dort bereits den Hohen Markt und einen großen Käfig.
    „Ich hab gedacht, dein Freund wär ein ehrbarer Mann?“, fragte Elisabeth.
    „Ehre schützt vor Willkür nicht“, entgegnete Johann ironisch. Auch er hatte sich das Wiedersehen anders vorgestellt.
    Die Glocken des Uhrtürmchens der Neuen Schranne, dem Gerichtsgebäude am Hohen Markt, beganenn zu schlagen. Vor dem Narrenkötterl, einem Menschenkäfig aus schwerem Eisen, patrouillierten gelangweilt zwei Wachen der Stadtguardia, mit Hellebarden bewaffnet. Im Käfig selbst waren einige Trunkenbolde, Unruhestifter, Vagabunden und Dirnen dem Spott der vorbeigehenden Bürger ausgesetzt. Die Frauen nutzten allerdings auch die Aufmerksamkeit, um ihre Reize zur Schau zu stellen und so für sich nach Absitzen ihrer Strafe zu werben.
    Vom nahegelegenen Fischbrunnhäusl, dem hiesigen Fischmarkt, wehte ein beißender Gestank von Fäulnis und übertünchte damit spielend die Ausdünstungen, die aus dem Narrenkötterl kamen.
    „Diese Stadt stinkt fürchterlich“, sagte Elisabeth.
    „Bei den Bauern riecht’s auch nicht nur nach Blumen“, sagte Johann und grinste.
    „Aber wir werfen nicht alles auf die Straße.“
    Ein betrunkener, offensichtlich wohlhabender Bürger schwänzelte mit verschmitzten Augen vor dem Käfig hin und her. Er stellte sich vor eine der verlebt aussehenden Frauen, vor- und zurückschwankend, und grinste sie dummdreist an. Als sie in ihre Bluse fassen wollte, um zu zeigen, dass sie immer noch jeden Kreuzer wert war, wurde es einer der Wachen zu viel.
    „Weg mit dir!“ Er stieß mit der Hellebarde heftig gegen das Gitter, worauf die Frau zurückschreckte. „Und Ihr auch“, befahl er dem Freier.
    Der Mann baute sich vor dem Wachtposten auf. „Wollt Ihr einem Edelmann verbieten, einer Dame den Hof zu machen?“, lallte er.
    Der Wachposten grinste. „Das ist keine Dame, und Ihr seid kein Edelmann! Ich sag’s kein zweites Mal!“ Seine Handbewegung war eindeutig.
    Der Bürger schien zu überlegen, verließ dann aber schwankend den Platz.
    Johann und Elisabeth hatten das Schauspiel beobachtet. „Bleib vom Käfig weg, Elisabeth, ich komme gleich wieder.“ Er ging zu der Ecke des Menschenkäfigs, die am weitesten von den Wachen entfernt war.
    Die Inhaftierten blickten ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Hoffnung auf Almosen an. Nur ein Mann, der im Schatten hockte, zeigte keine Regung. Johann lehnte sich gegen die Käfigstäbe und pfiff leise in dessen Richtung.
    „Man sagt die Preußen kämpfen

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