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Mord au chocolat

Mord au chocolat

Titel: Mord au chocolat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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haben wir erörtert, dass du dich nicht in die Ermittlungen der Mordkommission einmischen sollst.«
    Mit gerunzelter Stirn betrachte ich die Spitzen meiner Schuhe. Worauf er hinauswill, weiß ich. Aber er muss nicht so unerträglich pedantisch sein. »Cooper hat recht«, sage ich zu Sarah und Gavin, »die Polizei braucht unsere Hilfe nicht. Halten wir uns lieber raus.«
    »Aber Sebastian hat’s nicht getan!«, schreit Sarah.
    »Dann hat er nichts zu befürchten«, erwidert Cooper seelenruhig und gibt den Victoria’s Secret-Katalog meiner Hündin Lucy. Da sie schon die ganze Zeit neben ihm sitzt und auf diesen besonderen Augenblick wartet, gluckst sie entzückt. Dann legt sie sich auf den Bauch und beginnt zu arbeiten. Methodisch zerfetzt sie den Katalog und ergänzt das Durcheinander am Boden des Büros.
    Coopers Behauptung scheint Sarah nicht zu besänftigen. Ganz im Gegenteil. Sie sinkt auf die alte, mit Papieren übersäte Couch vor seinem Schreibtisch. Glücklicherweise gibt’s ein zweites Büro, in dem er seine Klienten empfängt und für makellose Ordnung sorgt. Bekämen sie diesen Raum zu Gesicht, würden sie wahrscheinlich an seinen detektivischen Fähigkeiten zweifeln und sich fragen, wie er hier irgendwas findet. Die Arme um die Knie geschlungen, wiegt sie sich hin und her, starrt den Boden an und wimmert leise.
    Prüfend schaut Cooper sie an, als wäre sie ein Cheeseburger, den er »well done« bestellt hat und der »medium« eingetroffen ist.
    Diese Gelegenheit ergreift Gavin, um zu verkünden: »Das ist Scheiße!« Dann macht er auf dem Absatz kehrt und verlässt das Sandsteinhaus. Krachend fällt die Tür
hinter ihm ins Schloss. Ich laufe zum Fenster und sehe ihn zur Sixth Avenue stürmen, die Schultern gebeugt, die Fäuste in den Jeanstaschen.
    »Gavin!«, rufe ich ihm nach. »Warten Sie! Wohin gehen Sie?«
    Seine Schultern spannen sich an. Aber er antwortet nicht und dreht sich nicht einmal um, obwohl er mich sicher gehört hat. Alle Drogendealer an der Straßenecke schauen zu mir herauf. »Hi, Heather!«, grüßen sie freundlich.
    Kids.
    Ich winke ihnen zu und wende mich ab. »Das verstehe ich nicht«, sage ich zum Büro im Allgemeinen. »Wohin will er?«
    »Was glauben Sie denn?«, fragt Sarah verbittert. »Zu ihr.«
    »So?« Ich blinzle sie an. »Warum?«
    »Warum wohl?«, zischt sie und wischt ihr dichtes dunkles Haar aus dem Gesicht, um mich erbost zu mustern. »O Gott, seit wann sind Sie dermaßen blind und begriffsstutzig? Jamie Price sieht genauso aus wie Sie. Nur jünger.«
    Zu schockiert, um passende Worte zu finden, schweige ich. Einige Sekunden lang ist es totenstill im Büro, abgesehen von Lucys Schmatzen und dem Rascheln zerrissenen Papiers. Dann sagt Cooper: »Ooookay. Wann genau sind wir alle verrückt geworden?«
    Sarah stößt einen zitternden Seufzer hervor und weicht unseren Blicken aus. »Hören Sie, ich muss mit Sebastian reden.« Langsam hebt sie den Kopf. »Man darf ihn doch besuchen?« Plötzlich wirkt sie viel jünger als ihre zweiundzwanzig Jahre. »Im Gefängnis?«

    »Wollen Sie wissen, ob die Bullen verdächtige Mitverschwörer zu ihm lassen, damit sie ihre Aussagen mit seinen abstimmen können?«, fragt Cooper. »Wohl kaum.«
    Erschrocken schaue ich ihn an, und Sarah bricht prompt wieder in Tränen aus. »Wie – wie konnten Sie nur!«, stammelt sie. »Wo Sie doch wissen müssen, dass ich niemals...« Schluchzend presst sie ihr Gesicht an die Armlehne des Sofas.
    Ich werfe Cooper einen vorwurfsvollen Blick zu. In wachsendem Staunen beobachtet er Sarah, bevor er sich zu mir wendet. »Was habe ich denn gesagt?«
    »Das weißt du sehr gut«, fauche ich ihn an. »Verdächtige Mitverschwörer! Du meine Güte! Sarah...« Ich setze mich zu ihr auf die Couch und versuche, den Haarwust aus ihrem Gesicht zu streichen. »So hat er’s nicht gemeint. Natürlich sind Sie keine Mitverschwörerin. Er glaubt nur, der Staatsanwalt würde das vermuten, wenn Sie Sebastian besuchen wollen...«
    »Oh, Heather, du bist daheim.« Mit seinem üblichen perfekten Timing erscheint mein Vater in der Tür, einen großen Karton mit seinen Habseligkeiten auf den Armen. Seit einer Woche zieht er aus – langsam, aber sicher. Als er die schluchzende Sarah entdeckt, ersterben sein glückliches Grinsen und seine Freude über meine Anwesenheit. »Ah, wie ich sehe, ist das ein ungünstiger Zeitpunkt. Ich habe gehört, was mit deinem Boss passiert ist. Einfach grauenvoll. An deinem Arbeitsplatz werden zu

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