Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Konversation, um meinen Verstand zu stimulieren. Darum sind wir nun hier.“
Ellie lächelte trotz ihres juckenden Schnurrbarts. „Ihnen steht noch eine weitere Quelle zur Verfügung, Lord Pembroke. Die Macht der Presse. Wir sind sehr geübt darin, Menschen ausfindig zu machen.“
Er knurrte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ihr seid auch sehr geübt darin, Geheimnisse zu verraten.“
„Lord Pembroke, ich werde den Namen dieses Mannes nur drucken lassen, wenn wir uns sicher sein können, dass er der Mörder ist.“
„Jetzt heißt es also schon ‚wir‘?“
Ellie zuckte nur die Achseln.
Lord Pembroke seufzte. „Nun gut. Der Name des angeblichen Mörders ist Thaddeus Worth.“
Ellie blinzelte. „Sind Sie sicher?“
„Ja, warum? Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist verschluckt.“ Er blickte finster in seinen Drink. „Einen Geist gesehen, meine ich. Oder vielleicht auch eine Fliege verschluckt. Ich … “
„Ich kenne ihn“, fiel Ellie ihm ins Wort. „Ich habe Thaddeus Worth einmal für einen Artikel interviewt. Seine Frau ist durch Morbus Konstantin verwandelt worden und kurz darauf verschwunden, vor ungefähr drei Jahren. Ihre Verwandlung war tatsächlich die erste, die bekannt wurde. Allerdings wurde sie nie von einem Arzt untersucht, weil sie kurz nach ihrer Veränderung davonlief. Anfangs wurde ihr Mann als Verrückter abgetan, der davon fantasierte, wie seine Frau ein Mann geworden war und ihn verlassen hatte. Die Obrigkeit nahm an, dass sie eine Transvestitin geworden sei oder sich in eine andere Frau verliebt habe oder dergleichen. Erst als auch andere an dem Fieber erkrankten und drei Tage später mit verändertem Körper erwachten, begriff die Obrigkeit, dass Mr. Worths Bericht wörtlich gemeint und glaubwürdig war. Stellen Sie sich einmal vor, wie verängstigt Mrs. Worth erst gewesen sein muss? Die Schmerzen und das Delirium zu erleiden, um dann aufzuwachen und festzustellen, dass sie sich verändert hatte, ohne auch nur ansatzweise zu verstehen, was geschehen war.“
„Kein Wunder, dass sie geflüchtet ist“, sagte Lord Pembroke.
„Ich weiß es nicht ganz sicher, aber ich hatte immer angenommen, dass Mr. Worth sich die Krankheit bei einer Prostituierten zugezogen hat. Er selbst könnte nur ein passiver Überträger gewesen sein, der später die Krankheit an seine Frau weitergab, wo sie sich dann in ihrer aktiven Form zeigte.“ Konnte Worth der Mann gewesen sein, der in der Gasse an ihr vorbeigehetzt war? „Er könnte es sein“, sagte Ellie. „Ich bin mir nicht sicher, aber Größe und Körperbau stimmen. Zwar hatte Worth einen Bart, als ich das letzte Mal mit ihm sprach, und der Mörder war glattrasiert, aber beide hatten Pockennarben auf Stirn und Wangen.“
Lord Pembroke lehnte sich zurück, ließ seinen Brandy im Glas kreisen und starrte hinein. „Ein solcher Mann könnte die Prostituierten hassen und ihnen die Schuld an seinem Unglück geben, glauben Sie nicht? Wenn diese Frauen ihn nicht mit der Krankheit angesteckt hätten, hätte seine Frau sich niemals verwandelt und ihn verlassen. Ein verdrehter Gedanke, aber ich kann mir vorstellen, dass er verlockend sein könnte. Erinnern Sie sich vielleicht noch an Mr. Worths Adresse?“
Eine wertvolle Befragung
E r wohnt in einer durchaus respektablen Gegend“, sagte Pimm und lugte aus dem Fenster der Droschke, die er seinen ehemaligen Diener Ransome für sie hatte bestellen lassen. Sie befanden sich einige Meilen westlich von Seven Dials. Hier säumten elektrische Laternen die Straßen und erhellten den Innenraum der Droschke so weit, dass die Insassen einander sehen konnten. Sie mussten noch ein gutes Stück zurücklegen, doch zumindest waren die Straßen um diese Uhrzeit relativ leer. Tagsüber war der Verkehr in dieser Gegend fürchterlich, es war dann fast besser, zu Fuß zu gehen. „Was hat dieser Mr. Worth für einen Beruf? Ist er Anwalt? Oder besitzt er ein Geschäft?“
„Wir haben nie über seinen Beruf gesprochen“, sagte Miss Skyler. „Um ehrlich zu sein, schien er in seinem eigenen Haus fehl am Platz, und ich glaube, dass er aus recht bescheidenen Verhältnissen stammt. Mir scheint, dass er erst vor Kurzem zu seinem Vermögen gekommen ist. Wir sprachen vor allem darüber, wie die Verwandlung und das darauffolgende Verschwinden seiner Frau ihn getroffen hatten, und wie verloren und haltlos er sich seitdem fühlte. Er blieb jedoch etwas vage und war nicht besonders wortgewandt. Ich nehme an,
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