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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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notfalls noch schnell etwas besorgt werden kann. Der Professor forderte mich auf, in sein Arbeitszimmer zu kommen. Als ich drin war und die Tür hinter mir zugemacht hatte, hat er mir gesagt, ich kann heute unmöglich gehen, er braucht mich. Ich hab ihm gesagt, daß mir das nicht paßt, weil ich verabredet wär. Darauf zieht er ein komisches Gesicht und sagt: ›Ach ja, mit dem Interviewer.‹ Ich hab natürlich einen kleinen Schreck gekriegt, und er hat mich scharf angesehen. ›Ich habe Ihnen ausdrücklich gesagt, ich wünsche nicht, daß Sie dem Menschen irgendwelche Auskünfte erteilen.‹ Wie er das gesagt hat, das klang so wie ein Schäferhund, der kurz knurrt und gleich zubeißen wird. Dann hat er sich vor den Glaskasten gestellt, seine Skelette angeschaut und dabei halblaut gesagt, als ob er mit Knochen spricht, aber es ging mich an: ›Es gibt da ein paar Leute, die ihre Nasen zu tief in Sachen stecken, die sie nichts angehen.‹ Ich hab ihn gefragt, ob er mich meint und was er damit sagen will. Plötzlich macht er ein Zeichen zum Fenster. Ich hab nur eine kurze Bewegung draußen gesehen, und da war jemand, aber der Professor stand so, daß ich durch ihn hätte durchkucken müssen, um was zu sehen. Wer auch immer draußen war, er ist jedenfalls sofort wieder verschwunden. Der Professor dreht sich um, schaut mich an, mit seinen eiskalten Augen, und meint: ›Ich würde mich anschließend gern länger mit Ihnen darüber unterhalten, damit Sie meine Beweggründe verstehen. Würden Sie bitte zehn Minuten auf Ihr Zimmer gehen und warten? Ich komme dann gleich zu Ihnen oder klingle, sobald ich fertig bin. Ich habe noch etwas zu erledigen.‹
    Ich bin auf mein Zimmer gegangen. Natürlich hab ich aus dem Fenster geschaut, aber unten war nichts zu sehen. Wenn jemand draußen gewesen ist, dann war er jetzt wieder weg, oder der Professor hatte ihn reingeholt, während ich auf dem Weg nach oben war. Ich überleg natürlich, was das alles soll. Nach ungefähr einer Viertelstunde höre ich Schritte auf der Treppe, und der Professor steckt den Kopf in mein Zimmer. ›Ich muß Sie leider bitten, sich noch etwas zu gedulden‹, sagt er und zieht den Schlüssel ab. Bevor ich begreife, was er will, hat er meine Tür von außen zugesperrt und den Schlüssel abgezogen. ›Ich bin in etwa einer halben Stunde wieder hier. Sie können ruhig schreien, es wird Sie niemand hören. Sie wissen ja, daß um diese Zeit keiner da ist. Haben Sie bitte Geduld.‹ Und da saß ich.«
    »Ist denn um diese Zeit wirklich niemand da?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein. Herr Morken ist unterwegs. Frau Morken hatte ich in die Stadt gehen sehen. Die Mädchen sind beide früh aus dem Haus gegangen, die hatte ich auch gesehen. Pistorius ist verreist, meine Schwester und mein Schwager arbeiten, und auf der anderen Seite ist auch niemand da. Grosseks sind im Geschäft, Treysas machen Wahlkampf, Inge Treysa ist verreist, Ulrike Treysa spielt am Donnerstag um diese Zeit Tennis. Das weiß ich, weil ich sie schon mal begleitet hab. Pallenberg ist sowieso tagsüber nicht da, und die Lorenz ist Donnerstagvormittag bei ihm in der Buchhaltung.«
    »Also genau die passende Zeit für so was. Halt – was ist mit Burger?«
    »An den habe ich auch gedacht, der ist ja im Moment immer zu Haus. Ich bin ans Fenster gegangen, weil ich sehen wollte, ob er vielleicht sein Fenster drüben offen hat und mich hört, wenn ich schreie. In dem Moment kommt unten der Professor aus seinem Arbeitszimmer und steht auf dem Rasen, und neben ihm steht Burger. Der Professor deutet auf mein Fenster, Burger nickt, und beide gehen fort, zur anderen Seite.«
    »Das ist ja eine schöne Sache«, sagte ich. »Was haben Sie denn gedacht?«
    Sie holte tief Luft. »Was soll ich gedacht haben? Ich hatte irrsinnige Angst. Sie können das bestimmt nicht verstehen und halten mich für hysterisch, aber ich hab geglaubt, wenn er zurückkommt, bringt er mich um.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Inzwischen weiß ich natürlich, daß alles Quatsch ist. Tagsüber, mitten in Bonn, wird keiner umgebracht, aber ich hatte trotzdem höllische Angst. Der Professor ist mir absolut unheimlich.«
    Ich schaute ihr in die vom Weinen geröteten Augen. »Ich glaube nicht«, sagte ich dann langsam, »daß das alles Quatsch ist. Verraten Sie mir, wie Sie rausgekommen sind?«
    Sie lächelte. »Weiß ich selbst nicht so genau. Das heißt, ich weiß es schon, aber ich wundere mich immer noch, wieviel Schwein ich dabei gehabt

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