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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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im Haus.
    Als Johann in die Stube kam, saß Elisabeth leicht benommen am Tisch, fest in die Filzdecke eingewickelt, und aß mit gehörigem Appetit.
    „War wohl zu wenig, die Haxe gestern?“, stichelte Josefa und begann, mit dem Gluthaken die verkohlten Reste des Brennholzes in die Aschenlade zu schieben.
    „Viel zu wenig, und gut war sie auch nicht“, antwortete Elisabeth trocken.
    Josefa legte den Gluthaken weg. „Du lernst schnell.“ Sie zwinkerte Elisabeth zu.
    „Ich hab wieder mehr Appetit“, sagte Elisabeth. „Ist wahrscheinlich, weil der Frühling da ist.“
    „Oder es liegt an der Wiener Küche. Wie auch immer – der Heinz kommt heut raus, hat er mir in der Früh gesagt. Wenn ihr wollt, könnt ihr ihn am Nachmittag abholen. Ich bereit dann in der Zwischenzeit eine anständige Brotzeit vor.“
    „Klingt doch wie ein Plan“, sagte Johann.
    Elisabeth legte das Brot weg. „Johann, sehen wir uns die Stadt an? Zeit haben wir, und ich war gestern so müde, dass ich nur die Hälfte mitbekommen hab.“
    Johann zögerte. Je mehr sie sich draußen sehen ließen, desto höher die Gefahr, dass ihn jemand erkannte.
    Johann List, Deserteur. Tot oder lebendig.
    „Johann?“ Elisabeth blickte ihn hoffnungsvoll an.
    Er schüttelte langsam den Kopf. „Eigentlich wollt ich dir Medizin besorgen, damit’s dir –“
    „Aber es geht mir schon viel besser.“
    Johann sah sie prüfend an. Es stimmte – sie sah gut aus, beinahe wie damals im Dorf, bevor alles begonnen hatte. Wenn es ihr so wichtig war, konnte die Medizin noch einen Tag warten. „Na gut … Dann machen wir das.“
    Elisabeth strahlte.
    XXXVIII
    Ein Pochen riss von Freising aus dem Schlaf. Überrascht rieb er sich die Augen, er musste eingenickt sein. Schlaftrunken öffnete er die Tür seiner Kammer.
    Pater Virgil stand vor ihm und blickte sich nervös um.
    „Ihr gestattet?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein, von Freising schloss die Tür hinter ihm, unsicher, was der Besuch zu bedeuten hatte. Noch nie hatten Gespräche zwischen ihm und seinem Oberen in dieser Kammer stattgefunden, die schon für einen Mann beinahe zu klein war.
    „Kommt ihr meinen Hausarrest kontrollieren?“, fragte von Freising müde.
    „Nichts liegt mir ferner, lieber Freund“, begann Pater Virgil, „Ihr müsst verstehen, dass ich nur so handeln konnte. Es war die einzige Möglichkeit, damit die anderen die Füße stillhalten und wir etwas Zeit gewinnen. Und glaubt mir – ich war genauso überrascht wie Ihr, Bernardus muss diesen Schritt schon vor Jahren geplant und alles entsprechend eingefädelt haben.“
    „Aber warum –“
    Virgil legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wer Wunder erschafft, vergrößert den Einflussbereich seines Ordens. Und damit seiner eigenen Macht. Ihr hingegen wart immer darauf bedacht, für das Allgemeinwohl und weniger für die Mächtigen Sorge zu tragen. So gesehen wart Ihr für Eure Aufgabe eigentlich ungeeignet.“
    „Dann hätte ich vielleicht eines anderen Lehrmeisters bedurft.“ Von Freising blickte Pater Virgil in die Augen.
    Dieser lächelte unmerklich. „Trotzdem wundert mich Eure Aussage – was hat Euch dazu bewogen?“
    Von Freising setzte sich auf seine Schlafbank und rieb sich über das Gesicht, als wollte er sich den Schmutz der Lüge abwischen. „Was ich gesagt habe, stimmt im Kern. Dass ich nichts von Johann und Elisabeth erzählt habe, lag daran, dass sie, sagen wir, nicht um Aufmerksamkeit bedacht waren. Und weil ich sie vor kurzem hier in Wien angetroffen habe, durfte ich sie erst recht nicht erwähnen. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Bernardus sie näher –“ er machte eine Pause, „befragt hätte.“
    Virgil nickte. „Für und nicht gegen die Menschen denkend. Eure größte Zier – und Eure größte Schwäche.“
    Von Freising blickte dem Pater in die Augen, er fühlte Zorn in sich aufsteigen. „Beides sind gute Menschen, die nur in Ruhe gelassen werden wollen. Und dass dieser Kajetan Bichter ein Zerrissener war, der lieber das sah, was er sehen wollte, das habe ich Euch immer schon gesagt.“ Seine Stimme war lauter geworden.
    „Beruhigt Euch“, sagte Pater Virgil, ebenfalls mit Schärfe in der Stimme. „Ich weiß selbst, dass die Ereignisse in dem Dorf mehr mit Aberglaube als mit göttlicher Weisung zu tun hatten. Aber es gibt andere, mächtige Personen, die das eben nicht so sehen wollen.“
    Von Freising starrte seinen Vorgesetzten wortlos an. Dieser wandte sich zur Tür. „Ich

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