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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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„Zehn Jahre alt war er. Hat an den alchemistischen Lampen gearbeitet. Sie wissen schon, die mit den Glaskugeln und dem hübschen gelben Licht. Timothy hat eigentlich nur ausgeholfen, Glasscherben aufgefegt, Werkzeuge geholt und so. Vielleicht wissen Sie’s nicht, Sir, aber der Stoff, der diese Lampen erhellt, wird aus ganz verschiedenen Chemikalien hergestellt, die auf besondere Weise zusammengemischt werden. Die Chemikalie, die am Ende rauskommt, ist nicht so gefährlich. Man sollte sie nicht trinken, und sie stinkt ein wenig, aber man kann sie mit einem Lappen aufwischen und auf den Müll werfen, wenn einem mal eine Lampe zerbricht. Aber eine von den Chemikalien, die sie bei der Herstellung verwenden, ist ’ne entsetzlich starke Säure. So geschah es eines Tages, dass Timothy mit einem Auftrag durch die Fabrik rannte. Es ist furchtbar laut dort, und obwohl der Mann ‚Pass auf‘ gerufen hat, hat Timothy ihn nicht gehört. Ist einem Mann gegen die Beine geprallt, der gerade ein Glas von dieser Säure in ein Fass gießen wollte, und stattdessen hat Timothy die Säure abbekommen. Hat ihm ein Loch in den Schädel geätzt. Ich will gar nicht mehr drüber nachdenken. Er war ein guter Junge.“ Ben verstummte.
    „Der Fortschritt ist schön für die, die seine Früchte genießen dürfen, Halliday“, sagte Value. „Weniger schön für die, die seine Wurzeln gießen. Die Maschinen verstümmeln ihnen öfter einmal die Hände, und der Dampf verbrennt ihnen das Gesicht, und am Ende haben sie mehr Löcher im Kopf als bei ihrer Geburt. Aber Sie und ich, wir sind von Gott gesegnet, nicht wahr? Ach, wie schön es ist, reich zu sein.“
    Pimm erhob sich steif. „Ich werde versuchen, diesen Mörder zu fassen“, sagte er. „Danach möchte ich nichts weiter mit Ihnen zu tun haben.“
    „Dann sollten Sie hoffen, dass ich Ihre Dienste nie wieder benötige“, entgegnete Value.
    „Kommen Sie heute Nachmittag bei mir vorbei, Benjamin“, sagte Pimm. „Dann können wir uns besprechen.“
    „Werd ich tun, Sir“, sagte Big Ben.
    Pimm ging die enge Treppe hinunter, nickte dem Schuhmacher zu, der auf seiner Bank arbeitete, und trat hinaus auf die Straße. Es war ein warmer Frühlingsnachmittag, und er lief in flottem Tempo vor sich hin, als eine junge Frau über die Straße geeilt kam, um ihn abzufangen. Sie trug ein strenges graues Kleid, das nicht sonderlich modisch geschnitten war. Ihr Gesicht sah jedoch jünger aus, als ihre Matronenkleidung vermuten ließ, und auf dem Hinterkopf trug sie eine schicke kleine Haube über einer Lockenpracht. „Entschuldigung“, sagte sie, und Pimm sah sich nach ihrer Begleitung um. Sie schien allein unterwegs zu sein, was es noch seltsamer machte, dass sie ihn auf der Straße ansprach.
    „Miss? Kann ich Ihnen helfen?“
    „Ich hoffe doch, Lord Pembroke. Verzeihen Sie mir, aber ich kenne Sie vom Argus, aus der Berichterstattung über den Fall Trent.“
    Pimm nickte und zwang sich, zu lächeln. Sein Schädel dröhnte noch immer, und das Treffen mit Value hatte seine Laune auch nicht gebessert. „Oh, natürlich, mein Gesicht war in der Zeitung. Eigentlich recht dumm, schließlich habe ich nur Detective Whistler geholfen.“
    Die Frau schlug die Hand vor den Mund. „Ach, du liebe Güte“, sagte sie. „Ich habe mich nicht klar ausgedrückt. Ich kenne ihr Gesicht nicht aus der Zeitung, sondern von ihren Besuchen im Büro des Argus. Mein Name ist Eleanor Skyler. Damals habe wir uns nicht getroffen, doch ich war gerade im Büro meines Chefredakteurs, und er hat Sie mir gezeigt.“
    Pimms, musste seine Gedanken vollkommen neu ordnen. „Sie sind Journalistin, Miss?“ Sie konnte nicht älter als fünfundzwanzig sein, ein paar Jahre jünger als er. Natürlich gab es Frauen, die schrieben. Freddy hatte ein Abonnement für das „English Women’s Journal“ gehabt, ehe es Anfang des Jahres eingestellt worden war, und hatte nun Gefallen am „Alexandra Magazine“ und am „Englishwoman’s Journal“ gefunden. (Freddy, dessen Interesse an Frauen sich einst darauf beschränkt hatte, ob sie seine schlechten Manieren zugunsten seines Vermögens ignorieren würden, war in letzter Zeit eine heftige Verfechterin der Frauenrechte geworden.) Doch Pimm hatte nicht gewusst, dass auch der relativ biedere Argus eine Reporterin beschäftigte. Moment mal, Eleanor Skyler – ach ja, Mr. E. Skye. Mysteriöser Skye? Wie drollig.
    „Ich bin tatsächlich Journalistin“, sagte sie. „Im Moment recherchiere ich

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