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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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immer ein Knecht sein. Zumindest in der kurzen Zeit, die dir noch bleibt.“
    Er trat zu Johann und riss ihn an den Haaren zu sich. „Und das Weibsstück, das mit dir unterwegs war, werden wir auch noch schnappen. Ich versprech dir, ich lasse dich zuschauen, wie sie hingerichtet wird.“
    Johann schnellte mit dem Kopf vor, um von Pranckh zu treffen, der aber wich mühelos aus. „Ist das alles, was du mir entgegenzusetzen hast?“ Er lachte schallend auf. „Vielleicht behalte ich mir das Weib und verkauf sie einem Türken. Die mögen die widerspenstigen Weiber besonders.“
    Johann konnte sich nicht mehr beherrschen. „Ich werde Euch ausbluten lassen wie ein Schwein, von Pranckh, das schwöre ich! Und wenn ich es das Letzte ist, was ich tue.“
    „Das Letzte, was du tun wirst, List, ist um Gnade winseln, während du vor mir aufs Rad geflochten wirst.“
    „Aber davor habe ich noch ein paar Fragen an ihn, wenn Ihr gestattet.“ Pater Bernardus betrat die Kammer, gefolgt von Basilius.
    „Natürlich, Pater, bedient Euch.“ Von Pranckh macht eine ironische Handbewegung und trat einen Schritt zurück.
    Johann maß den Geistlichen von oben bis unten. „Und Ihr seid?“
    Bernardus schlug ihm auf den Mund. „Und Ihr seid – Pater.“
    Johann schmeckte das Blut seiner aufgeplatzten Lippe und spürte, wie ihm vor Wut heiß wurde.
    Reiß dich zusammen. Spiel mit, sonst wirst du sie nie wieder sehen.
    Johann atmete tief durch, wurde ruhiger. „Verzeiht, Pater.“
    Bernardus nickte zufrieden. „Na, geht doch. Ich bin Pater Bernardus von den Dominikanern. Basilius kennst du ja bereits.“
    Johann verstand nicht. Was wollte der Klerus von ihm? Und was hatte Basilius bei einem Dominikaner zu suchen?
    „Wie ich erfahren durfte, warst du einer der letzten, die aus dem Dorf kamen?“, fragte Bernardus.
    „Ihr seid ein Freund von Bruder von Freising?“
    „Ich würde eher sagen – wir ziehen beide am gleichen Strang“, antwortete der Dominikaner.
    Johann fiel das Gespräch mit von Freising ein, die Abneigung, die dieser gegen einige der Wiener Ordensleute hatte. „Es stimmt, ich bin aus dem Dorf entkommen, bevor die Flammen es dem Erdboden gleich gemacht haben. Aber außer mir hat niemand das Inferno überlebt.“
    „Du konntest niemanden retten?“ Bernardus gab sich theatralisch. „Ich stelle mir das gerade vor. Ein Bergdorf, eingeschneit, irgendwo entfacht ein Funke ein kleines Feuer, vielleicht von einer unachtsam abgestellten Kerze. Das Feuer bekommt Nahrung, wird immer größer und gefräßiger, es verschlingt alles, was sich ihm in den Weg stellt. Aber niemand schlägt Alarm?“ Er spielte scheinbar beiläufig mit dem hölzernen Kreuz, das er um den Hals trug, und sah Johann prüfend an.
    „Eine unglaubliche Tragödie, ich weiß“, entgegnete Johann ruhig. Er traute dem Dominikaner nicht über den Weg. Er wusste, was man sich über die Hunde des Herren erzählte, und der Mann vor ihm stank förmlich nach Gewalt und Fanatismus.
    Bernardus blickte fast gelangweilt an Johann vorbei, zu von Pranckh und dem Kerkermeister. „Du weißt doch, dass sich Lügner versündigen?“
    „Wie fast alle, die nicht zum vermeintlichen Wohl der Kirche handeln“, antwortete Johann und blickte Basilius an. „Die Welt ist schlecht, nicht wahr, Basilius?“
    „Nicht die Welt, die Menschen sind es“, entgegnete Basilius.
    Die Ratte spricht also doch.
    „Wollt Ihr nicht woanders weiterpredigen, Pater? Herr von Pranckh und ich haben noch einiges vor“, sagte Johann.
    Bernardus schweineähnlicher Kopf wurde hochrot vor Zorn. Er hob seine Hand, überlegte es sich aber anders. „Schont ihn nicht, aber lasst ihn am Leben. Ich bin noch nicht fertig mit diesem Hund.“ Von Pranckh nickte, der Dominikaner stürmte wütend aus dem Raum.
    Basilius folgte ihm in gebührendem Abstand.
    Der Kerkermeister brachte einen Kübel Wasser und ein geschnürtes Bündel feinsten Stoffs. von Pranckh schnippte ihm eine Münze zu und wies ihn fort.
    Johann hatte seit einem Tag nichts mehr getrunken und hätte alles für einen Schluck gegeben. Sein Gaumen schien umso trockener zu werden, je länger er den Kübel anstarrte.
    Von Pranckh schöpfte sich mit einer Kelle Wasser und sah Johann an. „Das Wasser? Ich muss dich enttäuschen, das ist für mich.“ Er trank es in einem Zug hinunter. „Manchmal besser als Wein, hab ich recht?“ Er zwinkerte Johann zu.
    Dann öffnete er die Verschnürung des Bündels und rollte es auf einem Brett aus.

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