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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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wird, klingt einzigartig, und das Geräusch glänzte wie goldene Glühwürmchen.
    „Nun kommt die wahre Herausforderung.“ Adam trug das Gehirn zu seinem Arbeitstisch, wo das Gefäß mit der Flüssigkeit wartete. Er befestigte Schläuche am Rest des Rückgrats und drückte mit Drähten verbundene Metallsonden in einige Bereiche des Frontallappens. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Anschlüsse fest saßen, tauchte er das Gehirn in die Nährstofflösung, die ein sauerstoffreicher Blutersatz war. Die Drähte, die aus dem Gehirn ragten, fädelte Adam durch kleine Löcher in einer runden Stahlplatte. Vorsichtig setzte er die Platte auf das Gefäß, so dass sie dessen Öffnung vollständig abdeckte, dann griff er nach einem Deckel mit Gummirand, den er fest um die Platte schraubte.
    Halliday sah wieder zu und hatte sich sogar dem Arbeitstisch genähert. „Das sieht aus wie ein überdimensionales Einmachglas.“
    „Es ist ähnlich, auch wenn ich statt eingelegter Gurken oder eingemachter Pfirsiche ein menschliches Bewusstsein zu konservieren hoffe.“
    „Das Gehirn schwimmt ja“, sagte Halliday. „Das überrascht mich in gewisser Weise. Ich hätte gedacht, dass es schwerer sei.“
    „Das Gehirn eines erwachsenen Menschen wiegt in der Regel etwas über drei Pfund. Aber das Gewicht ist irrelevant. Die Dichte ist entscheidend, und mein künstliches Blut ist dichter als graue Substanz.“
    Adam verband die Drähte, die aus dem Gehirn kamen, mit einem komplizierten Apparat aus Metall und Messing, der etwa einen Quadratmeter des Tisches einnahm und an eine halbgeschmolzene Orgelpfeife erinnerte. „Das hier ist meine künstliche Sprechmaschine. Ich habe mehrere Kanister voll Druckluft, die durch eine Reihe von Schallwänden, Klappen und Röhren geblasen wird. Die Technik ist recht komplex, doch sie könnte in der Lage sein, diesem armen Mädchen die Stimme wiederzugeben. Ich habe bislang kein anderes Geräusch als Hundegeheul aus der Maschine gehört, dieses gibt sie allerdings recht akkurat wieder.“ Adam untersuchte mehrmals alle Anschlüsse und fühlte einen seltsamen Widerwillen, die Magnete einzuschalten und den letzten Test durchzuführen. Falls der Versuch glückte, würde es für ihn einen großen Triumph bedeuten. Das wäre eine Leistung, von der Adams Schöpfer nur träumen konnte und die er niemals hatte vollbringen können. Aber wenn er versagte, dann musste er seiner langen Liste von Fehlschlägen einen weiteren hinzufügen.
    Doch man konnte die Dinge nur eine Zeit lang hinauszögern, bis es auffiel. Adam drückte einen Schalter, der die Elektromagnete aktivierte, die um das Gefäß herum angeordnet waren und das Gehirn stimulieren sollten. Dieses Mal jedoch, ohne es zu kontrollieren. Es sollte nur wieder zum Leben erweckt werden.
    Er ergriff ein kegelförmiges Messingrohr, das wie das Hörrohr einer alten Frau aussah. Das war es im Grunde auch, selbst wenn man es nun mit einem Gehirn verdrahtet hatte, das in dichter Flüssigkeit in einem Glas trieb. Adam hielt inne und sah den Detektiv an. „Kennen Sie ihren Namen?“
    „Margaret.“ Der Detektiv starrte das Gehirn in dem Glas an, als ob er nicht glauben könnte, dass man dieses Ding tatsächlich mit Namen ansprechen konnte.
    Adam räusperte sich, hielt das Sprachrohr an den Mund und sagte: „Margaret? Kannst du mich hören?“
    Ein Laut, der wie ein langer Seufzer klang, entwich dem Sprechapparat, und Halliday keuchte. Adam blieb ruhig. Der Laut war nicht wirklich ein Seufzer, sondern nur alte Luft, die aus dem System strömte.
    Das nächste Geräusch, das aus der Maschine kam, war tonlos, aber absolut verständlich. „Ja? Wo bin ich, Sir? Warum ist es hier so schrecklich dunkel?“
    „Großer Gott im Himmel“, entfuhr es Halliday.
    „Der große Gott kann seinen Himmel behalten“, entgegnete Adam. „Wir Menschen haben hier auf der Erde noch genug zu tun.“
    * * *
    Pimm fand Mr. Adams’ Gesellschaft zutiefst verstörend, doch der Mann war zweifellos ein Genie. Selbst Sir Bertram hätte so etwas kaum zustande bringen können. Eine Stimme von jenseits des Grabes sprechen lassen? Die Frau war tot, und doch konnte Pimm ihre Stimme hören. Jedenfalls eine Stimme, die von ihrem Geist auszugehen schien. Als Detektiv hätte er eigentlich misstrauisch und skeptisch bleiben müssen, und natürlich war es möglich, dass es sich hierbei um irgendeine ausgeklügelte List von Mr. Adams handelte. Aber was hätte er durch einen solchen Betrug

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