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Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)

Titel: Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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solche Schneckentüren auf dem weißen Sand aufsammeln. In Deutschland hatte ich auf meinem Regal ganze Gläser davon. Viele waren winzig klein. Alle waren unterschiedlich.
    „Ich wünschte, ich könnte sie einmal sehen“, sagte Anita.
    „Das geht leider nicht. Ich habe sie in Deutschland zurückgelassen“, erwiderte ich.
    „Warum?“
    Ich lächelte. „Weil es hier so viele andere schöne Dinge gibt. Da kann man getrost mit leeren Händen kommen. Man wird reich beschenkt, und sei es auch nur durch wunderschöne Ausblicke und Anblicke.“
    Meine Augen ruhten auf ihr und ich meinte, dass sie rot wurde.
    „Und was hast du noch so alles zurückgelassen?“, hakte sie nach, „Vielleicht ein Mädchen?“
    Ich lachte. „Nein, Anita. Ich habe kein Mädchen zurückgelassen. Da war keins, das mir gefiel, keins, dass so hübsch war, wie du es bist.“
    Sie trank aus ihrem Glas und sah mich dabei prüfend über den Rand an.
    „Warum bist du überhaupt hierher nach Gomera gekommen?“
    Ich dachte kurz nach. Dann sagte ich nur: „Weil es hier schöner ist, als in Deutschland. Weil die Menschen hier freundlicher sind, und ich hier zufriedener leben kann, als dort.“
    „Und willst du für immer hier bleiben?“
    „Ja, Anita. Das will ich sehr gerne. Besonders jetzt, da ich dich entdeckt habe.“ Ich tat so, als wollte ich nach dem Brotkorb greifen und rückte die Bank entlang, bis unsere Beine sich fast berührten. Nun waren wir uns sehr nahe. Ich spürte, wie Anitas Körper Wärme ausstrahlte, wie die Hauswand in meinem Rücken. Behutsam legte ich einen Arm um ihre Schultern. Sie ließ es geschehen und lehnte sich sanft in meine Armbeuge. Ich spürte, wie der Puls in ihrem Hals schlug. Er ging mindestens so schnell wie mein eigener.
    „Bist du denn noch nie von der Insel weggekommen, Anita?“, fragte ich.
    „Nein. Wie sollte ich auch? Ich war nur einmal als Kind auf Teneriffa. Da haben wir eine Klassenfahrt gemacht und sind auf den Teide gestiegen. Das war wunderschön.“
    „Ich reise eigentlich ganz gerne“, sagte ich, „nur nicht alleine. Würdest du mich einmal auf eine Reise begleiten?“
    „Wohin?“
    „Na, nach Frankreich, zum Beispiel, oder Italien. Ans Mittelmeer. Oder nach Skandinavien, zu den Fjorden in Norwegen.“
    „Du weißt, dass das nicht geht.“
    „Warum nicht?“
    „Weil man hier sehr konservativ ist. Ich kann nicht einfach mit dir auf und davon und dann munter wiederkommen. Die Leute würden sich das Maul verreißen.“
    „Auch dafür gäbe es eine Lösung“, sagte ich, „eine sehr naheliegende.“
    Anita sah mich mit ihren großen, dunklen Augen an und öffnete ihre Lippen, um etwas zu sagen, aber da beugte ich meinen Kopf und schloß ihren Mund mit einem langen, heißen Kuss.
    Da knallte auf einmal etwas mit Wucht hart an meinen Kopf. Eine Sporttasche polterte auf den Tisch und zerschmetterte die Gläser. Die halbgeleerte Flasche stürzte um, und der Wein ergoss sich über unsere Körper.
    Anita sprang auf und konfrontierte ihren Bruder, der uns wutentbrannt anstarrte.
    „Sag mal, spinnst du, Carlos! Was fällt dir ein?“
    „Was fällt DIR ein, möchte ich gerne wissen“, keifte er, „und was hat dieser widerliche Kerl hier verloren? Reicht es nicht, dass er dich neulich im Valle vor allen Leuten angefasst hat?“
    Er stellte sich vor mich hin und spuckte vor meine Füße. Ich saß verdutzt da und rieb meine Stirn, auf der sich eine Beule bildete, wo eine Schnalle der Tasche mich getroffen hatte.
    „Hau ab, du Hurensohn!“, schrie Carlos, „Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist und lass dich hier nicht mehr blicken.“
    Doch Anita war mit einem Schritt bei ihrem Bruder und fasste ihn beim Oberarm.
    „Carlos, du gehst zu weit“, fauchte sie ihn an. „Du kannst Juan nicht so beleidigen. Er ist mein Gast und ihm gebührt unsere Höflichkeit. Verschwinde auf der Stelle ins Haus. Du wirst von mir noch etwas zu hören kriegen.“
    Carlos griff nach der Sporttasche und gehorchte ihr grollend, aber nicht ohne mir einen finsteren Blick gepaart mit einer unmissverständlichen Geste zuzuwerfen.
    Anita und ich sahen uns die Katastrophe auf dem Tisch an. Stumm sammelte sie mit zitternden Händen die Glasscherben ein.
    „Nicht“, sagte ich, „du schneidest dir die Finger.“
    Ich fand einen leeren Blumentopf und sammelte die Bruchstücke selber ein.
    Anita bückte sich und stellte die leere Flasche auf den Tisch.
    „Dein schöner Wein“, jammerte sie, „Was für eine

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