Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
Vom Netzwerk:
bestimmen. Sie bemerkte außerdem, dass sein Gesichtsausdruck verängstigt aussah. Der Mann schob sich an ihr vorbei, ohne langsamer zu gehen, und drückte sie dabei fast gegen eine Kiste. Ellie nahm ganz deutlich einen chemischen Geruch wahr, als er vorbeiging. Sie zögerte. Sollte sie lieber dem rennenden Mann folgen, oder war es klüger, nachzuforschen, wovor er davonrannte?
    Rufe hallten aus der Richtung, aus der auch der rennende Mann gekommen war. Weil sie wusste, dass die Gasse bald in ein Straßengewirr überging, wo der Mann höchstwahrscheinlich schon nicht mehr auffindbar war, schlich Ellie den anderen Stimmen entgegen. Sie lugte kurz ums Eck, lange genug, um einen menschliche Körper auf den Pflastersteinen liegen zu sehen. Lord Pembroke hatte sich über die reglose Gestalt gebeugt und lauschte auf einen Herzschlag. Bei ihm waren zwei weitere Männer, die in ein ernstes Gespräch vertieft schienen.
    Ellie wurde es kalt ums Herz, viel kälter als die klamme Luft, die vom Fluss hinüberwehte. Der Mann, der an ihr vorbeigeeilt war, war der Mörder. Sie war sich sicher. Würde sie ihn identifizieren können, wenn die Polizei sie dazu aufforderte? Sie hatte sein Gesicht kaum wahrgenommen, nur als blassen Fleck unter einem Hut. Er war glattrasiert gewesen und hatte pockennarbige Wangen gehabt. Darüber hinaus wäre es ihr allerdings schwergefallen, irgendwelche Erkennungsmerkmale zu nennen, obwohl er ihr vage bekannt vorgekommen war. Sie war unsicher, ob sie vortreten und sich Lord Pembroke zeigen sollte. Ihren Aufzug zu erklären, würde peinlich werden, doch es war ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wurde. Wenn sie etwas zur Ergreifung des Täters beitragen konnte, würde sie es tun. Andererseits standen die Männer, die Lord Pembroke begleiteten, vermutlich in Values Diensten. Abgebrühte Verbrecher, die es wahrscheinlich nicht schätzten, wenn irgendjemand Zeuge ihres Umgangs mit Lord Pembroke wurde. Es war schon für Lord Pembroke verfänglich genug, wenn sein Name mit dem eines Verbrechers wie Value in Verbindung gebracht würde. Aber würde es nicht auch Values Ruf schaden, als Mitarbeiter des großen Detektivs bekannt zu sein?
    Ellie rechnete damit, dass Lord Pembroke die Polizei rufen würde, und überlegte, ob sie warten sollte, bis ein Polizeibeamter erschien, ehe sie sich offenbarte. Doch zu ihrer Überraschung hoben der Detektiv und der kräftige Kerl die tote Frau hoch, während der dritte Mann nutzlos herumstand, und begannen, sie nordwärts zu tragen. Die Zehen der Frau schleiften über den Boden, als sie sich in die ungefähre Richtung des verwüsteten Gebietes bewegten, das einmal Whitechapel gewesen war.
    Das war interessant. Versuchten sie, das Verbrechen zu vertuschen? Wenn ja, weshalb? Oder war die Frau nur verletzt? Sie sah auf jeden Fall aus wie tot, aber sie mochte bloß in Ohnmacht gefallen oder durch einen Schlag auf den Kopf bewusstlos geworden sein. Ellie beschloss, ihnen in unauffälligem Abstand zu folgen.
    Als hätte sie irgendeine andere Möglichkeit gehabt. Wie hätte sie jetzt gehen können, ohne Näheres herausgefunden zu haben? Eher würden ihr Flügel wachsen, denn Ellie war viel zu neugierig. Diese übermäßige Neugier hatte sie im Laufe der Jahre schon oft in Schwierigkeiten gebracht, doch noch viel öfter hatte sie ihr Freuden und Wunder beschert.
    Nachdem sie einige Häuserblöcke weit gelaufen waren, blaffte der große Mann den kleineren an, der daraufhin die Schultern zuckte und in eine andere Richtung eilte. Ellie folgte weiterhin den anderen beiden. Lange ging es durch verschlungene Gassen, bis sie schließlich eine wirklich grässliche Gegend erreichten, die zwar nicht direkt gefährlich, aber fast völlig verlassen war. Kein vernünftiger Stadtbewohner hielt sich hier länger auf als nötig. Sie sah schiefe Speicher, in denen schon seit Jahren nichts mehr aufbewahrt wurde. Häuser mit eingestürzten Dächern, in denen verzweifelte Menschen wohnten, die für eine Unterkunft das Risiko eingingen, so nahe am zerstörten Gebiet von Whitechapel zu leben. Lord Pembroke hielt vor der Tür eines besonders schmalen Hauses an, das von zwei Lagerhäusern flankiert wurde, und beriet sich dort mit seinem Begleiter. Dann folgten sie weiter der Straße, umrundeten eine Ecke und verschwanden aus ihrem Blickfeld. Ellie ging ihnen nach, so unauffällig sie nur konnte. Trotzdem war sie sich der Blicke der Kinder bewusst, die als kleines Grüppchen

Weitere Kostenlose Bücher