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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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erreichen können? In dieser Welt konnte eine Krankheit das Geschlecht ändern, und seltsame Lichter erhellten den Nachthimmel. Immerwährende alchemistische Feuer brannten in Whitechapel, Blitze konnten eingefangen und als Antrieb für Omnibusse genutzt werden. Ein Mann konnte durch eine Linse spähen und eine wimmelnde Welt winziger primitiver Organismen entdecken, die lebten und starben und untereinander ums Überleben kämpften. Wie hätte Pimm bezweifeln können, dass es möglich war, ein Gehirn zum Sprechen zu bringen?
    Natürlich würde das den Priestern nicht gefallen. Schließlich war die Seele der Frau gewiss entschwunden, als ihr Körper starb. Doch was sprach nun zu ihnen? Es konnte offensichtlich nicht ihr unsterbliches Wesen sein, denn das war fort, um seinen letzten Lohn zu erhalten. Vielleicht war das hier eine Art Echo, oder eine Sprachaufzeichnung ähnlich derer, die man mit einer beweglichen Nadel auf Wachswalzen machen konnte. Er beschloss, die Frage den Metaphysikern zu überlassen. Pimm hatte weltlichere Sorgen. „Darf ich?“ Er streckte die Hand nach dem Sprachrohr aus.
    Mr. Adams erhob den Finger. „Lassen Sie mich zuerst der Frau noch einige Dinge erklären, damit wir sie nicht beunruhigen.“ Er setzte das Rohr an die Lippen. „Margaret. Ich bin ein Arzt. Du wurdest angegriffen. Kannst du dich daran erinnern?“
    „Ich … ja.“ Die Stimme war unheimlich, weder männlich noch weiblich, als hätte der Wind in den Bäumen begonnen, Worte zu sprechen.
    „Du bist sehr schlimm verletzt worden, mein liebes Kind. Hab keine Angst. Du kannst immer noch gerettet werden.“
    Pimm zog eine Augenbraue hoch, doch Adams war ganz in seine Aufgabe versunken. In gewisser Weise war es gütig, dem Mädchen zu erzählen, dass sie nur verletzt sei. Doch gleichzeitig war es furchtbar grausam.
    „Bin ich erblindet, Sir? Meine Arme und Beine kann ich auch nicht fühlen.“
    „Deine Sehkraft kann mit der Zeit wiederhergestellt werden“, sagte Adams. „Auch was deine fehlende Sinneswahrnehmung angeht, haben wir große Hoffnung. Darf ich dich fragen: Fürchtest du dich?“
    Dumme Frage, dachte Pimm. Natürlich tat sie das.
    „Nein“, sagte die Stimme, ohne zu zögern. „So seltsam es auch klingen mag, ich fürchte mich nicht.“
    Adams bedeckte das Mundstück und wandte sich Pimm zu. „Interessant. Ich habe die Theorie aufgestellt, dass das Gehirn Angst weniger intensiv wahrnehmen kann, wenn man es vom Drüsensystem abkoppelt. Wenn die unzähligen Systeme des Körpers keine Angstbotschaften senden, kann schließlich … “
    „Darf ich sie befragen, Sir?“, sagte Pimm. „Solange die Erinnerungen noch frisch sind?“
    Die Maske auf Adams’ Gesicht machte es unmöglich, seine Miene zu lesen, doch Pimm hatte den Eindruck, dass er gereizt war. Er sprach in das Rohr. „Margaret. Hier ist ein Detektiv, der mit dir sprechen möchte. Er untersucht das schlimme Verbrechen, das an dir verübt wurde. Sein Name ist Pembroke Halliday.“
    „Lord Pembroke, der feine Detektiv? Ich habe von ihm gehört.“
    „Wie wunderbar.“ Adams reichte Pimm das Rohr.
    Wie merkwürdig, dachte Pimm, und hielt dann das Mundstück dicht an die Lippen. „Es tut mir schrecklich leid, dass Ihnen so etwas passiert ist, Miss. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um den, ähm, Angreifer zu fassen. Könnten Sie mir vielleicht eine Beschreibung geben? Seine Größe, Statur, Haar- und Augenfarbe? Besondere Merkmale, Narben, Muttermale, Eigentümlichkeiten des Gesichts? Alles könnte hilfreich sein.“
    Eine lange Pause, gefolgt von einem weiteren Wispern der Luft. „Wenn Sie wünschen, Sir, kann ich ihn natürlich beschreiben. Ich habe ihn schon viele Male gesehen und kenne sein Gesicht gut. Aber vielleicht wäre es hilfreicher, wenn ich Ihnen einfach seinen Namen sagen würde?“
    Trotz der grausigen Umstände musste Pimm lächeln. „Ja, Margaret. Das wäre tatsächlich überaus hilfreich.“

Was folgt

    S ie fürchtete, dass Lord Pembroke sie erkennen könnte, und dieser Teil der Stadt war für Frauen alles andere als einladend, außer es waren Frauen von einer ganz bestimmten Sorte. Also legte Ellie erneut ihre Verkleidung an. Mr. James hatte widerwillig zugestimmt, dass sie die Kleidung und die restliche Ausstattung noch einige Tage lang behalten durfte. Er hatte sie auch mit einem Döschen Hautkleber versorgt, der ihr helfen sollte, ihren Schnurbart zu befestigen. Sie hatte sich in ihren Räumlichkeiten umgezogen. Ellie

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