Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
Vom Netzwerk:
hier stärker. Neben der Schlafzimmertür lehnten Bretter an der Wand. Sie kamem Kai irgendwie bekannt vor. Er näherte sich vorsichtig. Fuhr mit dem Zeigefinger über die Maserung. Na klar: Das war sein Bett – auseinandergebaut!
    Hinter der verschlossenen Küchentür hörte er leise Stimmen, die er nicht kannte, männliche. Nur Bruno konnte er identifizieren, wenn dieser zu seinem Spezialflüstern ansetzte. Van Harm legte vorsichtig das Ohr an die Tür seines Schlafzimmers, dessen Umwandlung in einen Führerbunker … nein, wie hatte Bruno es gestern ausgedrückt, in ein Hauptquartier, in einen Befehlsstand oder wie auch immer, nun offenbar vollzogen war. Er vernahm ein leises Summen. So hörte es sich an, wenn kleine, sympathische Maschinen arbeiteten. Intelligente Maschinen, Computer und ihre handlichen, tragbaren, niedlichen Verwandten.
    Kai wagte nicht die Klinke runterzudrücken, schlich stattdessen zur Badezimmertür, öffnete sie geräuschvoll und schlug sie noch lauter hinter sich zu. Als er nach zehn Minuten wieder herauskam, wartete draußen schon Bruno auf ihn, frisch rasiert und die Haare mit Wasser gestriegelt, sogar die Koteletten. Allerdings in demselben Hemd, das er bei seiner Ankunft vor drei Tagen getragen hatte. Drei Tage, die Kai im Übrigen wie eine kleine Ewigkeit vorkamen. Brunos Hemd roch schon ein bisschen streng. Noch nicht nach Verwahrlosung, aber durchaus schon nach wildem Mann.
    »Wenn du eins meiner Hemden willst, Bruno …«
    Bruno hob den rechten Arm und schnupperte unter der Achsel: »Ick geh ja nachher sowieso ins Hotel. Komm jetzt erst mal in die Küche. Ick möchte dir ein paar jute Freunde vorstellen. Eijentlich die besten der Besten. Außer dir, versteht sich.«
    Er schob Kai in die Küche, wo die drei Männer, die dort am Tisch gesessen hatten, sofort aufsprangen. Für Kais antimilitaristischen Geschmack eine Spur zu zackig. Instinktiv zuckte er leicht zusammen. Aber da konnte man wohl nichts machen. Das war eben ihr Hintergrund.
    Die Männer waren ungefähr in Kais Alter, Mitte bis Ende vierzig, und sie sahen aus, wie Männer in diesem Alter eben aussahen. Also normale Männer in normalen Berufen. Wie die, die man in der Tagesschau sieht, wenn zufriedene, festangestellte Arbeiter in großen Autofabriken gezeigt wurden oder wenn es um ehrliche Beamte in der mittleren Verwaltung ging.
    »Rocco, Ronny und Robert«, sagte Bruno und zeigte auf Rocco, Ronny und Robert, dann deutete er auf Kai und sagte, »Kai van Harm, unser Herbergsvater und ziviler Auftraggeber, wenn ihr so wollt.«
    »Angenehm«, sagte Kai und deutete eine Verbeugung an, und auch die drei R’s sagten: »Sehr erfreut. Hallo. Guten Tag.«
    So richtig hatte sich Kai nicht gemerkt, wer von den Besuchern jetzt auf welchen Namen hörte. Zu sehr lenkte ihn das Ding ab, das sie anscheinend mitgebracht hatten und das jetzt in der Mitte des Küchentisches stand. Es war groß und hässlich und hatte die Farbe von vergilbtem Perlmuttweiß. Es gluckerte und brodelte, als sei etwas in seinem Inneren kaputt. Und es verströmte den Geruch, den Kai schon vorher gerochen hatte und der ihn jetzt, in seiner vollen Konzentration, wie ein Schlag in die Magengrube traf: Filterkaffee.
    »Was sagste nun, Kai?« Bruno drückte ihn auf einen Stuhl nieder.
    »Kaffee?« Einer der R’s, er trug ein rotes Adidas-Shirt, war zum Brühhalbautomaten vorgeschnellt, hatte die Kanne von der Wärmeplatte gerissen und hielt sie nun in der Luft, genau auf der Höhe von Kais Kopf, während ein anderer, er trug ein grün-orangenes Shirt von der Firma Puma, eine Tasse wie aus dem Nichts hervorholte. Schon ergoss sich der schwarze Trank ins Porzellan. Aber Bruno hatte diesen kleinen Vorgang so wohlwollend beobachtet, dass es Kai nicht gewagt hätte, das finstere Gebräu abzulehnen. Der dritte R trug im Übrigen ein braunes Sporthemd der Marke Nike. Vielleicht sollte er sie bei sich einfach so nennen: Addi, Puh und Naik. Es stand allerdings zu befürchten, dass sie in den nächsten Tagen mit ihren Shirts auch die Marken wechselten. Dass sie länger zu bleiben gedachten, war van Harm ziemlich klar. Das zeigte schon die Kaffeemaschine.
    »Ich dachte, es kommen vier«, sagte Kai van Harm, weil ihm tatsächlich nichts Besseres einfiel. Er fühlte sich in der Unterzahl. Irgendwie in der Defensive.
    »Richard kann nicht«, sagte Bruno, »familiäre Probleme.«
    »Deine Freunde heißen allen Ernstes Richard, Rocco, Ronny und … und …«
    »Robert«, half Puh

Weitere Kostenlose Bücher