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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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heute kommt nämlich erst noch. Biste bereit?«
    »Ja …«, sagte Kai van Harm zögernd.
    »Dit gloob ick aber kaum.« Bruno verzog das Gesicht und zeigte auf Kais Morgenmantel. »Zieh dir mal lieber erst wat richtijet an. Wat für Männer. Denn kannste nämlich ooch richtich aus den Schuhen kippen. Wie’n Mann.«

Doppelstock
    Es war dunkel. Das Sirren der netten Maschinen schmeichelte dem Ohr. Ein beruhigender Hintergrundsound. Und es war hier wärmer als in der Diele, was von der warmen Abluft der Geräte herrühren mochte und von den geschlossenen Fenstern. Trotzdem war es nicht stickig, denn der regelmäßige Strom eines Standventilators ließ die Luft im Raum zirkulieren. Kai van Harm hatte sein Schlafzimmer beim Betreten gar nicht wiedererkannt. Die gut zwanzig Quadratmeter hatten sich über Nacht in etwas völlig anderes verwandelt. In etwas, das Kai so noch nie gesehen hatte, jedenfalls nicht in der Wirklichkeit. Der Aufwand musste enorm gewesen sein, und er zeigte vor allem eines: dass Bruno keinen Spaß machte, auch wenn er jetzt leicht amüsiert Kai van Harms Erstaunen genoss.
    Kais Herz pochte vor Aufregung. Er drehte sich in dem Raum um, der nicht mehr sein Schlafzimmer war. Bruno war ihm gefolgt und hatte die Tür geschlossen. Naik war draußen geblieben. Er setzte wahrscheinlich eine frische Kanne Bohnenkaffee auf.
    In der Mitte des Raums, wo Kais Doppelbett gewesen war, standen jetzt zwei Tapeziertische nebeneinander. Auf jedem der Tische befanden sich zwei LCD -Monitore. Nur einer war aktiv, auf den drei anderen drehte sich so etwas wie ein dreidimensionales Emblem um sich selbst. Vermutlich ein Bildschirmschoner. Die Monitore waren mit billig wirkenden Laptops verbunden, deren Lüfter rauschten. Hin und wieder flackerte irgendwo eine grüne, blaue oder orangefarbene Diode auf. Einige externe Festplatten, Tastaturen, Mäuse komplettierten die Computerausrüstung.
    Vor den beiden Tapeziertischen standen jeweils zwei Bürodrehstühle mit hohen Lehnen und Armstützen. Kai registrierte mit Wohlwollen, dass Brunos Leute sogar Unterlegmatten für die harten Rollen der Stühle mitgebracht hatten. Das schonte nicht nur den Boden, sondern bewahrte ihn hoffentlich auch vor dummen Fragen der Nachbarn von unten.
    Mehr aber noch als der Technikkram in der Mitte des Raumes prägte etwas anderes das neue Image des alten Schlafzimmers. Verlieh ihm eine Aura von Militär und Bunker. Von Männerbund und Abenteuer. Es waren zwei Doppelstockbetten, die jenseits der Monitorfront hintereinander an der linken Wand des Zimmers standen, Fußteil an Fußteil. Schwer wirkende Bettgestelle aus Stahl, grau, massiv. Ganz anders als die klapprigen Gestelle in den Möbelkatalogen.
    Bruno knipste eine der beiden Schreibtischlampen an, die auf den Tapeziertischen standen und die auch nicht aus Kai van Harms Besitz stammten: »Wat sagste?«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte Kai.
    Decken und Kopfkissen waren mit blau-weiß-karierter Wäsche bezogen, an den Fußenden lag jeweils eine graue zusammengelegte Decke. Keine Falte verdarb das Bild der gemachten Betten. Sie sahen aus wie aus Marmor gemeißelt und bemalt. Das hier war die allerhöchste Schule des militärischen Bettenbaus. Die der Armeen des Warschauer Pakts.
    Unter den Betten konnte Kai drei Seesäcke in Tarnmuster erkennen. Des Weiteren drei Holzkisten in Olivgrün.
    »Und wo sind meine Sachen hin?«, fragte Kai.
    »Na hier«, sagte Bruno. Der Kleiderschrank war hinter die Tür gerückt worden. »Kannste natürlich jederzeit ran«, gestand ihm Bruno großzügig zu. »Aber nüscht anfassen.« Er zeigte auf die Technik.
    »Wir ham noch einen zweiten Vorhang hinter deinen jespannt«, sagte Bruno mit Blick zu den Fenstern. »Der is licht- und blickdicht.«
    »Ja, es ist ziemlich dunkel«, bestätigte Kai das Offensichtliche.
    »Nimm Platz, mein Freund«, sagte Bruno und schob Kai einen der Bürostühle entgegen, während er sich selbst auf dem Stuhl gegenüber niederließ.
    Der Stuhl glitt fast lautlos über die Matte. Überhaupt hatte Kai den Eindruck, dass der Schall im Raum wie gedämpft war, so als sei er mit leeren Eierpackungen ausgeschlagen, wie ein Musikkeller. Man hörte seine eigene Stimme viel deutlicher als früher, viel näher. Keine Ahnung, wie Bruno und die drei R’s dies hinbekommen hatten.
    Kai setzte sich. Der Monitor vor seiner Nase zeigte ein monochromes graues Standbild. Nichts bewegte sich darauf. Auf dem anderen Bildschirm dagegen drehte sich nach wie

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