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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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interessieren Sie mich nicht mehr.“
    „Du magst die Wahrheit sagen“, meinte Oswald. „Aber die Wahrheit kann sich ändern, wenn sich die Umstände ändern. Du bist einfach ein zu großes Risiko f ür mich, Adam. Values Indiskretion hat mir wieder einmal bewusst gemacht, wie wichtig es ist, mein Wissen nicht zu weit zu verbreiten. Zumindest, bis mein nächstes großes Experiment vollendet ist. Ich befinde mich am Scheitelpunkt einer wichtigen Entwicklung, in einer sehr heiklen Phase meines grandiosen Plans, und es ist mir wichtig, meine Angelegenheiten aufzuräumen, damit ich fortschreiten kann.“
    Adam stürzte nach vorn und bewegte sich weit schneller, als Oswald hätte ahnen können. Doch Oswald hatte bereits einen Revolver in der Hand, den er aus irgendeiner Innentasche seines Mantels gezogen hatte. Fast nachlässig feuerte er auf Adams Körpermitte.
    Adam war vor Jahren schon einmal angeschossen worden, in die Schulter. Die Waffe war von einem Mann abgefeuert worden, dem Adam hatte helfen wollen, aber Adams wildes Gesicht hatte ihm Angst eingejagt. Damit hatte für Adam eine Zeit der bitteren Enttäuschung begonnen, die nie ganz zu Ende gegangen war. Nun wurde erneut auf ihn geschossen, dieses Mal in die Brust, und der Schmerz war schlimmer, als er ihn in Erinnerung hatte. Wegen der seltsamen Querverbindung in seinem Gehirn erfüllte der Schmerz nun auch seinen Mund. Es war der Geschmack frischer Orangen, wie er sie einmal in Spanien probiert hatte. Er lag zuckend am Boden und starrte die Balken der Kellerdecke an, ohne sich auch nur daran erinnern zu können, dass er gestürzt war. Sein ganzer Oberkörper schmerzte unerträglich, und er konnte noch nicht einmal genau sagen, wo die Kugel in seinen Körper gedrungen war.
    Oswald trat vor ihn und blickte auf ihn herab. „Ich habe darüber nachgedacht, dich zu sezieren“, sagte er. „Aber wäre das letztlich interessant? Fleisch ist ohnehin so abstoßend. Viel zu viele Unregelmäßigkeiten, und du wärst wahrscheinlich noch unregelmäßiger als die meisten. Zahnräder, Fugen, Streben und Zapfen sind mir lieber als Knochen, Muskeln und Nerven. So viel sauberer.“ Er zielte mit der Pistole, und Adam wusste, dass es mit ihm zu Ende sein würde, wenn Oswald ihm ins Gehirn schoss. Doch stattdessen bückte sich Oswald, hielt die Waffe direkt über Adams Herz und drückte ab.
    Der Geschmack von Orangen war überwältigend und erfüllte die ganze Welt, zumindest, bis diese Welt sich in Schwärze auflöste.

Ein Picknick im Park

    E llie streckte gerade die Hand nach dem Türklopfer aus, als die Tür zu Lord Pembrokes Haus nach innen schwang. Dort stand Winnie und strahlte. Sie hatte ihr Haar unter einem entzückenden kleinen Hut hochgesteckt und trug ein hellgelbes Kleid, das wie der Inbegriff des Frühlings aussah. Ellie kam sich im Vergleich dazu schrecklich schäbig vor. Ihr bestes Kleid hätte noch nicht einmal mit Winnies schlechtestem mithalten können, aber Winnie rief trotzdem, dass sie ganz allerliebst aussähe. Sie ergriff Ellies Hände und zog sie ins Haus. „Herein, herein! Ich bin gerade mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Ich hoffe, Sie sind hungrig. Ich habe gekochte Eier, kaltes Brathähnchen und einige wundervolle Süßigkeiten.“ Sie plauderte fröhlich vor sich hin, während sie Ellie in die Küche führte. Dort wartete ein großer Weidenkorb, der mit köstlichen Gerichten gefüllt war. Ellie knurrte der Magen. Abgesehen von einigen schalengesprenkelten Bissen von Winnies Frühstück und einem altbackenen Brötchen im Büro hatte sie den ganzen Tag noch nichts gegessen. Nach einem Morgen, der daraus bestanden hatte, gegen Einbrecher zu kämpfen und für Zeitungen zu schreiben, würde jeden der Heißhunger überfallen.
    „Ist Lord Pembroke hier?“, fragte Ellie und sah sich um.
    „Oh, bitte, Sie müssen ihn Pimm nennen, jeder tut das. Wenn Sie ‚Lord Pembroke‘ sagen, habe ich das Gefühl, ich müsste knicksen oder so etwas. Schließlich ist er ganz und gar nicht vornehm. Er ist nur der jüngere Sohn eines Marquis.“
    „Oh“, sagte Ellie schwach, „nur?“
    Winnie schmunzelte. „Es klingt vielleicht beeindruckend, aber es bedeutet wirklich nur, dass einer seiner Ahnen irgendetwas getan hat, das irgendeinem König gefiel. Selbst Pimms älterer Bruder kann keine größere persönliche Leistung vorweisen als die erfolgreiche Verwaltung des Familienbesitzes.“ Sie seufzte. „Ich selbst könnte auf die Ehrentitel dankend

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