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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Frauenkleidung die Taschen fehlen, ist ein Teil der systematischen Versuche, die Frauen zu unterdrücken. Wussten Sie das, Ellie? Sie sollten darüber mal einen Artikel schreiben.“
    Als sie schließlich dem Käfig entkommen waren, nahm Pimm seinen Mantel vom Stuhl und tastete die Taschen ab. „Die Pistole fehlt, Carrington hat sie wohl behalten. Alles andere ist aber noch da. Dann wäre da natürlich noch mein Gehstock.“ Er hob den Stock vom Fußboden auf und spähte in die Dunkelheit, während er seine Augen vor dem Licht der alchemistischen Lampe abschirmte. „Glaubt ihr, das ist eine Falle? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns völlig unbewacht gelassen haben.“
    Ben schnaubte. „Oswald hat keine Ahnung von dem, was er tut, und dieser Carrington ebenso wenig. Nicht, wenn es darum geht, Gefangene festzuhalten. Ohne Value, der ihnen Ratschläge zur kriminellen Praxis erteilt, sind sie verloren. Natürlich werden sie darauf vertrauen, dass ein Schloss und Gitterstäbe uns aufhalten. Aber wir sollten von der Lampe weggehen. Hier sitzen wir auf dem Präsentierteller, verstehen Sie.“
    „Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll“, sagte Pimm und stieß in die Dunkelheit vor. Er ging in die Richtung, in die Carrington verschwunden war, als er den Tee geholt hatte. „Weißt du, in welcher Richtung das Büro liegt, Ben?“
    „Leider nicht. Ich konnte gerade nicht aufpassen, als sie uns hierher geschleift haben.“
    „Nun gut, das Lagerhaus kann schließlich nicht allzu groß sein“, meinte Pimm.
    „Hüte dich vor solchen Bemerkungen. Als du das gesagt hast, hat sich seine Größe bestimmt verdreifacht“, beschwerte sich Freddy.
    „Ich erinnere mich, dass Mr. Value mir erzählt hat, dass hier ursprünglich drei Lagerhäuser waren, die zusammengelegt wurden“, sagte Ben. „Deshalb haben wir wahrscheinlich noch ein gutes Stück Fußmarsch vor uns.“
    Das Licht, das durch die hohen Fenster fiel, wurde im Laufe des Nachmittags immer schwächer. Sie bewegten sich vorsichtig durch die Dunkelheit und umrundeten mehrere Haufen alter Maschinenteile und große, glitschige Ölflecken auf dem Boden. Sie entdeckten ein Dutzend mechanische Frauen, die stocksteif in Reihen standen. Die Puppen erinnerten an ein Regiment von Spielzeugsoldaten, mit leeren Augen, kraftlos und orientierungslos, unheimliche Wachen im Dunkeln.
    Nicht weit entfernt von dem kleinen Wald aus Kurtisanen stießen sie auf eine hohe Trennwand, die den Raum teilte. Dahinter fanden sie Oswalds mechanische Fabrik. Alchemistische Lampen baumelten von den Balken über ihnen und beleuchteten verlassene Arbeitsflächen, auf denen überall Werkzeuge herumlagen. Es gab große Regale, in denen Behälter voll künstlicher Körperteile standen, die täuschend echt aussahen: Arme, Beine, Rümpfe, Füße, Hände. Pimm und die anderen wanderten durch den Raum und bestaunten all die schrecklichen Dinge. Auf einem hohen Bord hatte man die augenlosen, kahlen Köpfe der Frauen in einer Reihe angeordnet, während daneben Perücken auf Ständern aufgereiht waren. „Ich wünschte, ich hätte einen Zeichner mitgebracht“, meinte Ellie. „Ein Kupferstich hiervon wäre eine eindrucksvolle Beilage zu dem Zeitungsartikel, den ich unbedingt schreiben werde. Ich fürchte, eine bloße Beschreibung wird dieser Szenerie nicht gerecht.“
    Ben hob eine große Kiste mit verschiedenfarbigen Augäpfeln hoch und schüttelte sie. „Gruselig, was?“, meinte er. „Aber ich war tatsächlich schon einmal in diesem Teil des Lagerhauses, als ich mit Mr. Value zu Besuch war. Ich glaube, ich weiß, wie wir von hier zum Büro kommen.“
    „Nur zu, führe uns“, sagte Pimm. Ben zeigte ihnen den Weg durch eine niedrige Tür in einen weiteren höhlenartigen Raum, der hautsächlich vom Klang tropfenden Wassers erfüllt war. Sie gelangten auf einen Pfad, der zwischen zersplitterten Holzkisten und beschädigten Maschinenteilen hindurchführte, bis Pimm in der Ferne den Umriss einer Tür sah.
    „Dort sind wir hereingekommen“, flüsterte Ben. „Das Büro ist da vorne.“
    „Pst“, machte Ellie. „Dort drüben bewegt sich jemand.“
    Sie spähten alle zum Büro, das sich knapp hundert Meter von ihnen entfernt auf seinem erhöhten Podest befand. Die Fenster des Büros waren nun vom stetigen Schein einer alchemistischen Lampe erhellt, und drinnen bewegte sich eine Gestalt. Einen Augenblick später fiel krachend eine Tür zu, Carrington kam pfeifend heraus und ging die Stufen

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