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Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Mord allein macht auch nicht glücklich: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximo Duncker
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Schwarz-Weiß-Porträtfotografien abzustauben, die neben dem Edelstahlkühlschrank hing, obwohl dies eigentlich gar nicht nötig war. Darunter würde wie an jedem Veranstaltungsabend die kleine Getränkebar aufgebaut werden. In der Ahnengalerie, wie Frau Schmidt-Balldruscheidt diese Fotosammlung bei sich nannte, waren fast alle Künstler vertreten, die jemals in der Kulturscheune aufgetreten waren. Selbst Berühmtheiten wie Samuel Jortzing mit seinen tausendfach verkauften Serienkillerromanen waren in der Kulturscheune gewesen ebenso wie die von ihren Leserinnen heiß geliebte Frauke Gohrmann, die am laufenden Band heitere Romane über das Liebesleben von Karrierefrauen in ihren Vierzigern verfasste. Auch Tanja Hufschmied und Kim Daudelius hatten in Wiepershof gelesen, Autorinnen, über die man wirklich keine großen Worte mehr verlieren musste. Diese Ahnengalerie war im Prinzip wie ein Who-is-Who der deutschen Unterhaltungsliteratur mit Anspruch, fand Frau Schmidt-Balldruscheidt, weswegen es auch nichts schaden konnte, sie vom imaginären Staub zu befreien. Das Beste allerdings war, dass all diese Berühmtheiten für einen Appel und ein Ei hier gelesen hatten, obwohl sie andernorts ganze Hallen füllten, was wiederum ein Verdienst des Vereins war, der über beste Kontakte in die Verlagsbranche verfügte.
    Ja, die Kulturscheune war allgemein anerkannt und beliebt, und der Bitte des Vereins an die Künstler, das Thema Honorare mit Diskretion zu behandeln, waren bislang alle ohne Weiteres nachgekommen. Jemand wie Frauke Gohrmann hatte es ja auch gar nicht nötig, über Honorare zu jammern, denn dazu verkaufte sie viel zu viele Bücher. Das war eben das Prinzip der Mischkalkulation, wie Frau Schmidt-Balldruscheidt hin und wieder im Kreis ihrer Freundinnen zu bemerken pflegte.
    Eben noch in schöne Gedanken versunken, zuckte Frau Schmidt-Balldruscheidt plötzlich zusammen. Nicht viel hätte gefehlt und sie hätte mit dem Staubwedel das Porträt von Marc O. Hertzberg von der Wand gerissen, dem Meister rabenschwarzer Erotikthriller.
    Aber es war nur eine Weinflasche, die auf dem Katzenkopfpflaster vor der Kulturscheune zerschellt war. Und zwischen den Scherben stand ein Mann, einen Weinkarton in der Hand, auf dem drei weitere Flaschen lagen und nur darauf warteten herunterzufallen und knallend zu zerspringen.
    Als er den erschrockenen Blick von Frau Schmidt-Balldruscheidt auffing, setzte er ein hinreißendes Lächeln auf – von einem Ohr zum andern. So wie es kleine ertappte Jungen manchmal taten. Dabei war er aus dem Jungenalter längst heraus, auch aus dem Alter für große Jungen. Und dennoch, fand Frau Schmidt-Balldruscheidt, hatte er noch immer etwas Jungenhaftes. Mit seiner sportlichen Kleidung, mit seinen ewig zersausten Haaren, die er meist allerdings unter modischen Baseballkappen verbarg, unter Strickmützen im Winter und Strohhüten an heißen Sommertagen. Als sei er aus einem der Romane von Frauke Gohrmann gestiegen.
    »Ich bringe den Wein für heute Abend, Frau Schmidt-Balldruscheidt.« Auch heute trug er eine helle Mütze, die er bis über die Ohren gezogen hatte.
    »Ich komme«, rief Frau Schmidt-Balldruscheidt.
    Und als ob das nicht reichte, hatte er auch noch Grübchen.
    Ja, der Sascha, das war schon ein Bild von einem Mann, dem konnte keine je böse sein, dachte Frau Schmidt-Balldruscheidt, legte den Staubwedel weg und eilte zur Tür: »Warten Sie, ich helfe Ihnen.« Sie nahm die drei losen Weinflaschen vorsichtig vom Karton.
    »Ich habe leider schlechte Nachrichten, liebe Frau Schmidt-Balldruscheidt. Ich kann heute Abend nicht kommen.«
    »Ach, das ist aber schade, wo doch ausgerechnet Sie …«
    »Ich weiß, ich weiß, aber die Arbeit. Sie wissen ja, wie das manchmal ist. Man schiebt alles hinaus bis zur letzten Minute und kommt erst dann in Fahrt, wenn die Termine so richtig drücken.«
    »Ja, das kenne ich«, sagte Frau Schmidt-Balldruscheidt, obwohl sie das keineswegs kannte. Denn das Prinzip des Aufschiebens vertrug sich so gar nicht mit den unerbittlichen Aufgabenzetteln, die sie in ihrem Kopf stapelte.
    »Aber den versprochenen Wein wollte ich trotzdem noch vorbeibringen.«
    »Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Sascha. Würden Sie den Wein bitte dorthin stellen?«
    Sascha stellte die Kiste neben dem Kühlschrank ab. Er richtete sich auf. »Dann alles Gute für heute Abend, und auf bald einmal.«
    »Hoffentlich, Sascha, hoffentlich. Man sieht Sie ja kaum noch.«
    »Ich weiß, ich weiß«, er tat

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