Mord au chocolat
Vetter Tito...«
»Jetzt will niemand etwas über Ihren Vetter Tito hören, Magda«, mahnt Pete. Wie ich seinem Ton entnehme, könnte sie recht haben – er mag sie nicht. Aber vielleicht gehen ihm andere Dinge durch den Kopf. Besorgt schaut er auf Sarah hinab. »Viel wichtiger ist die Frage, warum er verhaftet wurde. Was haben sie gegen ihn in der Hand?«
»Keinen einzigen Beweis!«, schluchzt Sarah in ihre Arme, die sie auf dem Tisch verschränkt hat. »Er war es nicht! Er ist ein Pazifist! Nicht mal einer Fliege würde er was antun! Er macht seinen Magister in Religionswissenschaften... Um Himmels willen, er ernährt sich koscher!«
Über ihren bebenden Schultern wechselt Pete einen Blick mit mir. »Irgendwas müssen die Cops gegen ihn in der Hand haben. Was Stichhaltiges. Sonst hätten sie ihn nicht verhaftet. In einem solchen Fall – mit so viel Publicity. Ohne guten Grund hätten sie ihn nicht mitgenommen, die würden keinen Fehler machen und keine schlechte Presse riskieren.«
»Bitte, Sarah.« Ich rücke einen Stuhl an ihre Seite, setze mich und versuche, ihre Tränen zu ignorieren. Jetzt ist keine Zeit für diese Heulerei. Nicht, wenn sie ihrem Freund eine Gefängnisstrafe ersparen will. Oder Schlimmeres. In New York gibt’s die Todesstrafe. »Denken Sie nach. Welche Indizien könnten gegen Sebastian sprechen? Besitzt er eine Waffe?«
»O Gott, nein!«, erwidert sie schaudernd. »Das sagte ich doch – er ist ein Pazifist.«
Aber sie hat auch seine feindselige Geisteshaltung erwähnt. Darüber rede ich jetzt nicht. Außerdem kann sich jeder eine Waffe besorgen, immerhin ist das New York
City. »Wo war er heute Morgen, als Dr. Veatch starb? Wissen Sie das? Hat er ein Alibi?«
»Wie soll ich das wissen?« Sarah hebt den Kopf. Auf ihren Wangen glänzen Tränen. »Ich bin nicht seine Freundin. Wie soll ich wissen, wo er um acht Uhr morgens war?« Offenbar fällt ihr dieses Geständnis sehr schwer.
Pete fährt mit der Zunge über seine Lippen. »Schade...«
»Aber er hat es nicht getan!«, jammert sie. »Ich weiß das!«
»Komisch, normalerweise verlangen die Richter und die Geschworenen etwas, das man Beweise nennt. Und Sie sagen einfach, Sie wissen, dass er es nicht war? So was gilt nicht als Beweis. Jetzt muss ich wieder zu meinem Schreibtisch gehen. Seid ihr Mädchen okay?«
Wir nicken. Kopfschüttelnd geht Pete davon, und Sarah schaut ihm nach, bis die Tür der Cafeteria hinter ihm ins Schloss fällt. Dann wendet sie sich zu Magda und mir. »Nun, was tun wir?«
»Keine Ahnung, wie es mit euch ist...« Magda schaut auf ihre Armbanduhr, die mit echten Zirconium-Steinen besetzt ist. »Aber ich habe nach der Arbeit einen Termin. Augenbrauen zupfen.«
»Das meine ich nicht«, seufzt Sarah. »Ich meine, wegen Sebastian...«
»Was können wir denn tun?«, frage ich. »Die Polizei...«
»... hat den Falschen verhaftet.« Jetzt hört sie zu weinen auf. Aber in ihren Augen sehe ich immer noch diesen fiebrigen Glanz, der wahrscheinlich entstanden ist, als die Bullen ihr Idol mit Handschellen gefesselt haben. Und als ihr gellender Schrei bis zum ersten Stock der Fischer
Hall hinaufdrang. Ein Wunder, dass keine ihrer Adern geplatzt ist. »Offensichtlich ein schrecklicher Irrtum...«
»Hören Sie, Sarah...« Ich zögere. Trotzdem, es muss gesagt werden. »Ich weiß, Sie mögen ihn. Aber wieso sind Sie so sicher, dass er es nicht getan hat?«
Wortlos starrt sie mich an.
»Immerhin profitiert die GSC von Dr. Veatchs Tod.«
Sie starrt mich immer noch an.
»Ja, ich weiß, Sebastian war über diesen Mord genauso verblüfft wie alle anderen. Aber Soziopathen sind gute Schauspieler. Vielleicht...«
Nun blinzelt sie, und ich seufze.
»Okay, gut, er hat’s nicht getan.«
»Endlich«, murrt sie. »Manchmal fällt’s Ihnen schwer, Informationen zu verarbeiten, Heather. Ich glaube, Sie leiden an einer temporären Gehirnlappenstörung. Hatten Sie als Kind eine Gehirnerschütterung? Das würde einiges erklären. Jedenfalls – wir müssen rausfinden, wer Dr. Veatch wirklich erschossen hat.«
»Eh, Sarah…« Krampfhaft schlucke ich. »Darüber habe ich mit Cooper schon gesprochen. Und er findet, das wäre eine schlechte Idee.«
»So?«, murmelt sie desinteressiert. »Nun, inzwischen hat sich einiges geändert. Ein unschuldiger Mann wurde wegen eines Verbrechens verhaftet, das er nicht begangen hat. Wer hätte ein Tatmotiv? Fällt Ihnen jemand ein? Magda? Irgendwelche Ideen?«
Magda schaut wieder auf ihre
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