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Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman

Titel: Mord am Niddaufer - ein Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Röschen-Verlag
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sich nach Strich und Faden und wollen doch für einander da sein.
    „Was meinen Sie mit ziemlich durch den Wind?“, fragte Will.
    „Na ja. Sie hat es in der Schule nicht gerade leicht. Das Kollegium ist gegen sie. Sie trinkt ziemlich viel und steht immer öfter neben sich. Und nachts ist sie oft schlaflos.“
    Bohlan sah den Moment gekommen, näher auf die Vergangenheit einzugehen. „Vielleicht wurde Ihre Frau von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt.“
    Von Lichtenhagen blickte Bohlan ohne eine erkennbare Reaktion an.
    „Die Toten der letzten Wochen hatten alle eine grausame Gemeinsamkeit. Sie wurden geköpft. Wir haben herausgefunden, dass es vor vielen Jahren schon einmal einen solchen Todesfall gab. In Krofdorf-Gleiberg. Das Opfer hieß Marie Kilb. Sie war eine enge Freundin Ihrer Frau. Sie war damals siebzehn.“ Bohlan machte eine Pause. „Merkwürdig, finden Sie nicht auch?“
    „Und Sie meinen, dass die Morde alle miteinander zusammenhängen?“
    „Das liegt auf der Hand. Ihre Frau, Michael Pergande und Andreas Fischer waren enge Freunde, als es zu diesem Mord kam. Jahrzehnte später unterrichten alle an der gleichen Schule. Und dann passieren wieder Morde, die nach dem gleichen Muster ablaufen. Da muss es einen Zusammenhang geben. Und dann ist da noch die Sache mit den abgeknickten Lilien. Scheint so etwas wie ein Erkennungsmotiv des Mörders zu sein.“
    Von Lichtenhagen hing schlapp auf dem Stuhl. Aus seinem Gesicht war jede Farbe gewichen. Sein Blick ging ins Leere. Bohlan und Will sahen sich kurz an, dann fragte der Kommissar: „Was haben Sie?“
    Es dauerte einige Minuten, bis von Lichtenhagen etwas sagen konnte: „Die Lieblingsblume meiner Frau sind weiße Lilien.“
    Als Bohlan am Waschbecken der Herrentoilette stand und sich eine Ladung Wasser ins Gesicht schaufelte, trat Professor Claussen neben ihn. Er ließ Flüssigseife auf die Handflächen tropfen und hielt sie unter den Wasserhahn, der wie von Geisterhand gelenkt ansprang.
    „Sie hatten von Anfang an recht“, sagte Professor Claussen. „Es ist alles viel komplizierter als es scheint.“
    Bohlan schüttelte sein Gesicht hin und her und starrte in den Spiegel. Es kam ihn vor, als habe es in den letzten Tagen einige Furchen hinzubekommen. Das Gesicht ist wie ein Spiegel des Lebens. Was man erlebt hat, findet sich in den Furchen und Falten wieder. Jedes Hoch und jedes Tief.
    „Was meinen Sie?“, fragte er dann.
    „Wir haben es mit zwei Tätern zu tun“, sagte Claussen. „Die Tat von damals steht in einem direkten Zusammenhang mit dem, was sich hier ereignet hat. Aber es ist nicht derselbe Täter.“
    „Ach, haben Sie das auch schon begriffen?“, raunte Bohlan.
    „Es ist Zeit, dass Sie von Ihrem hohen Ross herunterkommen.“
    „Ich soll von einem Ross herunterkommen? Jetzt schlägt es aber dreizehn. Wer taucht denn hier wie aus dem Nichts auf und tut so, als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen?“ Bohlan sprach, nein, er schrie immer noch mehr in Richtung Spiegel als zu Professor Claussen.
    „Ich bin dem Ruf von Felicitas Maurer gefolgt. Ich wollte nur helfen. Wenn Sie glauben, ich wollte Ihren Job machen, irren Sie sich gewaltig.“
    Bohlan zog einige Papierhandtücher aus dem Automaten und trocknete sich sein Gesicht. „Ach, lassen Sie’s gut sein.“ Er streckte Claussen, nachdem er auch seine Hände getrocknet hatte, die rechte Hand entgegen. „Frieden?“
    „Frieden“, sagte Claussen und lächelte. „Vielleicht könnten wir ein Glas Wein zusammen trinken.“
    „Jetzt werden Sie mal nicht übermütig.“
    „War nur ein Vorschlag.“ Claussen hob abwehrend die Hand.
    „Neun Uhr auf meinem Kahn?“
    „Abgemacht.“
    „Wir haben übrigens Klaus von Lichtenhagen festgenommen“, sagte Bohlan im Herausgehen. „Er war es, der Julia Will niedergeschlagen hat. Er behauptet, dass es ein Versehen war. Eigentlich wollte er Pergande treffen.“
    „Interessant“, murmelte Claussen. „Ich denke mal darüber nach.“
    „Es ist wie verhext“, sagte Bohlan, nachdem er wieder zurück im Kommissariat war. Er starrte düster auf den Besprechungstisch. „Vier Tote. Alle geköpft. Die Köpfe, bis auf einen, verschwunden. Wir haben jede Menge Indizien und trotzdem schaffen wir es nicht, den entscheidenden Beweis zu führen. Wo können die Köpfe sein?“ Bohlans Stimme dröhnte durch den Raum. Die anderen antworteten mit Schweigen. „Es ist mir egal, wie spät es ist. Ich hol mir jetzt einen Durchsuchungsbeschluss

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