Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
zu und öffnete den Mund, um etwas zu sagen; dann verlor sie die Beherrschung und brach in hemmungsloses Schluchzen aus. Ich hütete mich davor, etwas zu sagen oder zu tun; ich ließ sie weinen. Allmählich wurde sie ruhiger.
    »Danke«, sagte sie schließlich, als ich ihr ein großes Taschentuch aus meiner Jacke reichte.
    Sie putzte sich die Nase, wischte die Tränen fort und gab mir das Tuch wieder. Dann lachte sie verlegen und streckte die Hand aus.
    »Geben Sie es mir, ich werd es waschen.«
    Ich steckte das Tuch weg und winkte ab. »Macht nichts. Nun erzählen Sie mal.«
    »Also«, begann sie zögernd, »ich muß Ihnen ja wohl vertrauen, nachdem ich so umgefallen bin.«
    Ich hob die Hand. »Hören Sie, ich möchte zwar sehr gern wissen, was los ist, aber Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, wenn zuerst ich Ihnen etwas erzähle.«
    Ich berichtete ihr kurz und unter Auslassung etlicher Dinge, daß wir – ein paar Leute – einen Mann vermißten, und daß seine Spur irgendwo auf dem Millionenhügel endete. Das stimmte so zwar nicht, aber egal.
    »Wir haben noch nicht sehr viel herausbekommen, aber ein paar Dinge sind da oben reichlich merkwürdig. Was wir bis jetzt haben, reicht nicht aus, um damit zur Polizei zu gehen. Sobald wir mehr wissen, werden wir die Sache natürlich aus der Hand geben, aber im Moment würden die uns nur auslachen.«
    Sie nickte. »Okay«, sagte sie. Dann begann sie zu sprechen.
    »Als ich vorgestern abend mit Ihnen rausgegangen bin, muß der Professor uns belauscht haben. Das wußte ich natürlich nicht, sonst hätte ich noch leiser geredet. Gestern war alles ganz normal. Frau Ahrenborn hat in ihrem Zimmer gesessen und abwechselnd gelesen und aus dem Fenster gestarrt; zwischendurch hat sie ein paar Patiencen gelegt. Ich hab das Haus saubergemacht, gekocht, den Tisch gedeckt; dann, nach dem Mittagessen, hat Frau Ahrenborn sich hingelegt. Der Professor war den ganzen Morgen in seinem Arbeitsraum oder in dem kleinen Labor; Sie haben es ja gesehen. Beim Mittagessen hat er seine Frau einmal angeschrien. Konnte ich gut hören.«
    »Essen Sie nicht mit den Ahrenborns?«
    »Nein, ich esse in der Küche. Ist mir auch lieber ... Nach dem Mittagessen ist er also wieder in sein Arbeitszimmer gegangen. Ich nehme an, er bereitet alles Mögliche für das Wintersemester vor. Ich war nachmittags in der Stadt, einkaufen. Abends, nach dem Essen, klingelt das Telefon. Ich hab abgenommen. Da war jemand mit verstellter Stimme dran. Sie kam mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, wer es war. Jedenfalls sollte ich den Professor holen, es wäre wichtig. Der Professor ist an den Apparat gegangen. Ich hab den Tisch abgeräumt und dabei mit halbem Ohr gehört, wie er ein paar Mal ›Ja‹ und ›Muß das sein?‹ und ›Das ist natürlich böse‹ sagt. Danach ist er wieder in seinem Arbeitszimmer verschwunden. Ich hab noch einen Nacht-Tee für Frau Ahrenborn vorbereitet und bin dann auf mein Zimmer gegangen, um ein bißchen zu lesen oder fernzusehen. Irgendwann hab ich gehört, wie unten sein Arbeitszimmer aufgeht. Sie wissen, es geht zum Garten. Ich hab was gehört wie ein Flüstern, aber der Fernseher lief in meinem Zimmer. Sehr viel später, so gegen elf, kurz nachdem ich den Apparat ausgeschaltet hatte, hab ich wieder was gehört. Ich hatte noch Licht an, hab es ausgemacht und bin ans Fenster gegangen, ganz vorsichtig. Jemand ist aus dem Arbeitszimmer vom Professor gekommen und durch den Garten verschwunden. Es war natürlich dunkel, und ich hab nicht viel sehen können, deshalb kann ich es nicht beschwören, aber er ist nach links gegangen, und von der Figur her könnte es Herr Kleinsiepe gewesen sein, mein nicht besonders lieber Schwager Ewald.«
    »Eine Zwischenfrage, wenn ich darf. Ist so was oft vorgekommen, nächtlicher Besuch durch den Garten?«
    »Ja – nein – ich weiß nicht. Ich hab schon gelegentlich das Gefühl gehabt, daß jemand nachts etwas mit dem Professor bespricht oder sich unter dem Fenster rumtreibt, aber sicher bin ich nie gewesen.«
    Um ihr Mut zu machen, und weil es der Wahrheit entsprach, sagte ich: »Sie schildern die Sache aber sehr genau.«
    Sie lächelte. »Ich hab ein ganz brauchbares Gedächtnis. – Also weiter. Heute morgen wollte ich nach dem Frühstück aus dem Haus gehen, heut ist ja mein freier Tag. Wir haben ausgemacht, daß ich an meinen freien Donnerstagen erst morgens aus dem Haus gehe, falls Unvorhergesehenes passiert, damit

Weitere Kostenlose Bücher