Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
und schob es zu seiner Rechten, wo Basilius bereits eilfertig Platz genommen hatte.
Die anderen Männer – allesamt kirchliche Würdenträger – setzten sich ebenfalls.
Bernardus wandte sich an Basilius. „Habt ihr die Weiber?“
Basilius nickte eifrig. „Sollen wir sie heraufholen?“
„Warum, glaubst du, sind wir hier?“
Basilius stand auf und huschte aus dem Raum. Kurze Zeit später kam er mit mehreren Soldaten zurück und ließ Elisabeth und Josefa aus der Grube herausziehen.
Die Soldaten stießen die beiden Frauen vor das Tribunal. Verängstigt blickten sie Bernardus an, der sie kalt musterte. „Ihr könnt es euch leicht machen, denn ihr müsst nur eine Frage beantworten: Wo sind eure Männer?“
Elisabeth und Josefa schwiegen.
Bernardus schnalzte gütig mit der Zunge. „Ist doch nicht so schwer. Wo sind Johann List und Heinz Kramer?“
Wieder Schweigen.
Basilius wandte sich Bernardus zu. „Sollen wir sie –“
„Nein, nein“, der Dominikaner lächelte, „sie sollen erleben, was mit denen geschieht, die nicht reden, und dann sehen wir weiter.
Bernardus gab ein Handzeichen, die Soldaten packten Elisabeth und Josefa mit eisernem Griff und drängten sie an die Wand des Raumes. Sie wehrten sich, aber es war zwecklos.
Dann hörten sie ein Geräusch. Die Tür öffnete sich langsam. Ein Mann stand dort, sein Schatten fiel auf den Boden, verzerrt und riesig im flackernden Licht der Öllampen.
„Ah, er ist schon da. Dann können wir ja mit der Befragung beginnen“, sagte Bernardus und winkte den Mann herein …
LXXIII
Ein dumpf dreinblickender Mann mit lederner Schürze schlurfte in den Raum. In einer Hand trug er einen Kübel, aus dem eine Vielzahl verkrusteter Werkzeuge ragten, in der anderen Hand hatte er Seile und Ketten, die er lautstark hinter sich her schleifte. Den Kübel stellte er auf einem Tisch gegenüber Bernardus ab. Dann begann er, die Seile und Ketten gekonnt durch die Ösen an der Wand zu fädeln, und erzeugte so ein bizarres Muster.
Ein leises Gemurmel flammte in der Grube auf, als die Gefangenen die Geräusche hörten.
Bernardus erhob sich und gab dem Folterknecht ein Zeichen. Dieser schlurfte zur Grube und blickte hinunter. Augenblicklich liefen die Gefangenen zur Seite oder kauerten sich zu Boden, Panik breitete sich aus.
Der Knecht warf einen leeren Kübel, der an einem Seil befestigt war, in die Grube. „Du da“, rief er und deutete auf einen älteren Mann mit schütterem Haar. Die anderen in der Grube stoben von ihm weg, als hätte er die Pest.
Zitternd stieg der Mann in den Kübel. Der Knecht und ein Soldat zogen ihn aus der Grube und drückten ihn an die Wand. Der Knecht nahm ein Messer mit breiter Klinge aus dem Kübel und begann dem Alten die Haare abzuscheren, so grob, dass er dem Alten dabei immer wieder in die Haut schnitt.
Der Mann begann zu wimmern, feine Blutfäden rannen ihm über die Stirn ins Gesicht.
Dann fesselte der Knecht den Alten an den Händen und zog die Arme des Mannes mit dem vorbereiteten Seil in die Höhe, bis seine Fußsohlen kaum noch den Boden berührten. Mit ruckartigen Bewegungen riss er dem Delinquenten Hemd und Beinkleider vom Leib und scherte ihm ebenso unsanft die Achsel- und Schamhaare ab.
Schließlich drehte der Knecht den Mann mit dem Rücken zu Bernardus. Großflächige, dunkle Verästelungen unter der Haut wurden sichtbar. Mehrere der Geistlichen wichen vor Schreck zurück und bekreuzigten sich. Bernardus nickte zufrieden.
Daraufhin drehte der Knecht den Alten wieder, sodass er Bernardus ins Angesicht blicken konnte. Dieser wandte sich an Basilius. „Schreiber, beginne er das Torturprotokoll aufzunehmen. Der Angeklagte hat augenscheinlich keinerlei Zaubermittel versteckt.“ Basilius tauchte die Feder in das Tintenfass, streifte sie gewissenhaft ab und begann mit der Niederschrift von Ort und Datum und der Feststellung seines Oberen.
Pater Bernardus blickte wieder zu dem Alten und sagte mit donnernder Stimme. „Wir beginnen nun mit der gütlichen Befragung. Wie lautet sein Name?“
„Martin Nickhorn, werter Herr, aber ich habe nichts –“
„Er hat sich heute vor dem ehrwürdigen Gericht und vor Gott unserem Herrn der Hexerei und der Verbreitung von Krankheit und Siechtum zu verantworten!“, fuhr Bernardus unbeirrt fort. „Bekennt er sich schuldig?“
„Ich habe doch nichts Unrechtes –“, antwortete der Alte mit zitternder Stimme.
„Ja oder nein“, unterbrach ihn Bernardus scharf.
„Nein,
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