Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
Elisabeth“, sagte er leise.
„Und wofür?“, antwortete sie, ihre Stimme schwankte.
„Dafür, dass ich dich heut allein stehen gelassen habe“, fuhr Johann in sanftem Ton fort. „Ich hab nur mehr den Gauner im Kopf gehabt und wie ich ihn – es tut mir leid.“
Elisabeth blickte ihn an. „Ehrlich?“
„Ja. Versprochen.“
Elisabeth stand auf und umarmte ihn. „Ich hab mich plötzlich so allein gefühlt.“
Johann drückte sie fest an sich, genoss es, ihre Wärme zu spüren und ihren Körper an den seinen zu pressen. „Ich liebe dich“, flüsterte er. „Und ich bin stolz auf dich, dass du es wieder zurückgeschafft hast. Bist ja doch ein Stadtmensch.“
Elisabeth musste lachen. „Ja, so wie du ein Schmied bist“, gab sie keck zurück.
Josefa beobachtete die beide mit Wohlwollen. Die wissen, wie sie den anderen nehmen müssen, dachte sie.
Dann blickte sie zum Stubentisch. Wurst, Käse, Eier, frisches Brot und Wein – ein Willkommensessen, wie es gerade richtig war für ihren Heinz. Trotzdem wurde Josefa langsam unruhig, weil ihr Mann noch immer nicht nach Hause gekommen war.
„Wo bleibt er nur?“, wandte sie sich an Johann.
Johann schüttelte den Kopf. „Der Preuße, den ich kannte, wär sicher noch einen auf die Freiheit trinken gegangen, und –“
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. Johann und Elisabeth schreckten auf, Josefa griff instinktiv nach dem langen Messer, das zwischen den Speisen lag.
„Hab ich euch erwischt, ihr Gesindel!“ Die Stimme dröhnt durch den Raum, und herein trat – der Preuße.
„Heinz!“, rief Josefa entzückt, ließ das Messer fallen und warf sich ihm an den Hals. Er küsste sie leidenschaftlich und knetete dabei ihren Hintern.
Johann grinste, Elisabeth war diese Ungezwungenheit peinlich. Der Preuße sah auf, ließ seine Frau los und machte einen Schritt auf Elisabeth zu. „Daran müsst Ihr Euch gewöhnen, das Leben ist zu kurz für gezierte Zurückhaltung, gnä’ Frau!“ Er griff ihre Hand, beugte sich und küsste ihre Hand.
Jetzt war Elisabeth dunkelrot.
„Ist ja schon gut“, ging Johann dazwischen und warf dem Preußen einen scharfen Blick zu. „Alter Charmeur!“
Der griff sich Johann und drückte ihn so fest, dass ihm die Luft wegblieb. „Na, du alter Rabauke! Immer noch der Verfechter der wehr- und ahnungslosen Frauen, was?“
Die beiden mussten herzhaft lachen. So hatte sich Johann das Wiedersehen schon eher vorgestellt. Der Preuße ließ Johann los. Johann stieg ein wohlbekannter Geruch in die Nase – fünf Tage gemeinsam im Kerker mit Vagabunden und Halsabschneidern hatten ihre Spur hinterlassen.
„Ein französisches Parfüm?“, fragte Johann.
„Damit ich dir deine Liebste ausspannen kann“, grinste der Preuße und zwinkerte Josefa zu. Dann warf er einen Blick auf den gedeckten Tisch.
„Prachtvoll, Weib, ganz wie ich es mag. Aber da fehlt doch noch was!“ Er ging zu einer massiven Truhe, die unter der Treppe stand, und nahm eine Flasche heraus. Mit einem Tusch stellte er sie auf den Tisch. „Für euch. Zur Überbrückung.“ Dann eilte er aus der Stube.
Elisabeth sah irritiert zu Johann, der sich an den Tisch setzte und sie unschuldig anblickte.
Der Preuße kam wieder herein, Wasser perlte von Gesicht und Armen, er hatte sich notdürftig gewaschen. Ohne zu zögern griff er Josefas Hand und zog sie die Treppe hinauf. „Dauert nicht lange“, rief er Johann und Elisabeth zu.
„Das werden wir noch sehen“, lachte Josefa.
Dann waren die beiden im Dachgeschoß verschwunden.
„Das war der Preuße, wie er leibt und lebt.“ Johann griff sich die Flasche und nahm einen großen Schluck.
Manches verfolgt einen wohl das ganze Leben.
Gequält schluckte er den Schnaps hinunter und bemühte sich, ihn unten zu behalten. Dann hielt er Elisabeth die Flasche hin. „Was für dich. Krautinger.“
Elisabeths Augen funkelten. „Nicht dein Ernst.“
Johann nickte. „Keine Ahnung, wo er den her hat. Als hätt’ er gewusst, dass ich komme“, meinte er ironisch.
Elisabeth roch an der Flasche. Tatsächlich – das vergorene Krautaroma war unverkennbar widerlich. Sie nahm einen tiefen Schluck.
Sofort blitzten Erinnerungen auf.
Tirol . Das Dorf. Großvater .
Sie schluckte den Schnaps hinunter, als hätte sie nie etwas Besseres getrunken. „Das hätt dem Großvater jetzt sicher auch geschmeckt.“
Johann sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Er umarmte sie und gab ihr einen Kuss. „Das hätt’ es ganz
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