Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
Vom Netzwerk:
Brüder, das stimmt so leider nicht.“
    Von Freising zuckte zusammen, als wäre neben ihm ein Blitz eingeschlagen.
    Bernardus grinste selbstgefällig. „Dann berichtet doch, was Ihr erlebt habt, Bruder Basilius!“
    Pater Virgil schlug mit der Faust auf den Tisch. „Bei allem Respekt, seit wann erhört man hier das Wort eines Novizen?“
    Basilius machte unwillkürlich einen Schritt zurück.
    „Aber, aber, lieber Bruder Virgil“, sagte Bernardus, seine Stimme klang gefährlich ruhig. „Wenn ein Kelch Wein umfällt und es waren drei Menschen im Raum, dann wird es mindestens drei verschiedene Meinungen dazu geben. Besonders wenn jemand bewusst versucht, den wahren Grund für das Umfallen des Kelches, sagen wir, zu beschönigen.“ Bei den letzten Worten blickte er von Freising durchdringend an.
    „Nicht zuletzt deshalb hat man den Novizen Basilius Sovino mitgeschickt, denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei, habe ich recht?“
    Von Freising spürte, wie ihm das Blut in den Ohren rauschte. „Und mir habt Ihr glauben gemacht, er hätte ein Schweigegelübde abgelegt. Das ist –“ Er sprang erbost auf.
    „Beruhigt Euch doch, Bruder Konstantin“, fuhr Bernardus ruhig fort. „Er hatte ja auch ein Schweigegelübde abgelegt. Von dem ich ihn heut morgen erst entbunden habe.“
    Von Freising kochte innerlich. Dass er für die Dominikaner nicht viel übrig hatte, war ein offenes Geheimnis, aber einen Novizen als Kontrolle mitzuschicken, das war sogar für Pater Bernardus dreist.
    „Wenn Ihr denkt, dies sei nicht rechtens –“, Bernardus machte eine wohlüberlegte Pause, „dann solltet Ihr Eure Bedenken vielleicht in Rom äußern.“
    „In Rom?“, entfuhr es dem Bischof.
    „Basilius Sovino ist ein persönlicher Schützling unseres Papstes. Und auf dessen ausdrücklichen Wunsch mit auf die Reise gegangen. Ich dachte, Ihr hättet das gewusst?“ Bernardus zog einen Brief mit aufgebrochenem Siegel hervor.
    Pater Virgil sprang auf. „Das ist doch –“
    Bischof Harrach machte mit einer Geste klar, dass sich die Anwesenden zu beruhigen hatten. Virgil und von Freising setzten sich wieder.
    „So sprecht, Basilius“, forderte der Bischof den Novizen auf.
    Als Basilius geendet hatte, herrschte Totenstille im Raum.
    Von Freising starrte das Fresko an der Wand an, er wusste, was kommen würde. Wenn er Glück hatte, würden sie ihn nur –
    „Was habt Ihr dazu zu sagen, Bruder von Freising?“ Die Stimme von Bernardus klang mehr denn je wie die eines Bluthundes.
    Von Freising atmete tief durch, dann blickte er den Bischof an. „Es stimmt, was der Novize sagt. Der Grund, warum ich –“
    „Der Grund steht momentan nicht zur Debatte!“, unterbrach ihn der Dominikaner. Der Bischof sagte nichts, es war klar, wer im Moment die Autorität im Raum verkörperte. „Aber man fragt sich doch, was Ihr uns sonst noch verheimlicht habt.“
    Pater Virgil wandte sich an von Freising, seine Stimme klang müde. „Hiermit muss ich Euch unter Hausarrest stellen, Bruder Konstantin, so leid es mir tut.“
    Die Worte seines Oberen trafen von Freising wie eine Ohrfeige. Es war vorbei, die Dominikaner hatten ihn erfolgreich diskreditiert und konnten nun einem ihrer Leute seine Aufgabe übertragen. Und er würde als Dorfpfarrer in irgendeiner Enklave enden oder als Archivar sein Dasein fristen. Von Freising schauderte bei dem Gedanken.
    „Werte Herren, es ist spät geworden, und ich bin mir sicher, wir können dieses Missverständnis zu einem geeigneteren Zeitpunkt aus der Welt schaffen.“ Der Bischof stand auf und gab damit das Zeichen zum Aufbruch.
    „Aber natürlich“, gab sich Pater Bernardus unschuldig. „Ich bin mir sicher, dass es sich um ein reines Missverständnis handelt. Nichts, womit man den Heiligen Vater in Rom belästigen müsste.“
    Die Augen des Bischofs zuckten unmerklich, von Freising erkannte, dass der Dominikaner ins Schwarze getroffen hatte.
    Der Bischof verließ den Raum, die Oberen der Franziskaner und Kapuziner folgten ihm.
    Voller Zorn blickte von Freising Basilius an. „Das ist also der Dank, dass ich dir in den letzten Monaten mehrmals das Leben gerettet habe?“
    „Ich befolge nur meine Befehle, Bruder, so wie Ihr.“ Basilius grinste, dann huschte er aus dem Raum.
    Von Freising blieb allein zurück. Draußen verklangen Schritte, das Wachs der verlöschenden Kerzen zischte, die Gesichter auf dem Fresko versanken nach und nach in den Schatten.
    Als die letzte Kerze heruntergebrannt war,

Weitere Kostenlose Bücher