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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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bestimmt.“
    Für einen Moment war Stille zwischen ihnen, dann hörten sie ein leises, rhythmisches Knarren von oben. Johann lächelte. „Fangen wir an, das kann noch länger dauern.“
    Die beiden begannen zu essen, während das Knarren immer lauter wurde. Jetzt war leidenschaftliches Stöhnen zu hören, dem Preußen und Josefa war es offensichtlich egal, dass man sie hier unten hören konnte.
    „Wie er gesagt hat, das Leben ist zu kurz“, sagte Johann. Er rückte näher an Elisabeth. „Ich hoffe nur für Josefa, nicht zu kurz.“
    Elisabeth lachte verlegen.
    Ein Schrei der Erleichterung schallte von oben durch das Haus. Johann richtete den Blick gen Himmel. „Es ist vollbracht!“, kommentierte er getragen.
    „Amen“, pflichtete Elisabeth ihm kichernd bei.
    Wenig später kam Josefa die Treppe herunter, das Gesicht gerötet, die Haare zerzaust. Der Preuße folgte ihr, er trug frische Kleidung.
    „Hat ganz schön lang gedauert. Das Umziehen, mein ich.“ Johann blickte seinen Freund herausfordernd an.
    „Das könnt’ ich nicht behaupten“, sagte Josefa lachend und rutschte neben Elisabeth auf die Bank.
    Der Preuße holte einen Tonkrug voll Rotwein und schenkte allen die Becher bis an den Rand. „Auf euch!“
    Sie stießen kräftig an und ließen sich den Roten schmecken.
    „Jetzt sag – wie ist es dir in den Jahren ergangen?“, fragte Johann seinen Kameraden.
    Der Preuße biss von der geselchten Wurst ab, dann begann er laut schmatzend zu erzählen.
    Nachdem sie die Offiziere getötet hatten, war er geflohen und hatte sich tagelang auf einem Baum vor den Suchtrupps versteckt. Als diese abgezogen waren, kundschaftete er vorsichtig aus, ob das Lager noch da war, aber ihre Einheit war bereits weitergezogen. Zurückgeblieben waren alle, die von den Suchtrupps gefasst worden waren – man hatte sie zur Abschreckung in der Leibesmitte durchgesägt, bei lebendigem Leibe.
    „Vom Sack aufwärts“, wie es der Preuße drastisch ausführte. „Es war wie in der Hölle – ich war allein auf dieser verbrannten Ebene, die verstümmelten Körper vor mir, überall Totenvögel –“ Der Preuße brach ab, starrte ins Leere. Josefa nahm seine Hand. Er drückte sie geistesabwesend, dann erzählte er weiter.
    Eigentlich hatte er nach Preußen zurückgehen wollen, aber auf seinem Marsch fand er die Leichen einer kleinen Pilgergruppe. Einer von ihnen hatte gültigen Papiere und war zudem sogar gebürtiger Preuße.
    „Also bin ich jetzt der Heinz Wilhelm Kramer.“
    „Du warst schon immer ein altes Glücksschwein“, sagte Johann kopfschüttelnd.
    „Kennst mich ja. In der Not –“, er biss wieder kräftig von der Wurst ab, „schmeckt die Wurst auch ohne Brot!“
    Elisabeth musste laut auflachen, Josefa verdrehte ob des tausendfach gehörten Kalauers die Augen.
    „Aber dir ist es wohl auch nicht schlecht ergangen, was?“ Der Preuße deutete mit dem Kopf zu Elisabeth.
    „Es wird schon. Schritt für Schritt.“
    „Was ist passiert?“
    Johann zögerte kurz. Dann erzählte er von seiner Gefangennahme durch die Franzosen. Von den Folterungen. Der abenteuerlichen Flucht und die scheinbar rettende Ankunft im Dorf. Und die unglaublichen Ereignisse, die erst wenige Monate zurücklagen und doch so fern wirkten …
    XLI
    Josefa und der Preuße hörten gebannt zu, was Johann im Dorf erlebt hatte und was es mit ihnen auf sich hatte. Die beiden vergaßen dabei sogar aufs Essen.
    „Jetzt sind wir hier, haben passabel gefälschte Papiere und suchen nach einer Möglichkeit, über die Donau all das hinter uns zu lassen, um ein neues Leben zu beginnen“, beendete Johann seine Erzählung.
    Der Preuße schenkte allen Krautschnaps nach. „Auf das neue Leben. Das ohne das alte nie so lebenswert wäre!“
    Sie stießen herzhaft an und aßen weiter. Als keiner mehr einen Bissen hinunterbrachte, wickelte Josefa die Speisen in Tücher und räumte sie in eine Truhe. Die Würste hängte sie wieder ins Eck an die geschwärzten Deckenbalken.
    „Ich werd schlafen gehen“, sagte Elisabeth und gähnte. Sie sah Johann an, aber der schüttelte den Kopf. „Ich red noch ein Eck mit unserem – Heinz.“
    „Wie du willst. Gute Nacht.“ Elisabeth gab ihm einen Kuss, schnappte sich ihren Strohsack und die Filzdecke und legte sich in die Nähe des Ofens. Sie nahm ihr Buch und den Stift und begann zu schreiben, die Augen nur mehr halb geöffnet.
    „Redet nicht mehr zu lange“, verabschiedete sich auch Josefa, gab ihrem Mann ebenfalls einen Kuss

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