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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: T. Aaron Payton
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ist derselbe Mörder – seine Opfer. Aber bei dieser hier sind keine Blutgefäße in den Augen geplatzt, wie es bei Erstickungstoden üblich ist, und sie hat keine Würgemale am Hals, wie man sie bei Erdrosselten findet.“ Er hielt inne. „Die Opfer, es sind derzeit fünf, weisen alle nur sehr leichte Verletzungen auf, und jedes ist makelloser als das vorige. Als Mr. Values Männer das erste Mädchen fanden, dachten sie, sie hätte bloß einen Herzstillstand gehabt. Obgleich niemand verstand, warum sie sich so weit von ihrem üblichen Viertel entfernt hatte, nur um auf den Stufen eines mechanischen Bordells tot umzufallen. Als dann eine Woche später ein weiteres Mädchen vor einem anderen Etablissement tot aufgefunden wurde, das ebenfalls Mr. Value gehört, nun ja. Das konnte kaum mehr ein Zufall sein.“
    „Hmm.“ Pimm starrte in die leeren blauen Augen des unglücklichen Mädchens. „Wenn sie uns nur verraten könnte, was sie gesehen hat. Dem besten Zeugen eines Mordes kann man leider keine Fragen mehr stellen.“
    „Das ist nicht zwangsläufig so“, sagte Mr. Adams. „Wenn ich ein Mordopfer gebracht bekäme, das, sagen wir, noch keine Stunde tot ist, könnte ich sie vielleicht dazu bringen, uns ein paar Fragen zu beantworten. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre das Gehirn wahrscheinlich zu stark beschädigt, als dass man es wiederbeleben könnte.“ Er zuckte die Achseln.
    Pimm starrte ihn an. Das also war der Grund, weshalb Adams für jemanden wie Mr. Value arbeiten musste. Er war wahnsinnig. „Was Sie da beschreiben, ist unmöglich. Es ist Nekromantie.“
    „Der Körper ist nur eine Maschine, Lord Pembroke. Ich werde mich nicht mit der Frage beschäftigen, ob der Mensch eine Seele hat. Aber er hat ein Gehirn, und dieses Gehirn kann uns die bevorzugten Wege und Bahnen zeigen, denen die Gedanken dieser Seelen gefolgt sind. Wenn nicht sogar noch mehr. Kurz nach dem Tod beginnen die Zellen zusammenzubrechen und zu verfallen, das stimmt. Doch wenn ich Zugriff auf das Gehirn hätte, wenn der Verfall noch nicht so weit fortgeschritten ist, wer weiß, welche Geheimnisse ich bergen könnte?“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Grenze zwischen Leben und Tod ist weniger deutlich, als man annehmen würde. Bringen Sie mir ein frisch verstorbenes Mädchen, und es könnte sein, dass sie Ihnen ihre Geheimnisse erzählt.“
    Pimm schauderte. „Körper auseinander schneiden, um die Geheimnisse des Lebens zu erfahren. Das ist geschmacklos, Mr. Adams. Ich sehe, dass es einem höheren Ziel dient. Aber was Sie mir gerade beschrieben haben, das ist – ich möchte nichts dramatisieren, aber ich würde es als Blasphemie bezeichnen. Mit den Toten zu sprechen, ist sicherlich eine Beleidigung Gottes.“
    Mr. Adams gluckste hinter seiner gleichgültigen Maske. „Haben Sie es noch nicht gehört, Sir? Der Mensch hat schon längst die Macht Gottes an sich gerissen. Wir haben das Feuer gestohlen, und wir schüren es immer höher. Wir haben vom Apfel der Erkenntnis gegessen und sind aus dem Garten Eden verbannt worden. Trotzdem kämpfen wir jeden Tag mit Zähnen und Klauen darum, ins verlorene Paradies zurückzukehren.“ Er nahm ein blankes Skalpell von seinem Werkzeugtablett. „Bringen Sie mir ein frisches Opfer, dann werden Sie sie vielleicht persönlich fragen können, wie das Paradies aussieht. Auch wenn die Antwort Ihnen vermutlich nicht gefallen wird.“
    Pimm wandte sich ab, bevor Adams den ersten Schnitt machte.

Flucht aus dem mechanischen Bordell!

    N atürlich rannte Ellie, denn sie wusste, wie eine Drohung klang, mochte sie auch noch so freundlich formuliert sein. Sie schlug die Tür hinter sich zu und hetzte den Flur entlang zur Treppe. Während sie lief, gingen im Flur mehrere Türen auf, und es erschienen mechanische Kurtisanen.
    Sie hatte nicht gewusst, dass sie gehen konnten. Wahrscheinlich mussten sie es auch nicht oft, doch jetzt taten sie es. Nackt oder halb in Unterwäsche traten sie heraus und bewegten sich in Zweierreihen, um ihr den Weg zur Treppe zu versperren. Männer riefen wütend aus einigen Zimmern, weil ihre mechanischen Geliebten sie inmitten ihrer Fleischeslust verlassen hatten. Obwohl für „Fleischeslust“ eigentlich beide Beteiligten aus Fleisch und Blut sein mussten, dachte Ellie.
    Sie erwog, die Kurtisanen einfach beiseite zu stoßen, aber es waren etwa ein halbes Dutzend. Noch standen sie geduldig und mit ausdruckslosen Gesichtern vor ihr. Was, wenn sie Ellie festhielten? Die
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