Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
Vom Netzwerk:
Moment des Nachdenkens hinzu: „Vielleicht ist es Zufall.“
    „Zufall? Ich glaube nicht an Zufälle. Alles hat irgendwie seine Bedeutung.“
    „Was für eine Bedeutung hat es denn in Ihren Augen?“
    „Viele. Aber ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen das weiterhilft.“
    Der Kommissar war sich unsicher, wie er das Gespräch weiterführen sollte. Von lächerlichen Dialogen hatte er jedenfalls die Nase gestrichen voll.
    „Können Sie mir denn weiterhelfen?“
    „In welcher Weise?“
    „Bei der Lösung der beiden Mordfälle.“
    Pergande kratzte sich nachdenklich über das Kinn. „Hier an der Schule passieren merkwürdige Sachen. Die sollten Sie unbedingt beachten.“ Der Lehrer schaute mit einem etwas wirren Blick aus dem Fenster. Bohlan bekam immer mehr das Gefühl, der Reinkarnation von Klaus Kinski gegenüber zu sitzen.
    „Was meinen Sie damit konkret?“
    Pergande wandte den Kopf vom Fenster ab und fixierte den Kommissar.
    „Verstehen Sie mich nicht falsch, aber finden Sie es nicht auch merkwürdig, wenn die Theatergruppe sich gegenseitig die Köpfe abschlägt? Mich wundert es nicht, dass es da zu Nachahmern kommt.“
    „Sie meinen, dass das Theaterstück etwas mit den Morden zu tun hat?“
    „Liegt das nicht auf der Hand?“
    Bohlan dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. „Natürlich gibt es da gewisse Parallelen. Aber was wäre die Konsequenz?“
    „Dass man solche Stücke gar nicht erst aufführt. Es gibt genug klassischen Stoff, den man spielen könnte.“
    „Geht es nicht gerade um ein klassisches Thema?“
    „Wenn sich die Menschen die Köpfe abhacken?“
    „Klassiker sind auch brutal. Denken Sie mal an ‚Macbeth’.“
    „An dieser Schule läuft zur Zeit einiges aus dem Ruder“, wechselte Pergande das Thema. „Und seitdem die von Lichtenhagen da ist, noch mehr.“
    „Was hat Annette von Lichtenhagen damit zu tun?“
    „Alles hängt mit allem zusammen.“
    Wieder einer dieser blöden Sätze. Langsam wurde Bohlan wirklich stinkig.
    „Ich frage mich, was sich das Schulamt eigentlich dabei gedacht hat, jemanden zur Direktorin zu machen, die erst seit fünf Jahren im Dienst ist. Von Lichtenhagen hat von Pädagogik so viel Ahnung wie …“, Pergande sah sich suchend um, „… da sind Sie besser geeignet, eine Schule zu führen.“
    Bohlan schaute Pergande irritiert an. „Muss man denn nicht ein gewisses Maß an Erfahrung mitbringen, wenn man sich um eine Schulleitung bewirbt?“
    „Tja, früher war das wohl mal so. Heutzutage sieht das anders aus. Es gibt nicht mehr viele Lehrer, die sich auf Funktionsstellen bewerben. Der Gehaltsunterschied steht in keiner Relation zu dem Mehr an Arbeit.“
    „Was hat Annette von Lichtenhagen denn früher gemacht?“
    „Keine Ahnung. Irgendwas in der freien Wirtschaft. Sie hat mit Mitte dreißig noch einmal studiert, dann Referendariat gemacht. Wenn ich es richtig im Kopf habe, hat sie zwei Jahre als Lehrerin gearbeitet und wurde dann Konrektorin. Seit Anfang des Jahres ist sie hier.“
    „Gab es keine anderen Bewerber?“
    „Nein. Außerdem hat sie einflussreiche Freunde im Schulamt. Wir gehen alle davon aus, dass die Schulleiterposition nur eine weitere Stufe auf ihrer Karriereleiter sein wird.“
    „Wo will sie denn hin?“
    „Keine Ahnung.“ Pergande zuckte mit den Schultern „Schulamt oder Ministerium. Vermute ich mal. Ihr Mann ist bestens vernetzt.“
    Klaus von Lichtenhagen war ein gutes Stichwort.
    „Kennen Sie Klaus von Lichtenhagen?“
    „Er ist hier ein-, zweimal aufgetaucht. Als das Kollegium eine Mediation wollte, war tatsächlich von Lichtenhagens Firma im Gespräch. Das ist aber am massiven Widerstand des Personalrates gescheitert. Wäre schließlich auch der Gipfel der Korruptheit gewesen. Aber er soll eine wahre Koryphäe sein, was Coaching betrifft. Na ja, jetzt kann er seine Qualitäten an seiner Frau ausprobieren. Die hat ein bisschen Unterstützung nötig.“ Pergande versuchte ein verächtliches Lachen zu unterdrücken. „Mein Mitleid hält sich aber in Grenzen. Schließlich hat sie sich das selbst zuzuschreiben. Wer alles über Bord werfen will, was diese Schule einmal ausgezeichnet hat, der muss sich nicht wundern, wenn er sich alle zu Feinden macht. Sie hat sich wirklich sehr ungeschickt verhalten. So ein bisschen wie der Elefant im Porzellanladen.“
    „Können Sie nicht ein wenig konkreter werden?“
    „Wir sind es seit Jahrzehnten gewöhnt, dass Entscheidungen kollegial in der Konferenz getroffen werden,

Weitere Kostenlose Bücher