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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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angenehm und wärmend, es reflektierte sich im Blut auf dem Boden und stach ihr in den Augen, wie gestern bei der Spinnerin am Kreuz.
    Und ihr Hals begann zu pochen, lautlos und unaufhörlich …
    Johann wollte gerade zum Narrenkötterl aufbrechen, als er auf einmal eine unmerkliche Berührung an seiner Seite spürte. Reflexartig griff er hin, aber es war zu spät – die Geldkatze, die er an der Innenseite seines Hemds verborgen hatte, war herausgeschnitten worden. Er blickte um sich, sah den Mann in abgerissener Kleidung, der auf einmal seine Schritte beschleunigte.
    „He –“, schrie Johann, „bleib stehen!“
    Der Mann rannte blitzschnell los, Johann lief ihm, alles um ihn herum vergessend, insbesondere Elisabeth, die verloren mitten auf dem Hohen Markt zurückblieb.
    Der Mann bog am Ende des Marktes scharf rechts ab und hätte beinahe zwei Stadtguardisten über den Haufen gerannt. Johann folgte ihm in einigem Abstand und schrammte ebenfalls knapp an den Wachen vorbei.
    „Da soll doch – stehen geblieben, alle beide!“
    Im Laufen drehte Johann sich um – die Stadtguardisten hatten die Verfolgung aufgenommen.
    Der Räuber rannte, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her, schlug Haken zwischen den Passanten und suchte nach einer Möglichkeit, seinen Verfolger abzuschütteln.
    Johann konnte seinen Abstand schnell verringern, auch wenn ihm das Herz bereits bis zum Halse schlug.
    Hab dich gleich!
    Der beleibtere der beiden Stadtguardisten hatte bereits aufgegeben und blieb keuchend an eine Hausmauer gelehnt zurück, seine Hemd bis zum Bauchansatz aufgerissen, damit sein dicker Hals mehr Luft bekommen konnte. Der andere fiel immer mehr hinter Johann zurück.
    Der Verfolgte hastete eine schmale Gasse hinauf und blickte zurück: Johann war ihm dicht auf den Fersen, weiter hinten hetzte der Guardist mit der Hellebarde. Ein Fuhrwerk kam ihm entgegen, der Räuber witterte seine Chance.
    Er lief direkt auf das stämmige Ross zu, das einen mit schweren Fässern beladenen Wagen zog. Kurz vor dem Pferd ließ er sich zu Boden fallen, rutschte seitlich an ihm vorbei und ergriff einen herunterhängenden Lederriemen des Zaumzeuges. Durch den heftigen Zug irritiert scheute das Pferd und machte einen Satz zur Seite, wodurch sich die Achse des Fuhrwerks verspannte und das Fuhrwerk langsam umkippte. Der Kutscher sprang fluchend vom Bock, die schweren Fässer schlugen hart auf den groben Pflastersteinen auf und barsten. Die Gülle schoss einer Springflut gleich die Gasse hinunter.
    Plötzlich riss der Lederriemen, der Räuber rutschte auf den nassen Pflastersteinen aus und fiel in die Gülle. Einen Augenblick später begrub ihn das Fuhrwerk unter sich.
    Johann sah den Arm des Räubers, der unter dem Fuhrwerk herausragte und noch immer seine Geldkatze umklammerte. Er beugte sich hinunter und nahm die Geldkatze wieder an sich. Die Finger des Räubers verkrampften sich und entspannten sich dann für immer.
    „Hab ich dich, du Hund.“ Johann fuhr herum – der Stadtguardist lief völlig außer Atem auf ihn zu, seine schwere Hellebarde kaum noch im Griff. Es war zu spät, um zu entkommen, der Guardist zu nahe. Johann konnte nur noch handeln, und das tat er. Als der Guardist einen Ausfall mit der Hellebarde machte, duckte sich Johann blitzschnell, war einen Herzschlag später hinter dem Guardisten und hieb ihm die Faust ans Ohr. Der Guardist heulte auf und ließ die Hellebarde fallen. Johann gab ihm einen Tritt, dass der Mann gegen eine Hauswand knallte, drehte sich um und verschwand zwischen den gaffenden Menschen.
    XL
    Johann saß auf dem Lehmboden neben dem Ofen und ließ einen Kreuzer zwischen seinen Fingern hin- und herwandern. Noch immer ärgerte er sich über sein törichtes Verhalten heute Nachmittag. Er war zurück zum Hohen Markt gehetzt, hatte Elisabeth aber nicht finden können. Also war er zum Haus des Preußen zurückgekehrt, wo Josefa und Elisabeth ihn erwartet hatten. Die Erleichterung, die Johann bei Elisabeths Anblick empfunden hatte, war schnell in Schuldbewusstsein umgeschlagen.
    Elisabeth saß am Tisch, würdigte ihn jedoch keines Blickes. Ihre Augen verrieten, dass sie vor kurzem noch geweint hatte.
    Josefa warf Johann einen verärgerten Blick zu. „Gut gemacht – eine Frau, die sich in Wien nicht auskennt, allein zurücklassen.“
    Nur ein Tor vermag nicht die eigene Schuld einzugestehen. Du Tor!
    Er stand auf und ging zu den beiden Frauen. „Ich möcht mich aufrichtig entschuldigen,

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