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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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der GSC leiden, soll uns eine Bastelübung aufmuntern, die wir in Teamarbeit erledigen.
    Tom und ich schauen uns verzweifelt an. Eine Bastelübung? In Teamarbeit?
    »Heilige Muttergottes«, haucht Tom. »Nein. Alles, nur das nicht.«
    Unglücklicherweise hört Dr. Kilgore, mit der wir früher – unser Pech – eng zusammenarbeiten mussten, diesen Stoßseufzer und wirft uns einen scharfen, bohrenden Blick zu. »Die Teilnahme ist Pflicht.«
    Für die College-Präsidenten offenbar nicht, denn Dr.
Allington entschuldigt sich abrupt, erklärt uns, er habe eine wichtige Verabredung – mit einer Scotch-Flasche, wenn er halbwegs bei Verstand ist – und flüchtet. Ich nehme an, Muffy Fowler würde ihn begleiten, immerhin gehört sie nicht zur Housing-Abteilung. Aber dann beobachte ich, wie ihr dreikarätiger Diamantencocktailring an Reverend Marks Sportjackett hängen bleibt, und sie beschließt – »Ach, was soll’s, zum Henker?« -, bei der Übung mitzumachen.
    Das sagt sie tatsächlich.
    Wie sich herausstellt, übertrifft die geplante Teamarbeit Toms und meine schlimmsten Befürchtungen. Dr. Flynn zeigt uns einen Stapel verschmähter Zeitungen, den er hinter der Rezeption in der Eingangshalle hervorgeholt hat. Nun sollen wir Teams von je fünf Personen bilden, und die Zeitungen werden verteilt. Tom und ich greifen gleichzeitig nach einem Stapel, damit wir zum selben Team gehören.
    »Heute hat sie so viel durchgemacht, deshalb braucht sie mich«, erklärt er Dr. Kilgore, die skeptisch die Brauen hochzieht. Der Sinn dieser Übung liegt nämlich darin, die Verwaltungsmitglieder, die uns nur selten begegnen, näher kennen zu lernen.
    Zu unserem Team gesellen sich noch Reverend Mark, Muffy Fowler und – zweifellos, um Tom und mich im Auge zu behalten – Dr. Kilgore.
    »Also«, beginnt Dr. Flynn, als jedes Team ein Zweiersofa okkupiert. Für ein ganzes Team ist so eine Couch zu klein, und so sitzen Tom und ich wieder auf dem Boden. »Sicher fragen Sie sich, was mit diesen Zeitungen geschehen soll. Nun, jedes Team muss daraus einen Unterschlupf bauen, in dem es Platz findet.«

    »Wie soll das denn klappen?«, ruft Simon, der Wasser-Hall-Leiter, erbost. »Wir haben keine Scheren und kein Klebeband.«
    »Das weiß ich, Simon«, erwidert Dr. Flynn seelenruhig. »Aber Sie haben einen Magister in Soziologie und vier ebenso gebildete Teammitglieder. Mit vereinten Kräften müssten Sie’s schaffen, etwas zu bauen, in dem Sie zu fünft sitzen können. Wenigstens so lange, bis Ihre Leistung benotet wird.«
    »Was, wir werden auch noch BENOTET?«, schreit einer von Simons Gefährten.
    »Bei einer Übung, die den Teamgeist fördern soll, ist das wirklich nicht nötig«, protestiert ein anderer.
    »Immer mit der Ruhe«, mahnt Dr. Jessup. »Das machen wir nur zum Spaß. So wie Dr. Veatch es gewünscht hätte.«
    Vermutlich weiß niemand in diesem Raum, was Dr. Veatch gewünscht hätte, weil ihn keiner – mich inklusive – wirklich kannte. Aber vielleicht hätte er geglaubt, es würde Spaß machen, Häuser aus Zeitungen zu bauen.
    Jedenfalls hätte er darauf bestanden, die Leistungen zu benoten.
    »Ist das nicht urkomisch?«, fragt Muffy, während wir zu arbeiten anfangen.
    »Doch«, sagt Tom. »Hier gefällt’s mir viel besser als in meinem Büro.«
    Natürlich lügt er. Sein Computer ist mit Madden NFL geladen, seinem Lieblingsvideospiel. Damit amüsiert er sich den ganzen Tag – wenn er keine Fassbierpartys gibt. Sogar nachts würde er das spielen, wenn sein Freund Steve nichts dagegen hätte.
    »Mir auch«, gesteht Reverend Mark gut gelaunt. Dann
wendet er sich zu mir, und sein Lächeln erlischt. »Obwohl ich schrecklich finde, was uns alle hierhergeführt hat.«
    Auch Muffy hört zu grinsen auf. »Ja, das ist wahr.« Mit ihren großen, dunklen, tatsächlich tränenfeuchten Bambi-Augen – wie macht sie das, noch dazu auf ein Stichwort? – guckt sie mich an. »Wo Sie doch mit Dr. Veatch zusammengearbeitet haben … Sicher sind Sie furchtbar traurig.«
    »Waren Sie seine Sekretärin?« Der Reverend mustert mich besorgt und mit jener morbiden Faszination, die jeder erzeugt, wenn er über eine Leiche gestolpert ist.
    »Seine Assistentin«, verbessern ihn Tom und Dr. Kilgore wie aus einem Mund.
    »Also, machen wir uns ans Werk«, fügt Dr. Kilgore hinzu. Mit Daumen und Zeigefinger hält sie die Zeitungen hoch. Offenbar will sie sich nicht mit der Druckerschwärze beschmutzen. Besonders die New York Times ist berüchtigt, weil

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