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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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aber nicht unattraktiv. Ich erfuhr von Pedros Weinterrassen, pachtete sie von dem Geld meiner Ersparnissen aus meinem alten Leben in Deutschland und konzentrierte mich auf den Weinanbau. Ich las Bücher und informierte mich über die Winzerei. Als der erste Wein dann fertig war und – im Vergleich zum lokalen Sauerampfer – geradezu lieblich und köstlich, schlenderte ich eines Abends in die Bar, bat um ein paar Gläser und setzte mich zu den alten Herren. Ich stellte eine Flasche von meinem Wein auf den Tisch, goss ihnen ein und forderte sie auf, zu kosten. Ihre Gesichter waren allesamt eine Studie wert. Sie schnüffelten überaus skeptisch an ihren Gläsern. Es dauerte eine gefühlte Stunde, bis der erste zaghaft ein Schlückchen nahm. Und dann noch eins. Und dann einen riesigen Schluck. Als die anderen Männer sahen, wie ein breites, wohlgefälliges Grinsen auf seinem Gesicht ausbrach und er kräftig nickte, wobei er mir sein Glas zum Nachfüllen zuschob, da war das Eis zwischen den Dorfbewohnern und mir endgültig gebrochen. Zum Glück hatte ich noch zwei Flaschen in der Hinterhand und es wurde ein richtig netter Abend.
    Bald darauf kamen die ersten Gastwirte aus dem Tal und erkundigten sich nach meinem Wein. Anscheinend hatten die alten Herren herumerzählt, wie er ihnen geschmeckt hatte.
    Und nun hatte ich ein ganz zuverlässiges, wenn auch nicht üppiges Einkommen, das ich seit der Zeit regelmäßig erwirtschaftete.
    Mein Leben war wieder im Lot. Meine Eltern, die über mein Aussteigertum zunächst entsetzt waren, hatten sich damit schon längst abgefunden und flogen gelegentlich nach Gomera, um mich zu besuchen.
    Alles wäre perfekt, wenn ich nur nicht so alleine wäre. Ich hätte gerne eine Frau. Eine Familie. Schließlich war ich mittlerweile 35 Jahre alt. Ob sich dieser Traum mit Anita verwirklichen ließe? So eine Frau, wie sie, wäre mir sehr Recht.
    „Ach übrigens“, sagte Pedro am späten Nachmittag, als wir unsere Arbeit für heute erledigt hatten und zu unseren Fahrzeugen gingen, „Carlos geht am Montagabend immer zum Fitnesstraining. Mein Neffe ist auch dort. Anita hat dann frei. Sie wohnt drei Häuser weiter von uns – das kleine graue Haus hinter der Töpferei in Las Hayas.“
    „Mm“, brummelte ich wieder, setzte mich hinter den Lenker und startete meinen Motor. „Bis Morgen!“, und fuhr los. Dabei hätte ich den Alten am liebsten umarmt und fest auf jede Wange geküsst.
     
    Kapitel 3
     
    Am Montagabend steckte ich eine Flasche von meinem Wein in den Rucksack und wanderte den Weg nach Las Hayas hoch. Er führte abseits von der Straße vorbei an kleinen Gehöften, dann durch brachliegende Terrassen, die sich die Natur zurückerobert hatten. Auf ihnen wuchsen zahllose niedrige Euphorbien, die gelb leuchteten, als wollten sie das Sonnenlicht festhalten, und dunkellila Natternzungen. Sie wechselten sich mit Opuntienkakteen ab und dazwischen wuchsen in größeren Abständen stattliche Dattelpalmen und fleischige Agaven.
     Einige Bienen summten noch in den Euphorbien, obwohl es allmählich dunkel wurde und es Zeit zum Heimflug war. Ich fühlte mich auch wie so eine Biene, die auf der Suche nach Pollen und Nektar ausschwärmte.
    In Las Hayas beschleunigte ich meinen Schritt. Es musste ja nicht jeder gleich sehen, dass der Jan, oder der „Juan“, wie sie mich hier auf Gomera nannten, auf Freiersfüssen war.
    Ich fand das Haus schnell und näherte mich ihm mit beschleunigtem Puls. Eine niedrige Mauer umfriedete den Garten. Darin war ein schmales Gittertor. Ich wagte einen Blick über die Mauer. Im Garten bewegte sich eine Gestalt in einem hellen Kleid. Sie bückte sich, hob etwas aus einem Korb und streckte sich. Dann bückte sie sich wieder, hob und streckte. Es war Anita. Sie hing Wäsche auf und summte dabei leise vor sich hin, wie eben noch die Bienen in den Euphorbien.
    Ich schaute ihr eine Weile heimlich zu, dann raffte ich meinen ganzen Mut zusammen und drückte auf die Klinke des Gartentors.
    Das Tor quietschte in den Scharnieren. Anita fuhr zusammen und drehte sich nach mir um. Sie runzelte ihre entzückende Stirn und sah mich fragend an.
    „Guten Abend“, begrüßte ich sie, „Man hat mir gesagt, dass ich dich hier finde.“
    Sie legte eine Hand über die Wäscheleine und krümmte ihre zarten Finger darum, als wollte sie sich daran festhalten. Mit der anderen Hand kämmte sie sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr.
    „So, so. Hat man. Und was bringt dich

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