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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Nacht!“, tönte es, gefolgt von einem Poltern. Josefa musste wohl in ihr Bett gefallen sein.
    Johann holte Strohsack und Filzdecke vom Fuß der Treppe. Er schob den Strohsack unter den Holztisch und breitete die Decke für Elisabeth auf.
    „Tut mir leid, dass ich sie so angefahren habe, Johann.“
    „Mach dir keinen Kopf, sie hat’s dir sicher nicht übelgenommen.“
    „Meinst du?“
    Johann nickte. „Denk daran, dass sie in einem Bierhaus arbeitet – bei den ganzen Besoffenen musst du dir so ein Maul zulegen. Außerdem waren die Wiener immer „goschert“, wie man hier sagt. Aber wenn’s drauf ankommt, kann man sich auf sie verlassen. Das haben die Türken blutig erfahren müssen.“
    Elisabeth wusch sich das Gesicht in einem Holzeimer, dann legte sie sich auf den schmalen Strohsack.
    „Gute Nacht“, murmelte sie.
    „Schlaf gut.“ Johann rollte sich auf der Bank zusammen und war sofort eingeschlafen.
    XXXVII
    Der Klang einer zufallenden Türe schreckte Johann und Elisabeth aus dem Schlaf.
    Josefa stand in der Stube, die Arme auf die Hüften gestützt. „Auch schon wach, ihr Schlafmützen?“, tönte sie mit lauter Stimme. „Ist schon fast sieben durch, da sind manche von uns schon wieder müde!“
    Tageslicht fiel durch die kleinen Fenster und schmerzte in Johanns Augen. Das Bier und den Schnaps von gestern klopften in seinen Schläfen.
    Elisabeth zog sich die Decke über den Kopf.
    Josefa stellte ein Holzbrett mit einem Laib Brot und einen Krug mit Ziegenmilch auf den Tisch. „Nehmt’s euch ruhig.“
    Sie riss sich ein Stück vom Brot ab, trank einen kräftigen Schluck aus dem Krug und ging dann in den Hof hinaus.
    Johann rappelte sich auf, ging zum Tisch und nahm sich ebenfalls ein Stück Brot. Leicht benommen kaute er vor sich hin. Als das Brot in seinem Mund immer mehr zu werden drohte, spülte er es mit der Milch hinunter, die lauwarm und wohl erst vor kurzem gemolken worden war. An jedem anderen Tag hätte Johann die Milch wunderbar gemundet, aber heute nicht.
    Er ignorierte die aufkommende Übelkeit und versuchte dem Pochen in seinen Schläfen keine Aufmerksamkeit zu schenken.
    Plötzlich drang lautes Gekeife von draußen herein. Johann beschloss, da Elisabeth wieder eingeschlafen war, nach draußen zu gehen. Die frische Luft würde ihm gut tun, außerdem war er neugierig, was im Hof vor sich ging.
    Josefa stand im Hof. „So eine Drecksau, die da oben!“, schimpfte sie, während sie einen Kübel Wasser über die Exkremente schüttete, die gestern vor Johanns Augen aus dem ersten Stock gekippt worden waren. Johann ging zum Brunnen, der in der Hofmitte stand, und betätigte die Kurbel, um mehr Wasser heraufzuholen.
    „Die weiß genau dass es verboten ist, seinen Dreck direkt auf die Straße zu kippen, und deshalb leert sie mir alles vor die Nase!“ Josefa blickte zu den Fenstern des ersten Stocks. „Und jetzt ist sie natürlich zu feig, dass sie herausschaut, sonst würd ich ihr ihren Dreck eigenhändig in die Wohnung zurückschmeißen!“, fauchte sie und machte eine drohende Geste nach oben. Sie ging zum Brunnen, Johann füllte ihren Kübel mit frischem Wasser auf.
    „Dank dir, Johann. Das war mal ein sauberes Viertel, damals als noch mehr Juden hier gewohnt haben. Aber mit solchen Schweinen wie dort oben …“ Sie bemühte sich, zur Ruhe zu kommen. „Die sammelt wahrscheinlich ihren Dreck und den vom Herrn Gemahl eine Woche lang in ihrem Loch, damit sie nicht zu oft zum Ausleeren gehn muss. Möcht nicht wissen, wie’s bei denen stinkt!“ Josefa spuckte auf die Hauswand.
    Sie nahm den Kübel und spülte damit den letzten Rest Dreck weg. „Wie heißt’s so schön: Familie und Nachbarn kann man sich nicht aussuchen.“
    Johann nickte wortlos, während er einen neuen Eimer frischen Wassers aus der Tiefe kurbelte. Er stellte den Kübel am Brunnenrand ab, holte tief Luft und tauchte seinen Kopf hinein.
    Die Kälte des Wassers war ein Schock, der alles andere verdrängte: das Pochen in den Schläfen, den pelzigen Geschmack im Mund und das fahle Gefühl auf den Wangen.
    Es war herrlich.
    Als er den Kopf wieder herauszog, grinste ihn Josefa an. „Unseren Schnaps musst halt packen, das ist was anderes als das verdünnte Zeug bei euch im Gebirge.“
    Johann lachte. „Solltest du mal nach Tirol kommen, trink erst einen Krautschnaps – dann reden wir weiter.“
    „Nur um euch unter den Tisch zu saufen, muss ich nicht nach Tirol.“ Josefa nahm ihm den Kübel aus der Hand und verschwand

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