Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
zur widerspruchslosen Anerkennung unseres Herren Jesus Christus und zur Abschwur vom Teufel!“
Basilius breitete theatralisch die Arme aus, die Menge stob auseinander, Mütter drückten ihre Kinder an sich und liefen weg, die Alten und Kranken wandten sich ebenfalls ab und verkrochen sich in die Winkel der Gassen, aus denen sie gekommen waren. Denn allen wurde schlagartig bewusst, was die Kirche forderte: einen Beweis des Glaubens.
Mit Blut besiegelt.
Josefa nahm Elisabeth bei der Hand und lief ins Haus zurück.
Eine fauliger Krautkopf traf Basilius am Haupt, hasserfüllt suchte sein Blick die Reihen der Fenster ab.
Wer nicht gerettet werden will, den muss man eben retten.
Basilius gab dem Kommandanten hinter sich ein Zeichen, der seine Männer anwies rund um die Kutsche in Stellung zu gehen.
„Wo finden wir die Gesuchten?“, fragte der Kommandant.
Basilius deutete durch das Tor auf das schiefwinkelige Haus im Innenhof.
Dann gab er dem Kutscher das Zeichen loszufahren. Sofort begannen die Soldaten, sich wahllos Menschen zu greifen und sie zu einem der beiden Wagen zu zerren, die weiter hinten in der Gasse standen und durch ihren käfigartigen Aufbau den Eindruck fahrender Kerker machten.
Josefa hörte die Schreie der Verschleppten. Sie sah, wie Elisabeth die Luke öffnete und das Buch, in dem sie ab und an geschrieben hatte, hineinlegte.
Dann blickte sie wieder durch die kleinen Fensterscheiben.
Vier Soldaten marschierten genau auf sie zu.
Die plötzlichen Schreie ließen die Menge auseinanderspringen, Bürger wurden zur Seite gestoßen, die Gefallenen überrannt. Johann und der Preuße drückten sich in eine Toreinfahrt.
„Eben noch lammfromm und heilsgierig, und jetzt das“, sagte der Preuße. „Die spinnen, die Österreicher.“ Aber Johann an ging auf den Scherz nicht ein, seine Gedanken kreisten einzig um Elisabeth.
Als der Strom an Menschen nachließ und die Verwundeten sich aufrappelten, liefen Johann und der Preuße schnell zum Haus. Sie bogen in die Schulter Gasse ein, an deren Ende der letzte fahrende Kerker um die Ecke bog, zu schnell um ihn wirklich als solchen zu erkennen.
Dann waren sie allein, die Gasse schien wie ausgestorben.
„Ich hab ein schlechtes Gefühl.“ Der Preuße sah Johann unruhig an.
Wie auf Kommando liefen sie, so schnell sie konnten, zur Toreinfahrt und hinein in den Hof, dann blieben sie wie angewurzelt stehen. Die Tür zum Haus des Preußen stand sperrangelweit offen.
Beide wussten, was dies zu bedeuten hatte.
Sie liefen ins Haus, fanden aber nur umgeworfene Möbel vor, die Luke unter der Treppe stand offen. Der Preuße warf einen Blick hinein.
„Hier ist niemand.“
„Vielleicht sind sie ja entkommen.“ Johann glaubte seinen eigenen Worten nicht.
„Die Stadtguardia hat sie wahrscheinlich erwischt und behält sie als Pfand gegen uns.“
„Warum haben sie dann die halbe Gasse verhaftet?“
„Vermutlich um auf Nummer sicher zu gehen“, sagte der Preuße.
Johann brauchte frische Luft, er eilte aus dem Haus. Der Preuße schritt langsam hinter ihm her.
Ohnmächtige Wut stieg in Johann auf, er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Der Preuße sich auf die Bank vor der Hütte, der Willen gebrochen, der Mut verloren.
Johann nahm den Kübel vom Brunnen, schleuderte ihn mit aller Kraft gegen den Hühnerstall und schrie dabei so laut er konnte. Als der Kübel im Eck zerbarst, hörte er eine Frau aufschreien. Johann lief hin und zerrte ein altes Weib hervor. Die alte Vettel aus dem ersten Stock.
Johann packte sie an den Haaren, zückte sein Messer und hielt es ihr an den Hals. „Was ist hier passiert?“, schrie er sie an. „Wo sind sie?“
Die Alte blickte ihn entsetzt an, unfähig, ein Wort hervorzubringen.
Johann drückte auf den Knopf am Griff des Messers, dessen Klinge um eine Schaftlänge heraussprang.
„Ich stech dich ab, wenn du mir nicht sofort sagst, wo sie sind!“, wiederholte Johann.
„Wo wer ist?“, brachte sie endlich hervor.
„Elisabeth und Josefa. Die zwei Frauen hier im Haus!“
„Sie haben sie alle geholt und weggezerrt.“ Die Alte zitterte unkontrolliert.
„Soldaten?“
„Ja, aber im Namen der Kirche.“
Johann hielt inne.
„Die Inquisition“, flüsterte sie gepresst. „Niemanden hier im Hof haben sie zurückgelassen …“
„Bis auf dich“, sagte Johann.
„Ich hab mich hier versteckt, ich hab damit nichts zu tun, ich schwör’s bei der Heiligen Jungfrau Maria!“
Johann ließ die Klinge seines Messers
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