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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Suchte Passagen heraus, von denen er dachte, sie könnten dem Publikum gefallen, und las diese dann so lange sich selbst und laut zur Probe vor, bis er sie fast auswendig beherrschte.
    Im Laufe des Nachmittags trudelte auch die E-Mail von Frau Stadler ein, Leiterin der Veranstaltungsorganisation im Buttermann-Verlag, die Kai van Harm bestätigte, dass er und seine Begleitung in der Gästewohnung der Kulturscheune übernachten konnten.
    Damit war also alles geklärt: Der Freitag, das wusste Kai mit einem Mal, würde sein Tag werden.
    Über diesen und ähnlichen harmlosen Tätigkeiten verplätscherte fast der gesamte Donnerstag. Kein einziges Mal ging Kai nach draußen auf die Straße oder rief er jemanden an oder wurde er von jemandem angerufen. Und auch Bruno und seine drei Freunde rührten sich nicht, hatten weder gute Nachrichten zu verkünden noch schlechte. Ein ganz normaler Tag eben, vernachlässigte man kurz mal den Grund, warum sie hier alle in Kai van Harms Wohnung so eng aufeinander hockten.
    Erst am Abend fanden sich dann alle in der Küche ein, angelockt vom Essensduft, der sich ab fünf in der Wohnung auszubreiten begann. Und der sogar bis in den Treppenflur zog, wo ihn Peggy erschnupperte, um kurz darauf unter dem Vorwand, sich eine Kleinigkeit für das Abendbrot auszuborgen, zu klingeln. Bruno, der ihr öffnete, lud sie natürlich sofort zur Gulaschsuppe ein, die sein Kompagnon Robert aus Rindfleisch, Zwiebeln, Paprikaschoten, Kartoffeln und Knoblauch angesetzt und mit Tomatenmark, Majoran, Kümmel, mit rosenscharfem und edelsüßem Paprikapulver sowie einem Schuss Balsamico-Essig und einer Prise braunem Zucker gewürzt hatte. Schon die Aufzählung der Zutaten ließ Peggy das Wasser im Mund zusammenlaufen. Weil sie aber annahm, Bruno würde es gefallen, wenn sie sich ein bisschen zierte, zierte sie sich eben noch ein bisschen, was dann Bruno auch tatsächlich gefiel. Denn auf diese Weise konnte er mal wieder in die Vaterrolle schlüpfen, nach der seine eigene Tochter Nadine leider nur noch selten verlangte. Und in dieser Rolle hielt er Peggy einen kurzen, unsinnigen Vortrag über die Bedeutsamkeit einer täglichen, warmen Mahlzeit für die Gesundheit. Und Peggy, wie eine einsichtige Tochter, nickte zu all dem ernährungsphysiologischen Unfug, den Bruno mit sonorer Stimme von sich gab, und als Bruno nach fünf Minuten seine Ausführungen beendet hatte, versprach sie ihm mit gesenktem Blick, wenigstens einen ganz kleinen Teller von der Suppe zu probieren. Auf dies Art waren sie beide zufrieden, und auch Kai war froh, als Bruno um halb sieben an die Wohnzimmertür klopfte und fragte, ob er sich zu den anderen in die Küche gesellen und einen Happen essen wolle.
    In der Mitte des Küchentisches stand an diesem Abend statt des halbautomatischen Brühautomaten ein großer dampfender Suppentopf, in dem eine Kelle steckte. Bruno schenkte Rotwein aus und schnitt Weißbrot auf, während Addi die heiße Suppe in Teller und Schüsseln schöpfte. Dann aßen sie alle mit großem Appetit und wenig Worten. Niemand verweigerte einen Nachschlag, und alle nahmen auch ein drittes und viertes Glas Rotwein. Durch das offene Küchenfenster drangen die Geräusche der Neuköllner Nacht herein, das Dröhnen der aufgemotzten Autos, das Lallen der Besoffenen, die Balzgesänge der pubertierenden Jungs-Cliquen, die durch die Straßen zogen.
    Obwohl es eng war zu sechst am Küchentisch, war es gemütlich, und schnell kam ein Gefühl der Zusammengehörigkeit auf.
    Als abgedeckt war und Bruno neben die Weingläser Wassergläser für den Verdauungsschnaps stellte, erzählte Kai dann endlich auch, dass es geklappt habe mit der Übernachtungsmöglichkeit in der Kunstscheune.
    »Wat soll ick denn bloß anziehn zu deiner Lesung, Herr van Harm«, sagte Peggy. Sie hatte gerötete Wangen. Ob von der Suppe oder dem Wein oder wegen des Reisefiebers ließ sich nicht sagen.
    »Machen Sie sich bloß keine Umstände, Peggy«, sagte Kai, »das Ganze findet in einer Scheune statt. Meinetwegen können Sie auch in Gummistiefeln kommen.«
    »Keine schlechte Idee«, sagte Addi.
    »Wie jetze?«, fragte Bruno.
    »Hast du dir mal den Wetterbericht angesehen?«
    »Nö?«
    »Regen, Windböen, Wärmegewitter«, sagte Addi.
    »Sie scherzen«, sagte Kai.
    »Keineswegs«, sagte Addi.
    »Und wenn schon«, sagte Peggy, »es gibt kein schlechtet Wetter, sondan …«
    »… nur schlechte Kleidung«, fiel Bruno ihr hilfsbereit ins Wort.
    »Und schlechte Kleidung mit

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