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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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von Wedell
gleichzeitig.
    Richter nickte.
    »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«, fragte Ehlers
Richter.
    »Wir müssen die Spuren auswerten«, sagte der
Hauptkommissar ausweichend.
    »Wir müssen jemanden finden, der die Verhältnisse in
diesem Büro kannte«, schlug Frauke vor.
    »Es sind alle verfügbaren Zeugen vernommen worden, von
den Hausbewohnern bis zum Paketboten. Und Manuela Tuchtenhagen ist
untergetaucht«, erklärte Richter.
    »Weder Manfredi noch seine Sekretärin werden das Büro
geputzt haben«, sagte Frauke. »Wir sollten in den Buchungsunterlagen nach dem
Gehalt einer Putzfrau suchen. Dort muss es einen Namen geben. Dann hätten wir
einen Anhaltspunkt.«
    »Wir werden das feststellen und die Frau dann
verhören«, sagte Richter mit Entschiedenheit. »Da kann sich Herr von Wedell
hineinknien.«
    »Wenn Sie einverstanden sind«, sagte Frauke in
Richters Richtung, »werde ich mich weiter um die verschwundene Sekretärin und
ihren Ehemann kümmern.«
    »Das ist sicher ein guter Ansatz«, pflichtete Nathan
Madsack bei, der sich bisher auffallend zurückgehalten hatte. »Es sind schon
merkwürdige Zufälle, dass Manfredi mit einem Fleischklopfer erschlagen wurde
und der Ehemann der untergetauchten Sekretärin in einer Fleischfabrik
beschäftigt ist. Weiß jemand, welche Funktion er dort ausübt?«
    Niemand antwortete.
    »Noch eine Aufgabe für Lars von Wedell«, sagte
Richter.
    »Gut«, schloss Kriminaloberrat Ehlers die Besprechung.
»Wir treffen uns wieder, wenn es neue Ergebnisse gibt.«
    Alle Teammitglieder standen auf. Ehlers hielt Frauke
zurück. »Einen kleinen Moment, bitte. Mit Ihnen möchte ich noch sprechen.«
    Der Kriminaloberrat nahm seine Brille ab und ließ sie
am Bügel kreisen, als alle anderen den Raum verlassen hatten. »Sie sind jetzt
wenige Stunden hier«, begann er vorsichtig. »Deshalb erfüllt es mich ein wenig
mit Sorge, dass es schon atmosphärische Störungen gibt. Ich kenne Ihre
Personalakte und die Beurteilungen, die Sie als erfolgsorientierte und
führungsstarke Frau auszeichnen. Mir ist auch bekannt, weshalb Sie von der
dänischen Grenze zum LKA Niedersachsen gewechselt haben. Bei allem Respekt vor Ihrer Einsatzfreude
sollten Sie aber auch ein wenig Teamgeist walten lassen. Hauptkommissar Richter
ist ein erfahrener Kriminalbeamter und nicht zufällig mit der Teamleitung
betraut. Haben Sie damit ein Problem?«
    »Ich danke Ihnen für die offenen Worte. Nein, ich
möchte niemandem die Rolle streitig machen. Mein Ehrgeiz gilt einzig der
Aufklärung von Straftaten. Wir alle wissen, dass der erste Angriff namentlich
bei Tötungsdelikten für die Ermittlungsarbeit von immenser Bedeutung ist. Was
dort versäumt wird, lässt sich später nur schwer kompensieren. Deshalb liegt
mir am Herzen, dass alle Aspekte bedacht werden.«
    »Kollege Richter und die anderen arbeiten routiniert.
Sie können sicher sein, dass den Kollegen nichts entgeht. Ich bitte Sie deshalb
um ein wenig gebremsten Schaum, wenn hier bei uns in Hannover anders gearbeitet
wird, als Sie es aus Flensburg gewohnt sind. Vielleicht liegt es auch an der
personellen Ausstattung. Dort oben waren Sie ein einzelnes Kommissariat, dessen
Arbeitsweise Sie allein bestimmt haben. Hier sind wir in das LKA eingebunden und legen sehr viel Wert
auf Teamarbeit. Es wäre schön, wenn sich nach den ersten holprigen Schritten
ein gedeihliches Miteinander entwickeln würde. Ich wünsche Ihnen und uns
jedenfalls eine erfolgreiche Zusammenarbeit.«
    Der Kriminaloberrat setzte seine Brille wieder auf,
fuhr sich mit der Hand über den kahlen Streifen seines nur von einem Haarkranz
umsäumten Kopfes und stand auf, ohne auf eine Antwort zu warten. An der Tür
drehte er sich noch einmal um. »Wenn Sie etwas bedrücken sollte, so gilt für
Sie wie für jeden anderen Mitarbeiter: Der Kummerkasten der Abteilung heißt
Michael Ehlers.«
    Frauke blieb noch eine Weile sitzen. Es war nicht ihre
Absicht, gleich in den ersten Stunden in der neuen Dienststelle für Unruhe zu
sorgen. Sicher war es bis zur Ersten Hauptkommissarin ein langer Weg gewesen.
Entgegen der Vielzahl von seichten weiblichen Ermittlern in Fernsehkrimis war
der Frauenanteil in Polizeiführungspositionen immer noch verschwindend gering.
Insbesondere in den »harten« Kommissariaten wie denen für Tötungsdelikte, dem
Mobilen Einsatzkommando oder dem Sondereinsatzkommando stellten sie eine
Minderheit dar. Und bei gleicher Qualifikation mussten sie stets eine Spur
besser und härter als

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