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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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drückte sie. „Wir müssen jetzt mindestens so tapfer sein wie die Mannsbilder, aber wir dürfen nichts überstürzen. Wenn man uns auch noch schnappt, ist alles vorbei.“
    „Ich versuch’s. Tut mir leid, dass ich so ungeduldig bin.“
    Josefa zog die Filzdecke über sie beide. „Schlaf jetzt, wir brauchen alle Kraft für morgen.“
    LVI
    Ein Schlag gegen die Gitterstäbe riss Johann und den Preußen aus ihrem Dämmerschlaf. „Johann List und Heinz Wilhelm Kramer?“
    Der Preuße blinzelte Leutnant Schickardt an. „Wer will das wissen?“
    „Hab dich schon immer für einen Querulanten gehalten, Heinz, aber diesmal kommst nicht so leicht davon. Du weißt, was auf Beihilfe zur Fahnenflucht steht.“
    Der Preuße setzte eine Unschuldsmiene auf. „Ich weiß nicht, was du –“
    „Spiel dich nicht, sonst sorg ich dafür, dass es dir nicht besser ergeht als dem da.“ Schickardt wandte sich an Johann und verzog säuerlich das Gesicht. „Du bist also Johann List? Du hast ja keine Ahnung, welche Mühe es mich gekostet hat, dich zu finden.“ Er trat zurück und winkte den Kerkermeister zur Zelle.
    Johann wusste, dass Widerstand sinnlos war. Er würde seine Kräfte noch brauchen.
    Der Kerkermeister schloss auf und packte die Kette, die Johanns Handfesseln verband. Er zerrte seinen Gefangenen grob aus der Zelle, dann fiel die Gittertür dröhnend zu.
    Der Preuße blickte den Männern nach, bis sie in den düsteren Gängen verschwunden waren.
    Der Raum mit den rußigen Wänden war früher wohl ein Kohlenkeller gewesen. Schwere Ketten hingen von der Decke, das Holz des Andreaskreuzes hatte sich mit menschlichen Ausscheidungen vollgesogen, das geronnene Blut an der Wand war schwarz. Es stank nach Schweiß, Blut und Erbrochenem.
    Es stank nach Tod.
    Der Kerkermeister zog Johanns Arme über den Kopf und befestigte die Handfesseln an einem Haken. Er grunzte zufrieden, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schlurfte davon.
    Johann schloss die Augen. Diese Körperhaltung alleine würde ihm in einigen Stunden starke Krämpfe bescheren. Lang verdrängte Erinnerungen blitzten auf, an die Verhöre durch die Franzosen.
    Gleißender Schmerz, der nur langsam verebbte.
    Die völlige Unwissenheit, wann man seiner überdrüssig würde.
    Die stummen, schier endlosen Momente zwischen den Torturen.
    Nur der Tod hatte damals eine Erlösung versprochen. Er hatte sich nach seiner Flucht geschworen, dass er so etwas nie mehr erleben würde, und eine Weile hatte es so ausgesehen, als ob sein Schwur Gottes Gehör gefunden hätte.
    Getäuscht. Wieder einmal.
    Leutnant Schickardt betrat sichtlich angewidert den Raum und postierte sich vor Johann. „Ich glaube nicht, dass du dich unbedingt länger als nötig in diesem Drecksloch aufhalten willst. Also mach’s uns nicht zu schwer.“ Er räusperte sich. „Dein Name?“
    Johann schwieg, er starrte über Schickardts Kopf an die schwarze Wand.
    „Dein Name?“
    Schweigen.
    Leutnant Schickardt wurde unruhig, er konnte sich nur auf das Wort seiner Leute verlassen, den richtigen gefasst zu haben. Einen Fehler würde ihm von Pranckh mit Sicherheit nicht verzeihen. „Dein Schweigen macht es nur schlimmer für dich, Deserteur.“ Er sah Johann scharf an. „Wir haben Mittel und Wege, dich zum Reden zu bringen. Der peinlichen Befragung hat noch keiner widerstanden.“
    „Dieser da schon!“ Von Pranckh marschierte herein, ein kaltes Grinsen im Gesicht.
    Johann versuchte vergeblich seinen Hass zu verbergen.
    „Gut gemacht, Herr Leutnant.“
    Selbst ein Lob klang wie eine Beleidigung aus von Pranckhs Mund, dachte Schickardt.
    Von Pranckh zog probeweise an Johanns Fesseln. „Ihr könnt gehen, Herr Leutnant, wenn ich Euch brauche, lasse ich Euch rufen.“
    „Jawohl!“ Schickardt verließ den Raum.
    Von Pranckh stellte sich vor Johann auf. „So sieht man sich wieder, List. Ich bin mir sicher, du hattest es dir anders vorgestellt, aber das Leben ist eben auf der Seite der Gerechten, hab ich recht?“
    „Große Worte von einem Mann, der sich im Recht wähnt, wann immer es ihm dienlich ist“, entgegnete Johann.
    „Du dienst natürlich einer höheren Gerechtigkeit, was? Aber wo hat sie dich hingeführt?“ Von Pranckh schritt vor Johann wie ein Schulmeister auf und ab. „Du hast kein Geld. Keinen Einfluss. Und keine Möglichkeit, die zu beschützen, denen du zu dienen glaubst oder die du liebst.“ Er blieb stehen, sah Johann an. „Seien wir uns doch ehrlich, letzten Endes bist und wirst du

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