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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ich.
    »Ich glaube, das sollten wir alle. – Na ja, vielleicht ist bis zum Wochenende Baltasar wieder da.«
    »Wo steckt der eigentlich?«
    »Oh«, sagte sie, »hat er Ihnen nichts gesagt?«
    »Er hat geheimnisvolle Andeutungen abgesondert und behauptet, wenn er mir was sagte, wollte ich am Ende mit, und das wäre ihm zuviel.«
    »Er ist unterwegs, um die Geschichte der Familie Ahrenborn zu recherchieren.«
    »Hätte ich mir denken können, nach allem, was Sie darüber erzählt haben. Ich wüßte zu gern, was das für ein Druckmittel sein soll, mit dem der Professor seinen Pflegesohn zur Heirat gezwungen hat. Oder haben soll.«
    »Eben. Ich weiß schon längst nicht mehr, ob ich Eva alles glauben kann. Vielleicht ist sie damals auf eine geschickte Lüge hereingefallen. Andererseits kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen, daß der Herr Abgeordnete ihr seinerzeit etwas vorgespielt haben soll.«
    »Was mir auch merkwürdig vorkommt«, sagte ich, »ist die Tatsache, daß hinterher alle in die Häuser da oben gezogen sind.«
    »Angeblich wieder unter Zwang. Ahrenborn hat wohl beide Häuser gekauft beziehungsweise bauen lassen und dann Emil gezwungen, in das zweite Haus zu ziehen. Mit Eva hat er sich nie wieder abgegeben; für ihn war die als Problem mit der Hochzeit erledigt, und als Mensch hat sie nie für ihn existiert. Wenn für ihn überhaupt je ein Mensch existiert hat.«
    »Seltsam, daß so einer ausgerechnet Mediziner wird.«
    »Vielleicht aus Sadismus. Er ist ja Mikrobiologe und Toxikologe. Sein Interesse gilt, glaube ich, mehr den Giften und ihren Wirkungen als den Menschen, die darunter leiden. Seine praktischen Veranstaltungen an der Uni bestehen, soviel ich weiß, hauptsächlich daraus, daß er Mett vergiftet und seine Studenten das Zeug essen läßt, um herauszufinden, wie Mägen auf welches Gift reagieren. Ansonsten forscht er.«
    Ich nickte. »Paßt hervorragend. Woher wissen Sie das?«
    »Das hat mir Eva im Lauf der Zeit erzählt. Vor Jahren war ich auch mal kurz mit einem Mediziner liiert, der bei ihm studiert hatte.«
    »Sind Sie noch mit Eva befreundet?«
    »Nein, nicht mehr so richtig. Ich sehe sie alle paar Monate mal, im Theater oder in der Stadt; manchmal besucht sie mich auch, vielleicht einmal im Jahr. Ich bin wirklich nie bei ihr gewesen, obwohl sie mich oft eingeladen hat. Sie sagt, die Beziehungen zu ihrem Mann seien nichtexistent; man lebt so nebeneinander her im Haus Morken, und manchmal erledigt man seine Bedürfnisse außer Haus, diskret, und keiner weiß vom anderen Genaues. Ziemlich schmierige Sache, finde ich. Jedenfalls tun sie einander nichts Böses, anders als die Ahrenborns.«
    Als ich gegen Mitternacht aufbrach, war Evelyn noch nicht da.
    »Kein Grund zur Besorgnis«, sagte die Mutter, »sie ist alt genug.«
    »Mißverstehen Sie mich nicht«, sagte ich, »darum geht es nicht. Ich würde ihr nur empfehlen, vorsichtig zu sein, solange sie darauf besteht, die Geschichte Morken/Ahrenborn zu erforschen.«

8. Kapitel
    Den Donnerstag als ereignislos zu bezeichnen, wäre übertrieben; andererseits ereignete sich nichts, was die Affäre weitergebracht hätte.
    Nachmittags traf ich Susanne Weber wie verabredet im Café. Sie setzte sich kaum, wirkte nervös und gehetzt, blickte sich dauernd um und sagte, sie könne nicht bleiben. Sie bat um meine Telefonnummer und teilte mir atemlos mit, daß sie bei Ahrenborn gekündigt habe. Sie wolle sich krankschreiben lassen und ein paar Tage verschwinden; ob sie mich am Wochenende anrufen könnte?
    Kurzerhand nahm ich sie am Arm – ich mußte sie fast zwingen –, brachte sie zu meinem Wagen in der Tiefgarage und fuhr dann mit ihr aus Bonn hinaus. Sie starrte die ganze Zeit aus dem Fenster und sagte kein Wort. Auf freiem Gelände, zwischen den Feldern nördlich von Bonn, hielt ich auf einem kleinen Weg und stellte den Motor ab. Niemand war uns gefolgt.
    Ich klopfte ihr sanft auf die Schulter.
    »Nun reden Sie ruhig«, sagte ich leise. »Ich tue Ihnen nichts, und niemand ist uns gefolgt. Bevor Sie anfangen, will ich Ihnen noch sagen, daß ich nichts mit Umfragen zu tun habe.«
    Sie starrte geradeaus, durch die Windschutzscheibe, nirgendwo hin. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    Ich schüttelte den Kopf, was sie nicht sehen konnte. »Nein«, sagte ich, »ich bin so was Ähnliches wie ein Privatdetektiv.«
    Natürlich hoffnungslos übertrieben, aber immerhin nicht ganz falsch. Ruckartig wandte sie mir das Gesicht

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