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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Teetasse, die in seiner riesigen Hand wie ein Fingerhut wirkte. Er hielt Wache für den Fall, dass Carrington oder Crippen oder Oswald selbst zurückkamen. Vielleicht saßen die anderen dort draußen im Dunkeln und beobachteten sie, doch keiner von ihren Feinden schien jemand zu sein, der gerne still dasitzt und zusieht.
    „Es tut mir leid, dass ich das Picknick verpasst habe“, raunte Pimm Ellie zu.
    „Ja, ansonsten hätten sie uns alle drei auf einmal entführen können“, meinte Ellie. „Das hätte eine Menge Zeit gespart.“ Sie warf einen Blick auf Freddy, dann neigte sie sich zu Pimm, was sein Herz etwas zum Flattern brachte. Sie fragte: „Warum haben Sie sie geheiratet?“
    Ah. „Nun, sie war natürlich in einer schrecklich misslichen Lage. Sie brauchte Hilfe, und ich konnte sie ihr geben. Freddys Familie war nie besonders geduldig oder verständnisvoll und hätte die Schande nicht hingenommen. Damals war Freddy auch nicht in der Lage, sich als Frau ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Es war eindeutig, dass sie eine neue Identität annehmen musste, und ich hatte die richtigen Kontakte, um das zu ermöglichen. Ich hätte ihr auch bloß Geld geben können, damit sie ihren eigenen Haushalt gründen konnte. Aber eine unverheiratete Frau, die sichtlich wohlhabend ist und allein lebt, hätte Verehrer angezogen, die es auf ihr Vermögen abgesehen hätten. Sie hätte wohl keinen Augenblick Ruhe gehabt. Natürlich konnte ich auch keine junge Dame in meinem Haus leben lassen, ohne sie zu heiraten. Es erschien uns einfach eine sinnvolle Lösung für beide unserer Probleme. Mein Problem war es, dass meine Familie zunehmend nachdrücklich von mir verlangte, ich solle jemanden heiraten und zur Ruhe kommen.“
    „Aber dass Sie sich selbst die Chance verwehrt haben, aus Liebe zu heiraten …“
    In Pimms Gesellschaftsschicht wurde selten aus Liebe geheiratet oder zumindest selten nur aus Liebe, doch das war kaum erwähnenswert. „Es kam mir falsch vor, mich an eine Frau zu binden, angesichts meiner Lebensweise. Die Verbrecherjagd, Sie wissen schon. Offen gestanden auch, weil ich mehr trinke, als alle anderen gutheißen. Meine Eltern drängten mir immer wieder diese süßen Mädchen aus der guten Gesellschaft auf, wissen Sie, die jüngeren Töchter ihrer Freunde. Wie mir schien, wurden die mit jedem Jahr jünger. Ich fürchtete, meine Familie würde mich mürbe machen, bis ich schließlich eine von ihnen geheiratet hätte, nur um meine Ruhe zu haben. Ich hätte das arme Ding unglücklich gemacht. Ein Mädchen, das Tanz und Bälle und Handarbeit liebt und gern reitet und Klavier spielt – mit mir zusammen zu leben, wäre für so jemanden ein nicht enden wollendes Grauen. Indem ich Freddy heiratete, habe ich einem anderen armen Mädchen ein solches Schicksal erspart.“ Er gab sich einen Ruck und sah Ellie in die Augen. So blau, so aufmerksam. „Ich gestehe, dass ich nicht erwartet hatte, eine andere Frau kennen zu lernen, deren Wesensart weitaus besser zu mir, ähm …“
    „Aber Sie sind verheiratet“, sagte Ellie.
    „Ja“, sagte Pimm unglücklich.
    „Wie kompliziert diese neue Welt doch ist“, meinte Ellie. Sie nahm seine Hand. „Aber wir müssen bereit sein, mit der Zeit zu gehen. Die Welt ist schließlich nicht mehr an Konventionen gebunden. Vielleicht bleibt uns nichts anderes übrig, als selbst ein wenig unkonventionell zu werden.“
    „Wollen Sie damit sagen …“
    „Ich will damit sagen, wenn wir nicht hier oder in naher Zukunft sterben, dann sollten Sie und ich zusammen essen gehen. Dieses Mal werde ich keinen falschen Schnurrbart und keine Weste tragen. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Aber ich sage es mit sehr viel Nachdruck.“
    „Es lässt mir das Herz aufgehen, dass ihr beide einander so zugetan seid“, rief Freddy, „aber wir sollten uns jetzt wirklich auf den Weg machen.“ Sie grinste und stieß die Käfigtür auf, die kaum quietschte. Freddy hatte klugerweise ein wenig Olivenöl aus dem Picknickkorb auf die Angeln geträufelt.
    „Wir können noch nicht sofort fliehen“, sagte Pimm. „Es gibt noch ein Schloss, das du knacken musst, Freddy.“
    „Die Königin, ja. Ich kann es kaum glauben. Es kommt mir vor, als müsste sie in gewisser Weise immun gegen körperliche Leiden sein.“ Freddy schob sich ihre Dietriche wieder ins Haar und zog die Nase kraus. „Nun sind die Dietriche vom Schloss schmutzig. Ich muss mir wirklich einige Kleider mit Taschen besorgen. Dass bei

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