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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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Verbesserungen waren vermutlich relativ.
    Value fischte einen Shilling, einen Penny und ein paar Florine aus seiner Hosentasche und verstreute sie auf der Karte. Dann begann er sie mit wohlüberlegter Sorgfalt zu verteilen, wobei er sich tief über die komplizierte und detaillierte Karte beugte, um die Straßennamen lesen zu können. „Molly.“ Er legte einen Shilling hin. „Letitia.“ Einen Florin, vielleicht einen Zoll entfernt. „Juliet.“ Ein weiterer Florin. „Abigail, wir nannten sie ‚süße Abi‘. Man hätte sie für ein Chormädchen halten können, bis sie einem die Hand in die Hose steckte.“ Der Penny war für sie. „Schließlich die letzte, Theodosia, deren Leiche Sie heute gesehen haben.“ Der letzte Florin.
    „Wann starb die Erste?“, fragte Pimm.
    Value sah Ben an. Dieser sagte: „Vor siebenundzwanzig Tagen, M’lord.“
    „Mr. Value. Fünf Morde in einem Monat? Jemand versucht, uns etwas mitzuteilen, und zwar äußerst vehement.“
    „Ich kann nicht behaupten, dass mich die Botschaft interessiert. Ich will nur, dass die Morde aufhören. Können Sie dafür sorgen?“
    „Haben Sie Männer abgestellt, um die Gegend zu überwachen?“
    „Selbstverständlich. Aber die Mädchen ziehen mit ihren Männern los und suchen sich eine nette kleine Gasse. Wir können sie nicht immer alle im Auge behalten.“
    „Wo haben Sie Ihre Wachleute platziert?“
    „Natürlich in der Nähe der Tatorte.“
    „In der Nähe des letzten Tatorts?“, sagte Pimm. „Durchaus verständlich, aber trotzdem erscheint es mir besser, ein zukünftiges Verbrechen verhindern zu wollen, als eines, das schon längst geschehen ist. Wir sollten die Wachen dort aufstellen, wo der Mörder als Nächstes zuschlägt.“
    Value schnaubte. „Wie finden wir das bitte heraus? Sind Sie etwa auch noch ein Okkultist, Sir? Ein Wahrsager?“
    „Wohl kaum. Aber der Mörder hat sich die ganze Zeit durch Alsatia am Fluss entlang nach Osten bewegt und ist mit jedem Mord ungefähr eine halbe Meile weitergerückt. Ich vermute, dass er sich immer gerade so weit bewegt, dass er außerhalb des überwachten Bereiches bleibt.“
    Value beugte sich vor und runzelte die Stirn. „Aber woher weiß er, wo wir Wache halten?“
    „Offenbar ist er mit Ihren Geschäften vertraut“, meinte Pimm. „Wie sonst erklären Sie sich, dass er fünf Morde begeht und jedes Mal eine von Ihren Huren tötet? Nicht alle Mädchen und Zuhälter in dieser Gegend arbeiten für Sie, doch nur Ihre Interessen wurden verletzt. Er wusste auch, wo er Ihre mechanischen Freudenhäuser finden konnte, obwohl deren Adressen nicht gerade hinausposaunt werden. Die meisten Männer, die solche Etablissements kennen, wissen vielleicht von einem oder zwei. Dieser Bursche kennt fünf, und ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass es so viele gibt. Es lässt doch darauf schließen, dass er gewisse vertrauliche Informationen besitzt.“
    „Verrat“, murmelte Value.
    „Gibt es in Ihrer Organisation irgendjemanden, gegen den Sie begründetes Misstrauen hegen?“
    „Die, die mir Gründe für Misstrauen geben, bleiben nicht lange in meinen Diensten.“
    Value zog an seiner Zigarre, kniff die Augen zusammen und blickte finster drein. „Meine Leute stehen Ihnen zur Verfügung, Halliday. Sagen Sie Ben, wo Sie Wachen haben wollen, und er wird dafür sorgen, dass sie aufgestellt werden.“
    „Vielleicht sollten Sie Ihre Mädchen anweisen, heute Abend nicht zu arbeiten“, sagte Pimm. „Zu ihrer eigenen Sicherheit.“
    Value schüttelte den Kopf. „Wenn sie kein Geld für mich verdienen, Halliday, interessiert mich ihre Sicherheit nicht.“
    „Sie stellen Ihren eigenen Wohlstand über das Leben dieser Frauen?“
    „Jeder stellt seinen persönlichen Vorteil über die Interessen dieses Abschaums, Halliday.“ Eine weitere Rauchwolke. „Ich mache mir nur nicht die Mühe, es zu leugnen.“
    Pimm versuchte, seine Wut zu unterdrücken. Wenn er nur mit diesem Mann sprach, fühlte er sich schon schmutzig. „Ich habe Grund zu hoffen, dass solch eine herzlose Sichtweise bald nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme sein wird. Wir leben in einer neuen Welt, Value, einer Welt des Fortschritts und der wissenschaftlichen Entwicklung, die allen Menschen ein besseres Leben verspricht.“
    Value brach in Gelächter aus. „Ben“, sagte er, „Erzähl dem Lord von deinem Cousin, der in einer von Sir Bertram Oswalds Fabriken gearbeitet hat.“
    „Timothy, Sir“, sagte Ben mit unbeteiligter Stimme.

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