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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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suchte einen Nachtpförtner, und Lady Pembroke war so freundlich, eine Empfehlung zu schreiben.“
    „Oh. Nun, gut gemacht.“ Lord Pembroke wirkte etwas überfordert, und Ellie fand diese Reaktion äußerst liebenswert bei einem Mann, der sich sonst so selbstsicher gab. „Ich bedauere, dass ihre, ähm, vorherige Stellung sich als unhaltbar erwiesen hat.“
    „Ich bringe Ihnen nur den größten Respekt entgegen, Mylord. Aber diese Arbeit passt ganz einfach besser zu meinen Fähigkeiten.“
    „Durchaus.“ Lord Pembroke wies auf Ellie. „Das ist Mr. Jenkins. Er ist heute Abend mein Gast.“
    „Seien Sie willkommen, Sir.“ Ransome trat zur Seite, um sie einzulassen, und nachdem sie die Halle betreten hatten, nahm er ihnen Hut und Mantel ab. „Einige der Herren spielen Karten, Sir, falls Sie sich dazugesellen möchten.“
    „Nein. Ich denke, wir werden in die Bibliothek gehen und uns dort unterhalten. Jenkins und ich haben viel zu besprechen.“
    Ransome verbeugte sich, als habe er ein Scharnier in der Hüfte, und brachte ihre Sachen fort.
    „‚Passt ganz einfach besser zu meinen Fähigkeiten‘“, murmelte Lord Pembroke, während sie weiter in den Club hineingingen. „Dieser Mann war mein Kammerdiener! Eigentlich sogar unser Mädchen für alles, er kochte auch ab und zu. Aber er musste nicht die ganze Nacht wach bleiben, als er in meinen Diensten stand! Jedenfalls nicht regelmäßig. Ich bin mir sogar recht sicher, dass ich ihm mehr gezahlt habe, als der Club es je könnte. Bin ich denn wirklich so ein schlechter Dienstherr?“
    Ellie zog es vor, nicht zu antworten, und sah sich im Club um, während sie gingen. Sie war enttäuscht, wie langweilig er war, wie spießig sogar. Jedes Zimmer hatte eine dunkle Holztäfelung, verblichene Blümchenteppiche, glänzende Gaslampen aus Messing (hier gab es weder Alchemie noch Elektrizität), und einen kalten Kamin. Hin und wieder hing ein Porträt, ein Landschaftsbild oder ein abgehackter Tierkopf an der Wand. Lord Pembroke führte sie in die Bibliothek, die ebenfalls sehr typisch aussah. Meterhohe Regale standen an allen Wänden, einladend aussehende Clubsessel waren in den Ecken gruppiert. In der Mitte des Raumes stand ein langer Bibliothekstisch, umgeben von Stühlen mit geraden Lehnen. Sie zweifelte nicht daran, dass alle Möbelstücke antik waren, trotzdem fand sie keines davon sonderlich schön.
    „Hier sollten wir ungestört sein. Die Herren, die nach Mitternacht noch hier sind, sind meist nicht zum Lesen hergekommen.“ Lord Pembroke schob die Holztür zu und trennte so die Bibliothek von der Außenwelt. Ellie fühlte mit leichtem Herzklopfen den Reiz des Verbotenen. Natürlich war sie schon mit Männern allein gewesen, die nicht direkt zur Familie gehörten, wie etwa kürzlich mit Mr. James, aber das hier war in gewisser Weise doch etwas ganz anderes. Lord Pembroke war nur wenig älter als sie und sah sehr gut aus – und er war verheiratet. Ellies selige Mutter wäre entsetzt gewesen, wenn sie erfahren hätte, dass sie mit ihm allein in einem Zimmer war, ungeachtet ihres ungewöhnlichen Aufzugs. Mr. James hätte nicht anders reagiert.
    Lord Pembroke bedeutete Ellie, in einem der Sessel Platz zu nehmen. Sie ließ sich dankbar hinein sinken, weil ihr vom stundenlangen Laufen und Stehen noch immer die Füße schmerzten. Er öffnete ein Schränkchen und nahm zwei Gläser heraus, dann goss er sich aus einer Karaffe, die auf einem kleinen runden Tisch zwischen ihnen stand, etwas Brandy ein. „Einen Drink?“, fragte er. „Oder sind Sie eine Verfechterin der Mäßigkeit?“
    „Es gibt kaum jemanden, der mich als gemäßigt bezeichnen würde. Trotzdem trinke ich selten.“ Ellie versuchte zu lächeln, doch davon juckte ihr Schnurrbart. „Ich nehme nur einen Schluck, um den Schein zu wahren.“
    Lord Pembroke schenkte ihr einen Fingerbreit voll in ein Kognakglas und reichte es ihr. „Trinken, um den Schein zu wahren. Was für eine eigenartige Idee. Manchmal übe ich mich in Enthaltsamkeit, um den äußeren Schein zu wahren, aber meistens mache ich mir nicht die Mühe. Ich finde, auf das Äußere wird entschieden zu viel Wert gelegt.“ Anders als Ellie erwartet hatte, trank er den Brandy nicht genüsslich, sondern schüttete ihn hinunter wie Medizin. Dann goss er sich ein weiteres, größeres Glas ein, das er in kleinen Schlucken trank. Kurz darauf beugte er sich vor, während er das Glas zwischen seinen Handflächen hin- und her rollte. „Heute Nacht habe ich

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