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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Brötchentüte, »Hassan«, dabei nickte er in Richtung
eines dunkelhäutigen Mannes, »und ich, die Sekretärin gesehen.«
    »Wann und wo war das? Und wie heißen Sie überhaupt?«
    Der Mann spitzte die Lippen. »Scheer.«
    »Haben Sie auch einen Vornamen?«
    »Früher nannte man mich Eduard. Heute bin ich der
Schluck-Ede.« Milde lächelnd hielt er Frauke den Flachmann hin. »Jeder hat
etwas von Hartz abbekommen. Er selbst eine Riesenabfindung. Ich das hier. Aber
zurück zu Ihrer Frage. Vom Ansehen her kannten wir die Sekretärin vom
Italiener. Eine flotte Biene. Die ist vorhin hier entlanggerannt. Nach rechts.
Wir haben uns gewundert, weil sie keine Jacke und keinen Schirm bei sich hatte.
Und das bei diesem Wetter.« Um seine Worte zu unterstreichen, zog Schluck-Ede
die Nase kraus.
    »Ist Ihnen an der Frau etwas Außergewöhnliches
aufgefallen?«
    »Was verstehen Sie unter außergewöhnlich?«
    »Wirkte sie gehetzt? War ihre Kleidung befleckt?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Was heißt das?«
    »Nuuun.« Schluck-Ede dehnte das Wort. »Neee. Sie trug
dunkle Kleidung. Fast wie immer. Was genau – das weiß ich nicht. Wie gesagt.
Besonders auffällig war nur, dass sie ohne Jacke und Schirm unterwegs war. Und
– dass sie gelaufen ist. Ich glaube, die hat uns gar nicht gesehen.«
    »Haben Sie sonst jemanden gesehen?«
    »Jaaa.«
    »Herrje. Nun lassen Sie sich doch nicht alles aus der
Nase ziehen.«
    Schluck-Ede lachte leise. »Den Paketboten. Aber das
war auch alles. Wer geht bei solchem Wetter schon vor die Tür?
    »Ja, ja«, pflichtete ihm der dunkelhäutige Hassan,
offenbar der Ladenbesitzer, bei.
    Frauke notierte sich die Namen und Anschriften der
Zeugen und kehrte zum Tatort zurück. Dort herrschte immer noch ein heilloses
Durcheinander von Spurensicherung, Kriminaldauerdienst und ihren neuen
Kollegen. Es war eine völlig andere Arbeitsweise, als sie es aus Flensburg
gewohnt war. Für einen kurzen Moment schloss Frauke die Augen und erinnerte
sich an ihre Tätigkeit im äußersten Norden.
    »Werden Frauen immer so schnell müde?«, vernahm sie
die Stimme Jakob Putensenfs.
    »Im Unterschied zur unkoordinierten Hektik, die Sie
verbreiten, versuche ich mir ein Gesamtbild von der Lage zu machen«, entgegnete
sie.
    Putensenf lachte. »Ich bin gerade unterwegs, den
Paketboten zu verhören. Kommen Sie mit?«
    Frauke nickte und folgte die Treppe hinab. Der Mann in
der braunen Uniform saß mit bleichem Gesicht in einem Polizei-Bulli.
    Er hieß Simon Fröscher.
    »Ich war schon öfter bei diesem Kunden«, erklärte er
nach Aufforderung. »Die haben gelegentlich eine Lieferung erhalten.«
    »Haben Sie auf die Absender geachtet?«, fragte Frauke
dazwischen.
    »Leider nicht. Dafür gehen zu viele Sendungen durch
meine Hände«, entschuldigte er sich. »Ich bin also die Treppe hoch.«
    »War die Haustür geöffnet?«, unterbrach Frauke ihn
erneut.
    Fröscher sah sie irritiert an. »Ja. Jetzt, wo Sie das
sagen, erinnere ich mich. Das hat mich auch gewundert.«
    »Wodurch wurde die Tür offen gehalten?«
    Der Paketbote sah an Frauke und Putensenf vorbei in
die Ferne. Dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Keine Ahnung. Ich habe nicht
darauf geachtet.«
    »Sie sind also die Treppe hoch. Und dann?«
    »Ich war so schnell durch die offene Haustür, dass ich
unten gar nicht geklingelt habe. Oben war die Wohnungstür nur angelehnt. Ich
habe trotzdem geläutet. Als sich niemand gemeldet hat, habe ich gegen die Tür
gedrückt und ›Hallo‹ gerufen.«
    »Und im Treppenhaus gewartet?«
    »Nein, sondern gleich rein. Ich kenne mich ja aus. Ich
bin in das Zimmer von der Frau, die sonst auch immer die Lieferungen
entgegennimmt.«
    »Sie meinen die Sekretärin?«
    »Keine Ahnung, was die dort macht. Da war immer nur
die Schwarzhaarige. Heute war aber keiner anwesend. Als ich in das nächste
Zimmer gesehen habe, lag da einer.«
    »Haben Sie sonst etwas bemerkt?«
    »Um Gottes willen. Ich habe das Paket abgesetzt und
bin sofort raus aus dem Haus. Zum Zeitungsladen. Da habe ich Bescheid gesagt.«
    Frauke wandte sich an Putensenf. »Haben Sie noch eine
Frage, Herr Kollege?« Der Kriminalhauptmeister schüttelte stumm den Kopf.
    »Fühlen Sie sich in der Lage, zu fahren?«, fragte
Frauke den Paketboten zum Abschluss.
    Der fasste sich an den Kragen und schluckte einmal
heftig. »Ich glaube, schon«, stammelte er.
    Putensenf hüstelte. »Ich habe mich nach dem
Hausmeister erkundigt«, erklärte er dann. »Der wurde nach Auskunft der

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