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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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nicht unsere Herrscherin in den Schmutz. Sie ist unsre Mutter, oder etwa nicht?“
    „Sie hat neun Kinder, aber ich gehör’ nicht dazu“, meinte Crippen. „Ich wusste nicht, dass du sie so lieb hast.“
    „Hüte deine Zunge“, sagte der Mann finster und stürmte aus dem Zimmer. Crippen lachte in sich hinein und zog hinter ihnen die Tür zu, sodass Ellie allein zurückblieb.
    Das zumindest war überstanden.
    Was jetzt?
    * * *
    „Charles!“ brüllte Ellie, schlug eine Tür auf erschreckte den Mann im Zimmer. Er war mindestens Mitte fünfzig und blass wie eine Schäfchenwolke, mit einem ähnlich formlosen Körper. Er fiel von der mechanischen Frau herunter, die er geritten hatte, und landete auf der anderen Seite neben dem Bett, wo er sich duckte. Ellie stampfte weiter ins nächste Zimmer, während sie sich ihr langes blondes Haar aus dem Gesicht schob. Sie hatte sich ausstaffiert, so gut sie konnte. Das Züchtigste, das sie im Zimmer der Kurtisane hatte finden können, war ein Abendkleid aus Satin gewesen, das eher in einen Ballsaal gepasst hätte als in ein Boudoir. Auf dem Kleid waren ein paar kleine Flecken, über deren Herkunft sie nicht allzu genau nachdenken wollte. Wer hätte gedacht, dass Männer so aufwendige Fantasien hatten? Das Kleid passte ihr nicht besonders gut, und sie hatte die falsche Unterwäsche an, aber sie konnte es tragen. Bei ihrer offensichtlichen Erregung würde es gewiss nicht auffallen, wenn ihre Kleidung etwas derangiert war.
    Sie stieß die nächste Tür auf. „Charles, ich weiß dass du hier bist, du unwürdiges Tier, du elender Schürzenjäger!“
    „Madam!“ Der Mann, der sie ins Haus gelassen hatte, kam durch den Flur auf sie zugeeilt, und Ellie verspürte einen Anflug von Furcht, dass er sie erkennen könnte. Aber er sah, was er sehen sollte: Eine wutentbrannte Frau, die ihren Mann suchte.
    „Ich möchte sofort meinen Mann sehen“, sagte sie eisig.
    „Madam, es tut mir außerordentlich leid, aber ich versichere Ihnen, dass kein Mann mit Namen Charles heute Abend hier ist. Wenn Sie möchten, kann ich eine Nachricht an ihn weitergeben, falls er …“
    „Als ob ich jemandem eine Nachricht anvertrauen würde, der hier arbeitet, in dieser – dieser Lasterhöhle!“
    Er zuckte zusammen. „Madam, bitte, ich kann Ihren Kummer verstehen, doch Sie haben ganz recht – dies ist kein geeigneter Ort für eine Dame.“
    Ellie machte eine große Schau daraus darzustellen, wie sie sich mühsam beruhigte und ihre Emotionen bezwang. „Ja. Gut. Sie haben sicherlich recht. Ich sollte … Vielleicht sollte ich lieber gehen.“
    „Bitte, erlauben Sie mir, Sie hinauszugeleiten.“ Er nahm sie behutsam beim Arm und führte sie die Treppe zum Erdgeschoss hinunter, Gott sei Dank in Richtung Eingangstür. „Wenn ich fragen darf, Madam, wie sind Sie in das Gebäude gelangt?“
    „Ich habe an die Tür geklopft, doch niemand öffnete. Ich habe es mit dem Türknauf probiert, und sie ging einfach auf. Ich hörte Geschrei von oben, es gab wohl einen Tumult?“
    Er errötete. „Ja, Madam. Einer unserer Gäste hatte einen Unfall. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass es nichts Ernstes war.“
    Ellie schwieg, während sie zur Haustür gingen. Der Mann legte die Hand an den Türknauf, dann zögerte er. Sie fürchtete, dass er sie doch noch erkannt hatte. Doch er sah lediglich zur Decke hinauf und sagte mit leiser, besorgter Stimme: „Ich hoffe, Madam werden mir verzeihen, dass ich das sage, da es mir wohl kaum zusteht, doch Männer haben gewisse Bedürfnisse. Ist es nicht besser, wenn Ihr Mann diese Bedürfnisse hier befriedigt, in einer sicheren, sauberen Einrichtung, wo er keinerlei schlimme Folgen erleidet, als wenn er unter weniger zuträglichen Umständen seine Befriedigung sucht?“
    „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Ansichten über meinen Mann für sich behielten, Sir“, antwortete Ellie frostig und mit ihrer besten Matronenstimme. Der Mann seufzte, nickte und öffnete die Tür.
    Ellie trat hinaus und ging vornehm und würdevoll bis zur nächsten Gasse. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand zusah, huschte sie in eine dunkle Ecke und schälte sich aus dem Kleid. Darunter trug sie den Anzug, den Mr. James ihr zur Verfügung gestellt hatte. Das Sakko hatte sie sich an den Ärmeln um die Hüfte gebunden. Sie schob das Kleid in einen großen Müllhaufen. Die Perücke auch, obwohl sie hier zögerte. Sie war von guter Qualität, und ihr eigenes Haar war wirklich sehr kurz.
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