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Mord am Vesuv

Mord am Vesuv

Titel: Mord am Vesuv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zu fliehen. Wo sollte sich ein Numider in Italia schon verstecken? Und auf ein Schiff würde er es nie und nimmer rechtzeitig schaffen.«
    »Hoffentlich hast du Recht. Es würde dich ziemlich in Verlegenheit bringen, wenn er verschwinden sollte. Außerdem«, fügte sie hinzu, »solltest du bald den Prozess ansetzen. Es sieht nicht gut aus, wenn du ihn noch weiter hinauszögerst.
    Schließlich ruft überall die Pflicht.«
    »Bruttium«, murmelte ich.
    Widerwillig erhob ich mich und ging in den Flügel der Villa, in dem wir Gelon untergebracht hatten. Er hatte die Nachricht vom Tod seines Vaters ohne jede Regung entgegengenommen.
    Natürlich hatte ich keine Ahnung, welche Beziehung die beiden zueinander gehabt hatten, wenn man davon absah, dass Gaeto seinen Sohn offenbar großzügig mit Geld bedacht hatte. Aber nicht jeder Sohn bedauert das Hinscheiden seines Vaters. Als ich ihm die näheren Umstände des Mordes beschrieben hatte, war er blass geworden, aber das war nicht weiter verwunderlich.
    Zu hören, dass jemand in seinem eigenen Schlafzimmer ermordet wurde und noch dazu von jemandem, dem er vertraut hatte, hat immer etwas zutiefst Beunruhigendes.
    Als ich Gelons Gemach betrat, saß Antonia an seiner Seite.
    Zweifellos wollte sie ihm ein wenig Trost spenden, und wie es aussah, durchaus mit Erfolg.
    »Gelon«, wandte ich mich an ihn und versuchte darüber hinwegzugehen, dass er sich offenbar ertappt fühlte, »ich erteile dir heute die Erlaubnis, zum Haus deines Vaters zu reiten und an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen.«
    »Das ist sehr großzügig von dir, Praetor«, erwiderte er.
    »Vorher musst du allerdings vor den Göttern und mehreren Zeugen schwören, dass du keinen Fluchtversuch unternehmen wirst.«
    »Natürlich.«
    »Außerdem wirst du von meinen Männern eskortiert, vor allem zu deinem eigenen Schutz, weil ich nicht ernsthaft befürchte, dass du zu fliehen versuchen wirst. Wahrscheinlich wird dir tiefe Feindseligkeit entgegenschlagen, vor allem von den Griechen.«
    »Gegen eine Eskorte habe ich nichts einzuwenden.«
    »Darf ich auch mitkommen?«, fragte Antonia.
    »Nein«, sagte ich. Als ob ich sie daran hindern könnte.
    So ritten wir also am frühen Nachmittag zur Straße nach Baiae hinunter. Als wir am Apollotempel vorbeikamen, sah ich am Altar noch die letzte Glut des Morgenopfers qualmen und fragte mich, wie Diocles wohl mit der Reduzierung seines Personals zurechtkam. Bevor wir in die Straße einbogen, warf ich mehr oder weniger unbewusst noch einmal einen Blick zurück und sah den alten Mann vor dem Altar stehen. Er sah uns nach, doch leider waren wir zu weit weg, als dass ich den Ausdruck in seinem Gesicht hätte lesen können.
    Als wir Gaetos Anwesen erreichten, hatte sich der bei unserem Aufbruch noch strahlend blaue Himmel verdüstert.
    Tiefe Wolken waren aufgezogen und verhießen Regen. Das traf sich gut. Nicht wegen des feierlichen Anlasses, aber seit meiner Ankunft waren die Tage einfach zu schön gewesen, kein Wölkchen hatte den Himmel getrübt. Wenn die Dinge zu lange immer nur gut laufen, halten die Götter oft eine unangenehme Überraschung bereit; das gilt auch für das Wetter. Ein Ende der Schönwetterperiode konnte also durchaus Gutes verheißen.
    Die Vorbereitungen für die Bestattung waren so weit abgeschlossen. Wie man mich aufklärte, hatten Jocasta und der Verwalter eine traditionelle numidische Häuptlingsbestattung vorgesehen, die durch einige römische und griechische Elemente bereichert werden sollte.
    Am Strand war ein riesiger Scheiterhaufen errichtet worden, für den man ausschließlich duftendes Holz verwendet hatte. In sämtliche Ritzen und Spalten hatte man Weihrauch gestopft.
    Ganz oben auf dem Scheiterhaufen lag Gaeto, auf wunderschöne Kissen gebettet und in prachtvolle Gewänder gehüllt. Er sah bestürzend lebendig aus, fast so, als ob er sich jeden Moment von seinem Totenlager erheben würde, um ebenfalls an der Zeremonie teilzunehmen. Das war der Vorteil, wenn man über eigene ägyptische Leichenbestatter verfügte.
    Die Lagermusiker spielten Harfe und Sistra, begleitet von schwarzen Nubiern, die in einem hypnotischen Rhythmus die Trommel schlugen. Ihre Instrumente waren aus hohlen Baumstämmen gefertigt, die an den offenen Seiten mit Tierhäuten bespannt waren und entweder mit Stöcken oder mit den Händen geschlagen wurden. Die Trommel ist zwar vor allem ein Musikinstrument der nicht zivilisierten Völker, doch wenn sie von kundigen Afrikanern

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