Mord am Mirador (Ein Gomera-Krimi) (German Edition)
wir sollten jetzt diese ganze entsetzliche Sache zu den Akten legen. Es ist schon fürchterlich für Christina, aber sie ist noch jung und wird irgendwie mit der Lage klarkommen.“
„Ich hätte so gerne den ganzen Skandal für die Welt offen dargelegt“, sagte ich, „man hätte die Menschen dafür sensibilisieren können, welche Tücken und Gefahren die aktive Sterbehilfe birgt.“
Isabella streichelte mir über die Haare. „Jan, es ehrt dich, dass du die Welt verbessern willst. Warum fängst du nicht im Kleinen an, und arbeitest wieder als Arzt? Du könntest so vielen Menschen helfen.“
Ich fing ihre Hand und hielt sie fest. Dann drückte ich einen langen Kuss darauf.
„Ja“, sagte ich, „ich glaube du hast Recht.“
„Wenn du nichts dagegen hättest“, sagte Isabella jetzt, „würde ich gerne nach Hause fahren. Ich habe das ungeheure Bedürfnis, zu duschen, etwas zu essen und in mein Bett zu gehen.“
Ich nickte.
Dann sagte ich: „Darf ich mitkommen?“
„Natürlich“, sagte Isabella, und ihre Grübchen erschienen deutlich, „ich hatte es sogar gehofft.“
Kapitel 28
Wir fuhren hinunter ins Valle. Der Feuerschein im Himmel war schwächer geworden. Die Sirenen waren verstummt. Vermutlich hatte man sich davon überzeugt, dass alles rettungslos verloren war. Morgen würden die Leute dorthin pilgern, das war gewiss, um sich mit Faszination und Grauen die rauchenden Ruinen, die Trümmern im Tal, das schwarze Loch, das einmal das elegante Acueducto gewesen war, anzusehen.
Das Valle Gran Rey lag friedlich da, als hätte sich nichts besonderes auf der Insel ereignet.
Isabella stellte ihren Smart ab.
„Morgen muss er zur Werkstatt“, sagte sie. Hoffentlich denkt man, dass es nur Steinschlag war. Wenn nicht, muss ich dem Mechaniker Schweigegeld zuschieben.“
Ich sah sie von der Seite an. Sie lächelte verschmitzt.
Sie schloss die Seitentür auf, die zu ihrer Wohnung führte. Da stieß ihr Fuß gegen etwas. Sie runzelte die Stirn, drückte auf den Lichtschalter und beugte sich herab, um es aufzuheben. Es war ein schlichter Umschlag, ohne Adresse. Sie riss ihn mit zitternden Händen auf. Da fiel etwas in ihre Hand, ein kleiner eckiger Gegenstand.
Es war ein USB-Stick. Der Stick, den ich Manuel an dem Abend in meinem Garten gegeben hatte.
Es war Nacht, es war dunkel, wir waren schlagkaputt, aber wir trugen den Stick in die Apotheke und probierten ihn am Computer dort aus.
Was sich uns dort eröffnete, spottete jeder Beschreibung. Mateo Costa hatte einen regen Briefwechsel mit Deutschland betrieben. Unzählige Menschen hatten sich gemeldet, die ihn offen anflehten, an seinen „Arrangements“ teilnehmen zu dürfen. Die Summen, die dafür herüber geblättert werden sollten, überstiegen bei Weitem dem, was „ein gutes Essen im Luxusrestaurant“, (wie der Padre es genannt hatte), normalerweise kosten würde.
Und dann waren da noch eigentümliche, geheimnisvolle Korrespondenzen, Mails, in denen die Schreiber beteuerten, dass die designierte „Hauptperson“ mit ihrem Leben abgeschlossen habe, aber nicht die Entschlusskraft hätte, für sich den erlösenden Schritt zu planen und durchzuführen.
Costa antwortete freundlich und sachlich, dass er Verständnis für das Problem habe, und dass man der Situation äußerst diskret und human begegnen könne und würde.
Eine dieser zwielichtigen E-Mails stammte von Helga van Golzen.
Isabella und ich sahen uns gegenseitig an.
Ich sagte: „Dieses ist, was ich gesucht habe. Ich denke, dass es die Polizei in Madrid interessieren wird.“
„Ja“, ergänzte Isabella, „und Christina kommt zu ihrem rechtmäßigen Erbe. Auch die deutschen Behörden werden diese Dateien sehr spannend finden.“
Isabella und ich heirateten. Die Wohnung an der Apotheke richtete ich mir als Arztpraxis ein. Wir zogen gemeinsam in mein Landhaus, das wir nach und nach ausbauten, um mehr Platz für unsere wachsende Familie zu haben.
Carlos übernahm meine Weinterrassen und produzierte mit Pedro einen fantastischen Wein, der sogar auf dem Festland als besonderer Tropfen hoch gehandelt wurde.
Kapitel 29
Zwei Jahre später standen Isabella, Christina, Carlos und ich, sowie der treue Pedro und Inez an einem sonnigen Nachmittag an Anitas Grab. Carlos hatte seinen Arm schützend um seine junge Braut gelegt. Vor einer halben Stunde hatte der Padre mit den buschigen Augenbrauen ihn und Christina als Ehepaar gesegnet.
Christina nahm ihren Brautstrauß
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