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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Verbrechen suchte. Ich bin nicht entführt worden. Er hat mich lediglich betäubt und durch ein Lagerhaus tragen lassen. Jedenfalls nehme ich an, dass es dasselbe Lagerhaus ist. Ihr glaubt nicht, was Ben und ich …“
    „Das ist dann wohl Ben?“ Winnie tätschelte den großen Mann erneut, und wie jemand, der in seinem eigenen Bett liegt, ächzte er und wälzte sich auf die Seite.
    „Seine Feinde nennen ihn Big Ben“, sagte Pimm. „Ein früherer Angestellter Abel Values, der plötzlich entlassen wurde und eine neue Anstellung suchte. Ich habe ihn angeheuert, damit er mir hilft. Er meinte, wir könnten in diesem Lagerhaus Beweise für Oswalds Missetaten finden, und da sind wir nun.“
    „Ich frage mich, ob er bereit sein wird, morgen wieder zur Arbeit zu kommen, wenn man bedenkt, wie gut es heute lief“, sagte Winnie. „Sollen wir ihn aufwecken?“
    „Ich schaudere bei der Vorstellung, was Ben in einem geschlossenen Raum anrichten könnte, wenn ihm jemand kaltes Wasser ins Gesicht schüttet“, sagte Pimm.
    Winnie seufzte. „Du hast wirklich keinen Sinn für das Abenteuerliche. Aber fahr fort. Hast du irgendetwas Interessantes entdeckt, bevor Oswald dich festnahm?“
    Ehe Pimm antworten konnte, hörten sie das Klicken von Oswalds seltsamem Metallgehstock, der auf den Boden pochte. Er kehrte zurück in den Lichtkreis, den die alchemistische Lampe warf, und Carrington folgte ihm auf dem Fuße. Crippen war allerdings nirgends zu sehen. Oswald setzte sich auf den Stuhl und sagte: „Bringen Sie uns Tee, Carrington. Genug für alle.“
    „Tee? Aber …“
    „Alles, was Sie brauchen, finden Sie im Büro“, sagte Oswald. „Es gibt einen Gaskocher, Tassen, Töpfe und so fort. Kekse.“ Er machte eine scheuchende Geste. „Bitte schnell. Ich werde keine Zeit haben, vor der Ausstellung noch eine anständige Mahlzeit zu mir zu nehmen, und ich verhungere.“
    Carrington verbeugte sich und verschwand erneut im Dunkeln. Eine Weile betrachtete Oswald stumm die Insassen des Käfigs, dann wischte er sich ein kaum wahrnehmbares Stäubchen vom Knie. „Ich bin kein Mörder“, sagte Oswald und blickte wieder auf, wobei er nacheinander jedes ihrer Gesichter fixierte. „Das sollten Sie verstehen. Ebenso wenig wie ein Naturforscher, der Schmetterlinge auf eine Tafel spießt, ein Mörder ist. Ich interessiere mich für die Wahrheit. Leider müssen sich im Dienste dieser Wahrheit manchmal die Lebenden zu den Toten gesellen.“
    „Heißt das, wir sollen sterben?“, fragte Pimm. „Um Ihnen einen Gefallen zu tun?“
    „Das wird sich noch zeigen, Lord Pembroke. Ich wage zu behaupten, es hängt ganz von Ihnen ab.“

Das Leben eines großen Geistes

    O swald nickte, als beglückwünsche er sich selbst zu diesem exzellenten Argument. „Lassen Sie sich zunächst einmal gesagt sein, dass ich keinem von Ihnen schaden will. Ich halte Sie auch nur sehr ungern hier fest, und ich habe gewiss nicht den Wunsch, Sie zu töten. Ich werde es allerdings tun, wenn Sie mir keine andere Wahl lassen.“ Er setzte ein finsteres Gesicht auf, als seien sie Kinder, die ihn enttäuscht hatten. „Anfangs dachte ich noch, dass Miss Skyler lediglich Mr. Jenkins sei, irgendein Anwalt oder Kaufmann aus der Mittelschicht, der zufällig auf meine geheimen Geschäftsinteressen gestoßen war. Zugegeben, damals hätte ich nichts dagegen gehabt, das Problem ihrer Existenz etwas endgültiger zu lösen. Doch nun, da ich ihre wahre Identität kenne, muss ich gestehen, dass ich in der Tat ein großer Bewunderer ihrer Texte bin. Es würde mich freuen, wenn sie in der neuen Welt, die ich einzuläuten gedenke, erfolgreich sein könnte. Dasselbe wünsche ich mir auch für Sie, Lord Pembroke. Anders als die meisten parasitären Adligen, die aufgeplustert durch diese Stadt stolzieren und ihr müßiges Leben verschwenden, sind Sie ein Mann von Geist, auch wenn Sie ihn weniger würdigen Beschäftigungen widmen, als ich mir wünschen würde. Dann wären da noch Sie, Winifred. Sicherlich würden Sie gern in einer Welt leben, in der man Sie nach Ihrem Charakter beurteilt und nicht nach dem Zufall Ihres Geschlechts?“
    „Mir scheint, Sie wissen nicht viel über meinen Charakter“, meinte Winnie.
    Oswalds Augen erinnerten Ellie an die einer Krähe, die auf der Straße ein frisch getötetes Tier betrachtet. „Ich mache meine Feinde am liebsten zu Verbündeten, wenn möglich. Glauben Sie etwa, Abel Value sei anfangs darauf erpicht gewesen, mit mir zusammenzuarbeiten?

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