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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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werde versuchen herauszufinden, was Pater Bernardus vorhat. Habt Geduld und versucht nicht, Wände einzurennen. Dafür wird später immer noch genug Zeit sein. Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam.“
    Er wartete auf eine Antwort, aber der andere schwieg. Pater Virgil seufzte und verließ den Raum.
    Die Tür fiel zu, Stille füllte die Kammer.
    „Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam“, flüsterte von Freising schließlich. Er wusste, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen war.
    XXXIX
    Es war ein Tag, der für einen Spaziergang wie geschaffen war. Die erste Frühlingssonne kitzelte die Nase, ein warmer Wind vertrieb die Gerüche aus den Straßen und Gassen. Johann und Elisabeth schlenderten durch Wien, bestaunten die kaiserliche Burg, das Bürgerspital und aßen auf dem Neuen Markt Powidltascherl, eine süße Wiener Spezialität.
    Mit vollem Bauch machten sich Johann und Elisabeth auf zur Schranne, um den Preußen abzuholen. Doch ein Menschenauflauf hinderte sie am Weiterkommen.
    „Was ist denn da vorne los?“ Elisabeth stellte sich auf die Zehenspitzen, um mehr sehen zu können.
    „Ich weiß es auch nicht, ich seh nur ein Podest, und –“
    Jetzt sah auch Elisabeth das Podest, und den hageren Mann, der hinaufstieg. Der Mann drehte sich zu den Menschen, seine Stimme hallte über den Platz.“Der Vagabund und Tunichtgut Walter P. wurde auf frischer Tat ertappt, als er den redlichen Bürger Ignaz Seifried bestehlen wollte, während diesen seine Angetraute, die hier anwesende und ebenfalls angeklagte Traude K. ablenkte.“ Der Scharfrichter machte eine theatralische Pause, um den zusammengelaufenen Bürgern Zeit für Buh-Rufe und Schreien nach Sühne zu geben.
    „Da ihre Schuld zweifelsfrei bewiesen ist, ordne ich hiermit die Vollstreckung der Schandstrafen an, sodass eine jede Stadt, ein jedes Dorf und ein jeder Mann in Zukunft ihre Hinterlist zu erkennen und sich davor zu schützen vermag!“
    Die Delinquenten wurden von vier kräftigen Männern auf das Podest gezerrt. Der Mann war zerlumpt und machte einen verwirrten Eindruck, die Frau schrie hysterisch.
    Zwei der Männer packten den Delinquenten und drückten seinen Kopf auf den Richtblock. Als sich der Scharfrichter mit einem handlangen, fein gezackten Messer näherte, versuchte sich der Verurteilte loszustrampeln.
    Vergebens.
    Mit wenigen Bewegungen wurde dem Verurteilten die Nase vom Ansatz bis zur Oberlippe abgeschnitten. Blut schoss aus dem Stumpf, der Mann begann heftig zu röcheln und sich an seinem eigenen Blut zu verschlucken.
    Die Frau fing an zu weinen und wandte ihr Gesicht ab, die Menge tobte vor Begeisterung. Elisabeth presste ihren Kopf an Johanns Brust und schloss die Augen.
    Einer der Männer drückte dem Delinquenten ein glühendes Eisen auf den Stumpf, die Blutung hörte abrupt auf, der Dieb verlor das Bewusstsein. Die Männer warfen den Verstümmelten neben das Podest und wandten sich der Frau zu.
    Wie eine Feder trugen sie die Frau, die sich verzweifelt wand, zum Richtblock und drückten sie mit dem rechten Ohr in die Blutlache.
    „Bitte, hab Mitleid, ich hab fünf Kinder zu ernähren“, flehte sie.
    Der Scharfrichter beugte sich schweigend über sie und trennte ihr mit groben Schnitten zuerst das linke, dann das rechte Ohr ab. Die Frau schrie, schrill und ohrenbetäubend, dann wurde ihr das glühende Eisen auf die Wundlöcher gedrückt.
    Sie verlor das Bewusstsein, die Menge applaudierte und johlte lautstark. Die Frau wurde neben ihren Mann geworfen, beide lagen reglos nebeneinander.
    Jetzt begann sich die Menge aufzulösen, begeistert sprachen die Menschen über das Spektakel und dass die Stadt nun wieder ein bisschen sicherer geworden sei.
    Elisabeth hatte die Augen immer noch geschlossen. Die Verstümmelung war schon schlimm gewesen, aber die Begeisterung der Menschen, das Schreien und das Toben, waren für Elisabeth noch schlimmer, ihr war übel.
    Johann küsste sie auf die Stirn. „Es ist vorbei“, sagte er und strich ihr über die Haare. „Es waren unredliche Leut, denk dran. Was würd aus uns werden, wenn man uns die Geldkatze rauben würd?“
    „Menschen sind’s trotzdem“, erwiderte Elisabeth trotzig und wischte sich Tränen aus den Augen. Sie sah die Blutspritzer auf dem Platz, sah die beiden reglosen Gestalten neben dem Podest. Alle Leichtigkeit, die sie heute während des Spazierganges empfunden hatte, war verflogen, die Hoffnung, die gestern vor der Pestsäule in ihr aufgestiegen war, vergessen. Das Sonnenlicht war nicht mehr

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