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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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von Abt Bernardins Sprüchen. Warum fiel ihm das jetzt ein? Und warum hatte er das Gefühl, dass es wichtig war, in den Dom zu gehen?
    „Gut, aber nur kurz.“
    Der vorgelagerte Friedhof, den sie jetzt durchschritten, war mit Gräbern völlig überfüllt, und die Magdalenskapelle, die in seiner Mitte stand, wirkte neben der alles überragenden gotischen Kathedrale wie ein Spielzeug.
    Sie kamen zur Westseite, und auf einmal sahen sie sich einem riesigen Tor gegenüber. Elisabeth blieb stehen und musterte fasziniert die Relieffiguren, die sich auf den ersten Blick völlig chaotisch, auf den zweiten aber in einer eigenartigen Ordnung um das Tor reihten. Sie ließ die Bilderflut auf sich einwirken und kam sich auf einmal sehr klein vor, hier vor diesem riesigen Portal, in dieser fremden Stadt …
    Im Inneren des Domes war es dunkel, Elisabeth konnte im ersten Moment nichts erkennen. Sie hörte nur die hallenden Schritte der Menschen und fühlte, wie steinerne Kälte und der Geruch von Weihrauch sie einhüllten. Dann gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und als sie sah, was sich vor ihr auftat, blieb sie stehen, wie im Schock.
    Die Nachmittagssonne fiel durch die riesigen Buntglasfenster und tauchte das Innere in ein facettenreiches Licht. Das Hauptschiff, auf den Altar ausgerichtet, schien sich mit aller Kraft in den Himmel strecken zu wollen, eingefangen nur durch das mit Fresken geschmückte Kreuzrippengewölbe.
    Wer vermochte ein solches Werk zu erbauen?
    In tiefer Ehrfurcht tauchte Elisabeth die Finger in das steinerne Weihwasserbecken, machte einen Knicks und bekreuzigte sich. Sie ging zu den schmiedeeisernen Ständern, auf denen ein Meer aus Kerzen brannte, nahm eine frische Kerze vom Boden und entzündete sie. Johann trat an ihre Seite, warf einen Kreuzer in die Kollekte und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    „Für Vater und Großvater“, flüsterte Elisabeth.
    Johann schloss kurz die Augen und gedachte Elisabeths Großvater, den er als aufrechten und herzensguten Mann immer in Erinnerung behalten würde.
    An das Ungeheuer, zu dem Elisabeths Vater geworden war und das er schließlich hatte töten müssen, verschwendete er keinen Gedanken.
    „Lass uns den Rest des Doms anschaun“, drängte Elisabeth.
    Johann nickte. Er wollte zwar so schnell wie möglich den Preußen finden, aber auf die eine Stunde mehr oder weniger würde es jetzt wohl auch nicht mehr ankommen. Seit sie im Dom waren, wirkte Elisabeth so glücklich wie schon lange nicht mehr.
    Sie schlenderten das Hauptschiff des Langhauses entlang, dessen linkes Seitenschiff ein Marienprogramm darstellte, das rechte war den Aposteln gewidmet, gesäumt von Pfeilern und zahlreichen weiteren Altären. In den wuchtigen Holzbänken saßen und knieten Bürger und Reisende, ins Gebet vertieft.
    Sie passierten die Kanzel, die einer Blume gleich aus dem Kanzelfuß wuchs und deren Handlauf von Fröschen und Lurchen bevölkert war, die sich ineinander bissen. Der ewige Kampf von Gut gegen Böse, dachte Elisabeth ehrfürchtig.
    Plötzlich fuhr ein glühender Schmerz vom Hals durch ihren Körper, sie stöhnte unwillkürlich auf.
    „Was ist mir dir?“ Johann nahm sie am Arm, blickte sie besorgt an.
    Der Schmerz ging in das verhasste Pulsieren über.
    „Es ist nichts.“ Sie ging los, ließ die Kanzel hinter sich.
    Johann folgte ihr zögernd.
    Schließlich kamen sie zum Hauptaltar, der bildgewaltig die Steinigung des Heiligen Stephanus darstellte, im Hintergrund eine Menschenmenge, die von anderen Heiligen bevölkert war.
    Elisabeth machte wieder einen Knicks und bekreuzigte sich. Dann starrte sie das Bild des Heiligen an, ließ sich darin versinken, während es in ihr pulsierte, in ihren Ohren dröhnte, und –
    Das Pulsieren hörte auf.
    Elisabeth wartete einige Augenblicke, aber es war weg, und nicht nur das – so stark hatte sie sich nicht mehr gefühlt, seit sie den Semmering überquert hatten.
    Ihre Augen fielen auf den Heiligen Stephan, auf den Altar, auf die Gewölbe.
    War es dieser Ort, war es die Stadt? War Gott stark in dieser Stadt, in ihren Kirchen? Und wenn ja – gab es hier Hoffnung für sie? „Ich will mich in der Stadt noch ein wenig umsehen“, flüsterte sie Johann zu, um die Betenden nicht zu stören.
    „Wir sollten den Preußen suchen, sonst haben wir heut Nacht kein Dach über dem Kopf“, entgegnete dieser mit Nachdruck.
    Elisabeth senkte leicht den Kopf und sah ihn mit großen Augen an. Johann seufzte. „Also schön, aber noch

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