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Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Morbus Konstantin: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Aaron Payton
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den es nicht sonderlich interessiert, ein Wissender zu werden. Stattdessen führte er Pimm durch ein Labyrinth aus schiefen Häusern und engen Gassen und schließlich in einen kleinen Hof hinter einigen Gebäuden mit abschreckenden Fassaden. Sie lagen nahe genug an Whitechapel, dass man den Gestank der grünlichen, alchemistischen Dämpfe riechen konnte, die durch die Lüftungsschächte der Kuppel entwichen.
    Der Junge hob aus dem Müll eine lange Holzstange auf, steckte sie in ein Metallgitter am Boden und hievte das Gitter hoch. Der Müll rutschte beiseite, und zum Vorschein kam ein Loch, das ungefähr denselben Durchmesser hatte wie Pimm selbst. Eine Holzleiter führte hinunter. „Ich geh’ voran“, sagte der Junge und stieg hinab, während Pimm zusah, wie er im Dunkeln verschwand.
    Das hier war zu aufwendig für einen bloßen Trick, um ihn auszurauben, urteilte Pimm und beschloss, dem Jungen zu folgen. Während er so weit hinabstieg, dass das Licht über ihnen zu einem fernen Kreis verblasste, wünschte er sich, er hätte geeignete Kleidung angezogen. Er war eher für ein geschäftliches Treffen als für einen Höhlenspaziergang gekleidet. Zumindest trug er anständiges Schuhwerk, aber als er den Fuß der Leiter erreichte und in etwas Breiiges trat, wünschte er sich, er hätte weniger anständige Schuhe angezogen.
    Licht flammte auf, als der Junge eine Lampe anzündete. Sie war nicht alchemistisch, sondern lediglich ein Kerzenstummel, der auf einer Blechplatte mit einem Griff aus Draht steckte. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Pimm das alte Mauerwerk um sie herum. „Wir sind zuerst ein Abflussrohr hinuntergeklettert, aber jetzt sind wir in etwas Tieferes vorgedrungen, nicht wahr? War das hier einmal ein Keller?“
    „Weiß nicht“, sagte der Junge. „Mr. Adams meint, London ist wie ein Abfallhaufen, lauter Zeugs, das auf anderes Zeugs geworfen wurde. Aber das andere Zeugs ist meistens nur noch mehr London, von ganz früher.“
    „Das stimmt allerdings“, sagte Pimm und folgte dem flackernden Licht des Jungen durch die Finsternis. Sie gingen gebückt durch Löcher, die in Steinmauern geschlagen worden waren, und krochen – Pimm jedenfalls kroch – durch enge Tunnel mit schmutziger Decke. Schließlich, nachdem sie so oft abgebogen waren, dass Pimm schon lange nicht mehr wusste, wo er sich von der Oberfläche aus gesehen befand, stießen sie eine grob gezimmerte Tür auf und betraten einen Korridor. Über ihnen hingen elektrische Lampen an Drähten aufgereiht. Zerbrochene Ziegelsteine lagen überall auf dem Boden herum, und ein Vorschlaghammer lehnte an der Wand, als habe jemand gerade erst den Zugang freigeschlagen. „Adams’ Laboratorium?“, meinte Pimm. „Wie bemerkenswert!“
    „Dann lass’ ich Sie mal alleine“, sagte der Junge und verschwand ohne weitere Abschiedsworte wieder im Tunnel, wobei er seine Lampe mit sich nahm.
    „Warte!“, rief Pimm, doch der Junge kam nicht zurück. Pimm hatte versucht, stets darauf zu achten, wohin sie abbogen, doch er traute sich kaum zu, ohne Führer wieder den Weg hinaus zu finden. Am besten, er fand Adams. Vielleicht konnte dieser ihm eine Karte zeichnen, die ihn wieder an die Oberfläche führte, nachdem er Pimm seine Botschaft mitgeteilt hatte.
    Pimm überprüfte seinen Gehstock, um sich zu vergewissern, dass er einsatzbereit war. Er klopfte seine Hosentaschen ab, um sicherzugehen, dass er eine Pistole dabeihatte sowie einige andere von Freddy entwickelte Gegenstände. Er hatte sie mitgenommen, falls Values Enttäuschung sich in Gewalt äußern würde. Adams hatte ihn nie bedroht, doch wer so leicht einen menschlichen Schädel knacken konnte, war gewiss nicht zu unterschätzen. „Adams?“, rief Pimm. „Ich habe Ihre Einladung erhalten.“
    „Den Flur entlang, Mylord“, rief die heisere Stimme, und Pimm bewegte sich in die genannte Richtung. Er duckte sich, um durch einen Türrahmen zu gehen, der eigentlich eher ein notdürftig in die Wand geschlagenes Loch war. Dann betrat er den Hauptraum von Adams’ Laboratorium, der ihm wohlbekannt war, wenn auch auf dem Operationstisch heute Gott sei Dank keine Leiche lag. Pimm schielte hinüber zu dem Gehirn im Glas, das an seine gebogenen Rohre und Messinghalter angeschlossen war, und unterdrückte ein Schaudern. War das arme Ding noch immer bei Bewusstsein? Hatte die Frau nicht einen friedlichen Schlummer im Tod verdient, nachdem sie so viel gelitten hatte?
    Adams humpelte hinter einem Regal voller

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