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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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„Ihr habt Euren Kopf und den Eurer Tochter gut aus der Schlinge gezogen, Protestant. Wenn ich wieder einmal eine Gefälligkeit brauche, melde ich mich bei Euch.“
    Von Pranckh zündete sich eine Pfeife an und ließ den Adeligen alleine zurück.
    Am Fuße des Rotenturmtores hielt eine Kutsche, von zwei dunkelbraunen Karosseriepferden gezogen. Von Pranckh hielt einen Moment inne, dann grinste er triumphierend und stieg ein.
    Graf von Binden sah nach unten. Die Stadtguardia löschte noch immer den Karren, die Kutsche entfernte sich schnell und war bald nicht mehr zu sehen. Er holte mehrmals tief Luft. Dann musste er sich übergeben.
    Das Klappern der Hufe auf den Pflastersteinen und das Wiegen des mit großen Blattfedern gedämpften Kutschkastens vereinigten sich zu einem eigenwilligen Tanz.
    Die roten Samtvorhänge waren auf beiden Seiten zugezogen, sodass kaum Licht eindringen konnte. Von Pranckh zog genüsslich an seiner Pfeife.
    Er hatte ihn. Johann List.
    Von Pranckh blies den Pfeifenrauch aus, sein Gegenüber wedelte mit den Fingern, um den Rauch zu vertreiben. Es war ein älterer Mann mit aristokratische Ausstrahlung, aber einfach gekleidet. Gekämmte Haare, gepflegter gezwirbelter Schnurbart, saubere Fingernägel – es stimmt also nicht unbedingt, was der Volksmund über den Feind sagt, dachte von Pranckh.
    Doch wer heute Feind war, konnte morgen schon Freund sein. Nichts war für die Ewigkeit, keine Verträge, keine Freundschaften, und schon gar keine Feindschaften, das wusste er als Soldat am besten. Und der kluge Mann baute vor, wollte er nicht irgendwann alleine dastehen.
    Der andere blickte ihn erwartungsvoll an.
    Von Pranckh räusperte sich. „Er ist es, General Gamelin. Wir haben Johann List.“
    Der General lächelte kalt. „Bon.“
    LIV
    Während der Morgen dämmerte, war Josefa mit Elisabeth unaufhörlich durch Innenhöfe und verwinkelte Gassen gehetzt, die manchmal so schmal waren, dass sie nur hintereinander durchkamen.
    Als sie schließlich einen niedrigen, zugemauerten Kellerschacht entdeckten, zwängten sie sich hinein, um wieder zu Atem zu kommen. Elisabeth spürte jeden Herzschlag wie ein hämmerndes Pochen in ihrer Brust, jeder Atemzug schien sich ein Stück tiefer in ihre Lungen zu schneiden. Noch ein wenig länger, und sie wäre zusammengebrochen.
    Auch Josefa atmete schwer. Schweiß rann ihr von der Stirn, sie knöpfte sich das Dekolleté auf, um tiefer Luft holen zu können. Das Geschehene schwirrte durch ihren Kopf und schien alles zu vernebeln Es war unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Die Frage, wer sie verraten hatte, stellte sich nicht, zu offensichtlich war die Niedertracht des Adeligen. Viel schlimmer war, dass sie auch ihren Mann gefasst hatten. Wenn herauskam, dass er mit Johann auch an der damaligen Meuterei beteiligt gewesen war, würde man ihn schneller aufknüpfen als sie um Gnade ansuchen könnte.
    Alles nur, weil Johann und Elisabeth in die Stadt gekommen waren, dachte sie verbittert, davor –
    Dann sah sie die Verzweiflung in Elisabeths Augen und schämte sich. Sie ergriff Elisabeths Hand. „Das wird schon wieder.“
    Aber die Worte klangen schal, es war ein Versprechen, an das sie selbst nicht glaubte. Vermutlich würde man auch sie abholen, da sie ihrer Meldepflicht nicht nachgekommen war und im besten Wissen mit einem Verbrecher Hof und Bett geteilt hatte.
    Sei’s drum – hier konnten sie nicht bleiben.
    „Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause.“ Josef stand auf.
    Elisabeth sah sie ungläubig an. „Da werden sie uns doch als Erstes suchen.“
    „Vertrau mir.“
    Elisabeth stieß ein schwaches Lachen hervor. Es blieb ihr so und so nichts anderes übrig.
    Josefa strich Elisabeth die Haarstränen aus dem Gesicht. Dann zupfte sie ihr Kleid zurecht und knöpfte sich das Dekolleté wieder zu.
    „Zeit unterzutauchen.“
    „Rein mit euch!“ Der Kerkermeister stieß Johann und den Preußen in eine Zelle. Sie befanden sich tief unter dem Wachgebäude der Stadtguardia, die Decke niedrig, der steinerne Boden nur spärlich mit verrottendem Stroh bedeckt. In einer Ecke häuften sich die Exkremente anderer Häftlinge. Ein stechender Gestank aus Fäulnis und süßlicher Verwesung nahm ihnen fast den Atem.
    Wachsoldaten legten Johann und dem Preußen schwere Eisen an Hand- und Fußgelenken an. Dann krachte die Gittertür in ihre Verriegelung.
    Johann blickte sich um. Die beiden Öllampen an der gegenüberliegenden Wand warfen ein diffuses Licht, das den

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