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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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wortlos darauf gestarrt.
    Bruno ergriff als Erster das Wort: »Ost-Kacheln«, sagte er, »Original- DDR .«
    »Bäh«, sagte Kai, »das sieht ja aus wie … wie …«
    »War ’ne janz heiße Ware damals«, sagte Bruno
    »Wann damals?«, fragte Kai.
    »So Ende der Siebziger«, sagte Bruno.
    »Wie ’ne geplatzte Fleischwurst sieht das aus«, sagte Peggy. »Also ick meine nich die Hand, sondern dit Muster da. Uff den Kacheln.«
    »Hab ick selba noch an die Wände jeklatscht die Dinger, kistenweise. Gab’s ooch in Hellblau und Grün. Kistenweise, ihr gloobt’s nich.«
    »Ich dachte, du warst Hubschrauberpilot?«, sagte Kai.
    »Dit mit den Fliesen war doch viel später jewesen, im Dorf. Da war ick schon uff Stütze. Schwarz vastehste? Anfang vonne Neunziger, da wollten doch alle die Westfliesen. Schöne Muster, haltbare Glasur. Wat weeß icke. Die Dinger da ham se dir do’ plötzlich hinterherjeworfen. Hat man sich ja jewundert, wo die plötzlich alle noch herkamen. Bei der Knappheit all die Jahre vorher. Wollte do keener mehr haben, dit olle Ost-Jelumpe. Deswejen war et uff einmal so billig, da ham sich die Leute den Schweinestall mit tapezieren lassen. Konnteste dann jut mit dem Wasserschlauch abspritzen, den Stall. War leichter zu reinigen und allet.«
    »Ach komm, Bruno«, sagte Kai.
    »Ick schwöre«, sagte Bruno und hob die Schwurfinger in die Luft. »Da kannste meinetwegen ooch Ronny fragen oder Robert.«
    »Oder vielleicht das Internet?«, warf Peggy ein, und es dauerte wirklich keine Minute, bis ihnen die Google-Bildersuche auf Kais Notebook die entsprechenden Kacheln präsentierte. Alles, was Bruno erzählt hatte, war wahr. Es hatte die Kacheln auch in Grün gegeben, in Hellblau und darüber hinaus auch in Beige.
    Und das Schlimmste war: Jetzt gab es sie wieder. Auf Ebay. Und in teuer, denn jetzt waren sie – Nostalgie. Trotz des Flockigen im Muster, das Peggy nicht zu Unrecht an eine geplatzte Wurst erinnert hatte. Das heißt, an ein Rudel geplatzter Würste.
    »Woah«, stöhnte Bruno, als er die aufgerufenen Preise sah, »wenn ick dit damals jewusst hätte, dann …«
    Kaum zehn Minuten später kam zur Abwechslung mal eine gute Nachricht herein, obwohl Kai doch mit einem sehr bangen Gefühl zum Handy griff, nachdem es geläutet hatte. Auf dem Display sah er, dass es Frau Dr. Gruber war, die nach ihm verlangte. Was im Moment immerhin besser war als ein anonymer Anruf des Kautschuk-Elvis etwa, weswegen er das Gespräch denn auch annahm.
    »Ja?«
    »Lieber Herr van Harm …«
    »Am Apparat«, sagte Kai.
    »… das ist jetzt sehr kurzfristig«, sagte Frau Dr. Gruber, »und eigentlich gar nicht mein Metier. Denn eigentlich ist für solche Sachen Frau Stadler zuständig …«
    »…«
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ja«, sagte Kai, » Frau Stadler zuständig , sagten Sie gerade, Frau Dr. Gruber.«
    »Ja, genau, Frau Stadler, aber weil es so kurzfristig ist und ich doch einen so guten Draht zu Ihnen hätte, bat mich Frau Stadler gerade eben, die Sache in ihrem, also in Frau Stadlers Namen, mit Ihnen, Herr van Harm, zu regeln. Auf dem kleinen Dienstweg, sozusagen. Unbürokratisch.«
    »Ja, meinetwegen«, sagte Kai und nickte Peggy zu, die ihn neugierig und mit leicht geöffneten Lippen betrachtete. So als habe sie noch immer eine verstopfte Nase. Bruno dagegen stierte weiter auf das Foto, aber er betrachtete es nicht, er sah quasi hindurch.
    »Dann sind Sie also einverstanden?«
    »Ja«, sagte Kai, »aber wer ist denn nun eigentlich Frau Stadler?«
    »Leiterin Veranstaltungen«, sagte Frau Dr. Gruber. »Habe ich das nicht erwähnt? Und damit verantwortlich für die Lesungen unserer Autoren.«
    »Oh«, sagte Kai.
    »Genau«, sagte Frau Dr. Gruber. »Aber da die Zeit drängt, wie gesagt und so weiter … Um es kurz zu machen: Ich bräuchte Ihre Zusage sofort, am besten noch gestern, wenn Sie verstehen. Es geht um Folgendes: Lesung aus Ihrem Roman. Ort: Kulturscheune Wiepershof. Das ist südlich von Berlin, idyllisch gelegen, Landkreis Teltow-Fläming. Ein guter Ort für unsere Autoren. Die treten dort sehr gern auf. Zeit: 20 Uhr. Honorar: 500 Euro plus Übernachtungsmöglichkeit in der Kulturscheune. Aber eigentlich kommen Sie am späten Abend noch bequem nach Berlin zurück. Der Veranstalter würde Sie zum Bahnhof bringen. Der Regionalexpress geht regelmäßig ab Jüterbog. Ich habe mir sagen lassen, dass Sie kein Auto haben.«
    »Das stimmt. Und zwar weil …«
    »Ja, ja, wie gesagt, aber jetzt kommt der Haken

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