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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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beiden Händen, was selbst dann eine interessante Herausforderung dargestellt hätte, wenn er alleine gewesen wäre. Als er zum Schlag ausholte, trat ich blitzschnell zur Seite und drehte mein linkes Schwert so, dass es ihm fast das linke Handgelenk abtrennte, als er den Knüppel niedersausen ließ.
    Gleichzeitig spaltete ich ihm mit meinem anderen Schwert den Schädel. Als er zu Boden ging, setzte der andere Mann zur Attacke an, doch in diesem Moment kam Hermes von hinten und spießte ihn auf.
    Ich wirbelte herum, um mir den nächsten Angreifer vorzunehmen, doch ich sah nur noch ein halbes Dutzend berittener Männer fluchtartig das Weite suchen und im Nebel verschwinden. Offenbar hatten sie genug gehabt. Überall lagen Tote und blutende Verwundete, die röchelten und fluchten. Die überlebenden Numider verpassten jedem Gegner, der sich noch bewegte, den Todesstoß.
    »Hört auf!«, rief ich. »Ich brauche einen, der reden kann!«
    Doch die Numider hörten mich gar nicht. Sie waren außer sich und steigerten sich geradezu in einen Blutrausch, um ihre getöteten Kameraden zu rächen.
    »Unsere Verluste?«, fragte ich angewidert.
    »Vier Verletzte«, sagte Hermes und wischte das Blut von seinem Schwert. »Und zwei tote Numider.«
    Marcus kam herangeschlurft, sein Pferd hatte in dem Getümmel das Weite gesucht. An seinem linken Oberarm blutete eine Wunde, die er mit einem Stück Stoff umwickelt hatte, doch er grinste. »Für einen würdevollen Magistrat scheinst du dich ja prächtig unterhalten zu haben, Praetor«, stellte er fest. »Warte nur, bis ich das Julia erzähle.«
    »Warte du nur, bis heute Abend deine Wunde zu schmerzen beginnt«, entgegnete ich. »Mal sehen, ob du dann auch noch so grinst.«
    »Die Frauen werden einen Riesenwirbel um mich veranstalten«, prophezeite er. »Jetzt bin ich ein Held, der bei der Verteidigung seines Patrons verletzt wurde. Ich werde …«
    »Hermes!«, schnitt ich ihm das Wort ab. »Du reitest sofort mit den Lik-toren nach Baiae. Schaff mir jeden her, der Rang und Namen hat, und erzähl ihnen, dass ich den Letzten, der hier ankommt, auspeitschen lasse.« Natürlich stand es überhaupt nicht in meiner Macht, einen römischen Bürger derartig zu bestrafen, doch allmählich überkam mich blanke Wut.
    Außerdem hatte einer meiner Onkel einst sogar einen Senator öffentlich auspeitschen lassen, und da jeder diese Geschichte kannte, würde meine Drohung bestimmt Wirkung zeigen.
    Während wir warteten, untersuchte ich die toten Angreifer, was mir dadurch erleichtert wurde, dass der Regen nachließ und der Nebel sich lichtete. Sie sahen aus wie desertierte Legionäre, entlaufene Sklaven, ruinierte Bauern, eben die Art umhervagabundierender Banditen, von denen man Italia wohl nie ganz würde befreien können. Ihr abgerissenes Aussehen ließ darauf schließen, dass sie schon lange in den Bergen lebten.
    Zwei der numidischen Leibwächter ritten los, um unsere ausgebüchsten Pferde wieder einzufangen. Als sie mit den flüchtigen Tieren zurückkamen, trudelten gerade die ersten Würdenträger Baiaes ein. Sie schienen nicht besonders erfreut, so gebieterisch herbeizitiert worden zu sein, allerdings hatte auch ich nicht den geringsten Grund, mich über ihr Gebaren zu freuen. Natürlich kamen auch die ungebetenen Gaffer. Gewalt und vergossenes Blut ziehen den Pöbel an wie Pferdemist die Fliegen.
    Zu meiner Überraschung tauchte auch Cicero auf. »Was geht hier vor, Decius?«, fragte er. »So viele Leichen haben wir hier seit den Bestattungsspielen zu Ehren des Pompeius Strabo nicht mehr gesehen.«
    »Jetzt hört mir mal alle gut zu!«, wandte ich mich an die versammelten Würdenträger. »Allmählich gerät die Situation außer Kontrolle. Zuerst hatten wir hier einen Mord und da einen Mord - nichts, worüber man sich wirklich hätte aufregen müssen. Aber heute bin ich von einer ganzen Bande Banditen angegriffen worden. Sie haben versucht, mich zu töten und wahrscheinlich ebenso den Mann, der sich in meinem Gewahrsam befindet.« Ich zeigte auf Gelon und wurde mir erst jetzt bewusst, dass ich immer noch in jeder Hand eine Waffe hielt und eines meiner Schwerter auf ihn richtete. Außerdem war ich von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzt. Kein Wunder, dass sie mich so befremdet ansahen. Schließlich hatten sie mich bisher nur in meiner schneeweißen, purpurgesäumten Amtstoga gesehen.
    »Ihr alle seid für diese Situation, diese unhaltbaren Zustände verantwortlich!«, fuhr ich nach einer kurzen Pause

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