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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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entgegen nehmen muss, dem er normalerweise nicht untersteht. Von uns habt ihr also nichts zu befürchten, aber es ist höchste Zeit, dass ihr verschwindet. Ich werd darauf schaun, dass meine Leute beim Mauttor Wache stehen, wenn wir in der Früh zum Boot gehen. So lange bleibt ihr hier im Haus.“
    Elisabeth setzte sich, sie war leichenblass.
    „Also keine Ausflüge, Herr List“, mahnte der Preuße eindringlich.
    Johann nickte.
    Der Preuße ging hinaus, ließ seine Männer antreten und marschierte ab.
    Johann trat wütend gegen einen Holzkübel und begann in der Stube auf und ab zu gehen. Seine Gedanken kreisten nur um ein Thema: Von Pranckh. Er hätte ihn damals erledigen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    Hast du aber nicht.
    „Johann?“ Elisabeth sah ihn besorgt an.
    Er hatte die Gelegenheit verstreichen lassen. Nun fühlte er sich wie ein eingesperrtes Tier, das seiner Schlachtung harrte.
    Ich werde dich kriegen, List.
    Dich und deine ganze verdammte Brut!
    Johann spürte, wie sein Herz raste und seine Kehle sich immer enger schnürte, er rang nach Luft.
    „Johann?“ Elisabeth sprang auf und ergriff seinen Arm. Er sah sie mit weit aufgerissenen Augen an, unfähig zu reagieren.
    Sie legte ihre Hand auf seine Wange. „Beruhig dich. Es wird bestimmt alles gut.“
    Das Herzklopfen ließ nach, Johann bekam wieder Luft. Elisabeths Berührung hatte ihn zurückgeholt. Er setzte sich und trank einen Schluck Wasser, lehnte sich zurück.
    Elisabeth nahm neben ihm Platz. „Gemeinsam werden wir es schaffen“, sagte sie mit kräftiger Stimme und sah ihm in die Augen.
    Und er glaubte ihr.
    Johann wusste, dass er Elisabeth viel abverlangt hatte. Wahrscheinlich zu viel; für ihn war es kaum vorstellbar, wie es jemanden, der sein Leben lang an ein und demselben Ort gelebt hatte, ergehen musste, wenn plötzlich alle Wurzeln abgeschnitten waren und er von einem zum anderen Ort gezerrt wurde, quer durch eine feindselige Welt. Aber Elisabeth hielt sich tapfer, und dafür liebte sie Johann umso mehr. Aber er wusste auch, dass es jetzt nur noch eine Möglichkeit gab: die Flucht nach Siebenbürgen. Deshalb stellte sich für ihn auch die Frage nicht, ob er dem Adeligen trauen konnte, denn es gab keine Alternativen.
    Er drückte Elisabeth fest an sich. Sie hatte recht, sie würden das gemeinsam durchstehen. Jetzt hieß es ruhig bleiben und niemanden auf sich aufmerksam machen.
    Der kluge Kämpfer sucht den leisen Weg, der törichte den lauten.
    Und stirbt.
    LI
    Die Stadtguardia verstärkte die Kontrollposten an allen Mauttoren der Stadtmauer und begann mit vier Mann starken Trupps auffällige Personen zu kontrollieren, besonders Bettler und Gaukler.
    Der Preuße beobachtete dies mit sorgenvoller Miene. Nun hatte der Leutnant der Stadtguardia einen Vorwand, seinem Hass gegen alle „nicht rechtschaffenen Bürger“, wie er sie zu nennen pflegte, freien Lauf zu lassen. Bettler wurden ungeachtet des Alters oder Geschlechts getreten und geschlagen, wenn sie nicht schnell genug ihre Papiere vorweisen konnten. Und jene Unglückseligen, die sich nicht ausweisen konnten, wurden in das berüchtigte Gefängnis über dem Kärntnertor gesperrt.
    Um den Schein zu wahren, führten auch der Preuße und seine Männer Kontrollen durch, wobei sie ihr Augenmerk auf harmlose Störenfriede und Tunichtgute legten. Der Preuße wusste, dass ihm noch ein langer Tag bevorstand. Und er hoffte, dass Johann so klug war, nicht einmal die Zehenspitze aus der Tür zu stecken.
    Plötzlich kam eine Rumorwache auf ihn zugelaufen und rief: „Wir haben sie, Herr Leutnant!“
    Den Preußen traf diese Mitteilung wie ein Blitz, aber er ließ sich nichts anmerken. „Zunächst nehmen Sie Haltung an, wenn Sie Meldung erstatten“, befahl er, „und dann möchte ich nie wieder erleben, dass Sie mir irgendwas quer über die Straße zurufen, haben Sie mich verstanden?“
    Der junge Mann senkte den Kopf. „Jawohl. Aber wir haben sie, Herr Leutnant.“
    „Dann führen Sie mich zu ihnen.“
    Die Wache eilte voraus, der Preuße folgte mit seinen Männern.
    Was, wenn Johann wirklich so töricht war und seinen Rat nicht befolgt hatte? Der Preuße wollte sich nicht ausmalen, was dies für Konsequenzen für sie alle hatte. Er sah bereits den Galgen vor sich.
    Sie bogen um eine Häuserecke, zwei Gestalten knieten vor den Rumorwachen, ein Mann und eine Frau.
    Der Preuße blieb stehen, sein Herz pochte wie wild.
    Dann sah er genauer hin und atmete tief durch. Keiner

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