Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)
einfach mit denen reden.«
»Ich weiß nicht, ob das jetzt so günstig ist.«
»Nun mach schon uff, Mensch!«
Die Tür summte, und Bruno stürmte das Treppenhaus hoch, so gut ihm das in seiner Allgemeinverfassung möglich war. Oben an der Wohnungstür erwartete ihn Kai.
»Kurzrapport! Pronto!«, schnappte Bruno und trat ein.
»Ein Stein kam durchs Fenster geflogen. Komischer Spruch drauf. Ähnlich dem, der bei mir …«
»Ist das Ihr Bekannter, Herr van Harm?«, ertönte in diesem Moment eine Stimme. Ein Polizist war aus dem Badezimmer in den Wohnungsflur getreten. Man hörte noch die Klospülung rauschen. Die beiden Freunde wandten sich zu ihm um.
Im Übrigen war allein der Flur hier schon so groß wie van Harms Neuköllner Wohnzimmer. Er war gut ausgeleuchtet und mit zwei mannshohen Trockenblumengestecken dekoriert sowie verschiedenen Landschaftsaquarellen, die Constanze von Brandenburger Künstlern gekauft hatte. Hier hätte man als Gast gern seine Iso-Matte ausgerollt.
»Ja, dit bin ick«, sagte Bruno und wurde mit einem Mal sehr ruhig. »Is ’ne lange Jeschichte, wie wir uns kennenjelernt haben …«
»Ja, ja«, fuhr der Polizist ihm ins Wort, »kann ich mal Ihre Papiere sehen?«
Bruno pfriemelte seine Ausweiskarte aus der hinteren Hosentasche und reichte sie dem Mann. Dabei merkte er, wie ihm Peggys Smartphone in die Leistengegend drückte: Hoffentlich hielt sie still in ihrem unfreiwilligen Ausguck im Baum.
»Ick will eine Aussage tätigen«, sagte Bruno.
»Dann kommen Sie«, sagte der Polizist, »das macht meine Kollegin.« Er führte Bruno ins Esszimmer, wo sich ihm exakt die Szenerie bot, die Peggy vorhin beschrieben hatte. Nur Kai musste sich erst wieder neben Constanze stellen, was er denn auch augenblicklich tat.
»Ich geh mal runter, die Papiere prüfen«, sagte der Polizist zu seiner Kollegin und machte dabei eine Geste, als würde er an einer unsichtbaren Zigarette ziehen. Brunos Ausweis ließ er auf dem Tisch liegen.
»Kennen Sie diesen Mann?«, fragte die Polizistin in die Runde hinein.
»Das ist Bruno«, sagte Janne.
»Ja, Bruno«, sagte Erik, ohne von seinem Handy aufzusehen.
»Das ist Herr Zabel aus Altwassmuth im Oderbruch«, bestätigte Constanze, während ihre Augen auf Bruno ruhten. »Wir haben ein Wochenendhaus in Altwassmuth.«
»Und?«, fragte die Polizistin, wirkte dabei aber nicht sonderlich interessiert.
»Und was?«, fragte Constanze.
»Also, es ist so …«, begann Kai van Harm und erzählte anschließend in aller gebotenen Ausführlichkeit vom Entstehen ihrer Bekanntschaft und vom Übergang dieser Bekanntschaft in eine Freundschaft. Er riss auch die seltsamen Erlebnisse des letzten Jahres an, und wie ihre Zusammenarbeit der Polizei von Frankfurt/Oder genutzt hatte.
Das Ganze dauerte fast zehn Minuten. Die Polizistin machte sich keinerlei Notizen, sondern nickte nur hin und wieder apathisch oder unterdrückte ein Gähnen. Und es endete damit, wie Bruno für seine Verdienste um Kais erstes Buch vom Buttermann-Verlag ins Erlebnishotel Sterelle eingeladen worden war und zwar für eine ganze Woche lang. Die saß er nun gerade ab, sozusagen.
»Wobei wir auch schon beim Thema wärn«, sagte Bruno, als Kai verstummte.
»Puh«, sagte die Polizistin, »noch so ’n Seemannsgarn?«
»Das ist alles wahr!«, rief Kai van Harm.
»Ja, ja, schon gut«, sagte die Polizistin, »so war das nicht gemeint.«
»Keene Bange«, sagte Bruno, »meine Aussage wird Ihre Anwesenheit hier eher verkürzen. Is ja schon spät, und inna Stadt wie Berlin ruht dit Vabrechen ja nu’ ooch nich’ grad. Da issit doch nicht jut, wenn wir Sie hier aufhalten mit unsan Dummejungenstreich, wa Kai?« Bruno fing Kais irritierten Blick auf.
»Einen Anschlag bezeichnen Sie also als Dummejungenstreich, Bruno.« Constanze fuhr empört auf.
»Ja, dit tu ick«, sagte Bruno, schob aber hastig ein lang gedehntes, beschwichtigendes »denn« hinterher, » denn – ick fürchte, unser lieber Kai hat sich nicht getraut mit der Wahrheit rauszurücken. Wat ick verstehn kann. Für ihn steht einiget uffm Spiel. Nich zuletzt die Familie, wa?«
»Drücken Sie sich bitte ein bisschen klarer aus!«, sagte die Polizistin.
»In Ordnung. Und zum Mitschreiben: Wir haben dit Ding jeworfen«, sagte Bruno. Er zeigte auf den Pflasterstein, der friedlich neben der zerbrochenen Vase und den Tulpen auf dem Esstisch lag.
»Sie haben diese Klamotte in die Wohnung Ihrer Exfrau geschmissen?«
»Wir sind noch immer verheiratet«,
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